Schulautonomie

Forschung anhand der internationalen Leistungsstudien belegt, dass Schüler dort signifikant mehr lernen, wo Lehrer und Schulen mehr Selbständigkeit haben. Vor allem in Personalfragen und in Fragen des Tagesgeschäfts benötigen die Schulen mehr Freiheit. So ist eine planwirtschaftlich organisierte Zuweisung von Lehrern auf die öffentlichen Schulen durch Schulbehörden ein Anachronismus, der die Schulen darin behindert, das Beste aus dem Potential ihrer Lehrer und Schüler herauszuholen. Außerdem sollten Schulen und Lehrer selbst darüber entscheiden können, wie sie das ihnen zustehende Budget verwenden wollen. Dort, wo Schulen selbst über den Einkauf von Materialien entscheiden und Lehrer die Ressourcenanschaffung beeinflussen können, lernen Schüler mehr.

Dabei gehören schulische Selbständigkeit und externe Prüfungen zusammen: Eine erfolgreiche Bildungspolitik legt Standards extern fest und überprüft ihr Erreichen extern, überlässt es aber den Schulen selbst, wie sie diese am besten erreichen können. Denn externe Prüfungen erhöhen nicht nur wesentlich die Schülerleistungen, sondern sie führen auch dazu, dass sich Schulautonomie po­sitiver auf die erzielten Bildungsleistungen auswirkt. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Schulen ihre Selbständigkeit nicht für irgendwelche Maßnahmen, sondern gezielt zur Verbesserung des Lernfortschritts der Schüler einsetzen. In vielen Entscheidungsbereichen kehren externe Prüfungen sogar einen ansonsten negativen Autonomieeffekt komplett in einen positiven um.

Darüber hinaus belegt die Forschung, dass Schulautonomie sich zwar in entwickelten Ländern und Schulsystemen tendenziell positiv auswirkt, in Ländern auf niedrigem Entwicklungsniveau der Volkswirtschaft und des Bildungssystems hingegen tendenziell negativ.


Die letzte Spalte des folgenden Zeitungsartikels geht kurz auf zentrale Befunde ein:

Bildung schafft Wohlstand. Neue Zürcher Zeitung, 21.10.2015, p. 29

Etwas ausführlicher ist Abschnitt 3.3 in folgendem Beitrag:

Bildungssystem, Bildungsleistungen und Wirtschaftswachstum. Wirt­schaftspolitische Blätter 60 (3): 475-488, 2013


Hier erfahren Sie mehr über meine Forschung zu diesem Thema.

Mein wichtigster wissenschaftlicher Artikel zum Thema ist:

Does School Autonomy Make Sense Everywhere? Panel Estimates from PISA (with E.A. Hanushek and S. Link). Journal of Development Economics 104: 212-232, 2013

Ein früher Beitrag über den Zusammenhang von Schulautonomie und externen Prüfungen:

Zentrale Prüfungen als „Währung“ des Bildungssystems: Zur Komplementarität von Schulautonomie und Zentralprüfungen. Vierteljahreshefte zur Wirtschaftsforschung 72 (2): 220-237, 2003

Das vierte Kapitel meines Buches von 2007 beschreibt die Befunde zur Schulautonomie:

Letzte Chance für gute Schulen: Die 12 großen Irrtümer und was wir wirklich ändern müssen. Munich: ZS Verlag Zabert Sandmann, 2007

Mein Vortrag über "Eigenständigkeit von Schule und zentrale Abschlussprüfungen" am Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein in Kiel 2014:

Auch mein Vortrag beim Deutschland-Dialog des Bankenverbands geht (ab Minute 23) kurz auf die Selbständigkeit von Schulen ein: