Berufsbildung

Vor- und Nachteile berufsspezifischer Ausbildung im Lebenszyklus

Bildungsgänge, die spezifisch auf einen Beruf hin ausbilden, können einerseits den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt erleichtern. Andererseits können sie aufgrund von geringerer Anpassungsfähigkeit in einer sich verändernden Wirtschaftswelt aber auch zu geringeren Beschäftigungschancen im Alter führen. In verschiedenen Untersuchungen findet unsere Forschung Belege dafür, dass eine berufsspezifische Ausrichtung der Ausbildung den Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert – dass das aber oft auf Kosten der späteren Anpassungsfähigkeit geht. Menschen mit einer berufsspezifischen Ausbildung haben in jungen Jahren höhere Beschäftigungschancen als Personen, die allgemeinbildende Programme absolviert haben. Aber wenn die spezifischen beruflichen Kompetenzen im Laufe der Zeit im technischen und strukturellen Wandel nicht mehr nachgefragt werden, erhöht sich später die Gefahr, die Arbeit zu verlieren. Dieser Zielkonflikt zwischen anfänglichem Beschäftigungsvorteil und späterem Beschäftigungsrisiko ist in Ländern mit dualer Berufsausbildung besonders stark ausgeprägt.

Einkommenserträge von Bildungsabschlüssen im Lebensverlauf

Eine weiterführende Bildung muss letztlich als Investition verstanden werden: Sie kostet nicht nur Zeit und Engagement, sondern auch Geld. Doch ob es um Lehre, Meister oder Studium geht: Der Aufwand für die Bildung lohnt sich. Unter dem Strich bringt jeder höhere Abschluss über das gesamte Erwerbsleben zwischen 22 und 64 Prozent mehr Einkommen. Wie unsere Berechnungen belegen, verdient eine Person mit Abschluss einer Lehre über das gesamte Erwerbsleben im Durchschnitt 143.000 Euro mehr als ohne beruflichen Ausbildungsabschluss. Ein Meister bringt 129.000 Euro mehr als eine Lehre, ein Fachhochschulstudium 267.000 Euro und ein Universitätsstudium 387.000 Euro. Sowohl bei der Lehre als auch beim Studium bestehen aber große Unterschiede nach der jeweiligen Fachrichtung.


Zeitungsartikel zu den Vor- und Nachteilen berufsspezifischer Ausbildung im Lebenszyklus:

Wenn das Gleis zur Sackgasse wird. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.2.2017, p. 16


Hier erfahren Sie mehr über meine Forschung zu den Vor- und Nachteilen berufsspezifischer Ausbildung im Lebenszyklus.

Mein wichtigster wissenschaftlicher Artikel zum Thema ist:

General Education, Vocational Education, and Labor-Market Outcomes over the Life-Cycle (with E.A. Hanushek, G. Schwerdt, and L. Zhang). Journal of Human Resources 52 (1): 48-87, 2017

Einen nicht-technischen Überblick gebe ich in:

Berufsbildung in Zeiten des Wandels. In: Bundesinstitut für Berufsbildung (ed.), Berufsbildung von morgen – Innovationen erleben, Bonn: BIBB, 46-51, 2018

Das Pro und Contra der dualen Berufsausbildung über den Erwerbslebenszyklus in einer sich wandelnden Welt (with E.A. Hanushek and L. Zhang). ifo Schnelldienst 65 (1): 40-42, 2012

Facing the Life-Cycle Trade-off between Vocational and General Education in Apprenticeship Systems: An Economics-of-Education Perspective. Journal for Educational Research Online 11 (1): 31-46, 2019

Die Ergebnisse zu den Einkommenserträgen von Bildungsabschlüssen im Lebensverlauf:

Bildung hat Zukunft: Bildungsstudie 2017 (with M. Piopiunik and F. Kugler). Frankfurt: Union Investment, 2017

Einkommenserträge von Bildungsabschlüssen im Lebensverlauf: Aktuelle Berechnun­gen für Deutschland (with M. Piopiunik and F. Kugler). ifo Schnelldienst 70 (7): 19-30, 2017

Lehre, Meister, Studium: Bildung lohnt sich. Süddeutsche Zeitung, 13.5.2017, p. 24


Meine Keynote "Berufsbildung in Zeiten des Wandels" auf dem BIBB-Kongress 2018:

Folien:

Folien meiner Keynote Lecture "Vocational vs. General Education and Employment over the Life Cycle" auf der CVER Konferenz 2017 am Centre for Vocational Education Research an der London School of Economics