2017

ÖTZTALER 2017

Wenn die Anspannung den Höhepunkt und die Topform erreicht hat, dann ist es wieder Ende August. Genauer gesagt, der 27. August in Sölden Tirol, dem Start- und Zielort des legendären Ötztaler Radmarathons. In der Szene berühmt berüchtigt, kennt den Ötztaler eigentlich jeder ambitionierte Radsportler.

Der Ötztaler Radmarathon wirft das ganze Jahr seinen Schatten voraus. Die Vorbereitung muss passen, um dieses extrem schwere Eintagesrennen in einer ordentlichen Zeit bestehen zu können. Wie schon seit Jahren ist auch dieses Jahr das Team TV Elm wieder mit dabei.

Auch die 37. Auflage führt über 238Km und 5.500Hm von Sölden nach Oetz, von dort über das 2.020m hohe Kühtai, den ersten schweren Berg des Tages. Die schnelle Abfahrt bringt die Teilnehmer nach Innsbruck von wo es über den Brenner (1.370m) nach Italien geht. Als die letzten beiden großen Hindernisse gilt es zunächst den Jaufenpass mit seinen 2.057m an Höhe und schließlich das berühmt berüchtigte Timmelsjoch auf 2.504m zu bezwingen.

Und das wie immer mit ganz unterschiedlichen Zielen der einzelnen Fahrer. Wobei das unterbieten der Bestzeit für jeden Sportler oberste Priorität hat, vom sicheren Ankommen mal abgesehen. Bei der Auflage 2017 treten neben den letztjährigen Teilnehmern Martin, Jochen, Andreas und Roberto, nach 8 Jahren Ötzi Pause auch wieder Frank an.

Beim Start um 6:45Uhr ist das Wetter perfekt. Nach dem heftigen Gewitter am Vortag, präsentiert sich Sölden zum Start unter klarem Himmel. Die aufgehende Sonne versteckt sich noch hinter den Bergen. Doch die beiden Fernsehhelikopter kreisen schon, als sich 4.500 Radfahrer aus ihren Hotels in Richtung Hauptstraße bewegen.

Es herrscht eine angespannte Stimmung. Aber auch die Vorfreude ist riesengroß. Ein letztes Gespräch und schon ertönt ein Knall. Es geht los. Der Ötztaler Radmarathon ist gestartet. Für die Elmer Fahrer als auch für die restlichen Teilnehmer geht es hinab Richtung Oetz.

Anfangs ist es noch kühl im Ötztal. Doch schon bald ist der Körper auf Betriebstemperatur. Ohnehin gilt hier höchste Anspannung und Konzentration. Überall Radfahrer! Der Tross ist einfach riesengroß. Bis auf eine Gefahrenstelle, wo ein Sturz geschehen ist, verläuft die Abfahrt einwandfrei.

Dennoch sind die Elmer Fahrer schon nicht mehr zusammen. Unterschiedliche Tempi und der kleine Stau an der Gefahrenstelle haben unsere kleine Gruppe schon zerteilt. Auf den ersten Metern im Kühtai heißt es Jacke verstauen und Rhythmus finden, was bei diesem sehr steilen und unrhythmischen Pass äußerst schwierig ist.

Immer noch ist kaum Platz auf der Straße. Doch das Fahrerfeld zieht sich langsam auseinander. Über steile Passagen und einige Kehren zieht sich die Passstrasse über Ochsengarten hinauf auf 2.020m. Jochen, Andreas und Martin überqueren die erste Hürde kurz nacheinander. An der Labestation werden die Vorräte schnell aufgefüllt. Die drei Elmer Fahrer liegen voll im eigen gesetzten Plan. Auch Roberto und Frank stellt das Kühtai vor kein Problem. Die erste Hürde ist bezwungen und es geht mit 100Km/h in Richtung Tiroler Landeshauptstadt.

Keine ungefährliche Abfahrt! In Innsbruck heißt es erst mal während der Fahrt verpflegen und die Lage sondieren. Wer ist mit dabei, wie groß ist die Gruppe, wie wird der Brenner angegangen? Der Brenner, ja der ist so eine Sache, ob Freund oder Feind, dass lässt sich jedes Jahr anders empfinden. Der längste und flachste Pass des Ötztalers kann bei guter Überfahrt schnelle Endzeiten hervorbringen, aber auch dem Körper schon zuviel Energie entziehen, die gegen Ende des langen Radmarathons fehlt. Hier gilt es eine gute Pace und Gruppe zu finden.

Für Jochen, Martin und Andreas sieht es dieses Jahr aber nicht gut aus. Die große Gruppe, die sich nach der Abfahrt gebildet hat, arbeitet nicht gut zusammen. Zu groß sind die unterschiedlichen Interessen. Niemand will zuviel investieren. Die Elmer Radsportler müssen zu viele Führungen fahren. Keine optimale Angelegenheit. Dazu gesellt sich noch ein fieser Gegenwind. Der Brenner und Italien sind nach knapp 4h Fahrzeit erreicht. 10min hinter dem gesetzten Plan liegt unsere kleine Teamgruppe schon. Nicht optimal, aber das Rennen ist noch lang.

Als die Uhr 11 überschreitet, erreicht auch unser Teamfahrer mit italienischen Wurzeln seine Heimat. Roberto liegt gut in seinem eigenen Plan. Auch die Temperaturen erreichen italienisches Niveau als Frank über den Brenner fährt. Er hat eine Gruppe erwischt, die den Brenner förmlich hochgeflogen ist. Ein wenig Bedenken für die schweren Berge hinten raus gibt es schon, aber die Gruppe fahren lassen ist auch keine Option. Die Labestation noch schnell angefahren und weiter geht es über Sterzing zum Jaufenpass.

Hier geht der Ötztaler Radmarathon nun richtig los. 150Km sind bereits in den Beinen. Der Jaufenpass fordert nun richtig. Über 15km geht es nun bergauf. Kehre über Kehre schlängelt sich die Passstrasse erst durch den Wald bis auf knapp 2.000m die Baumgrenze erreicht ist und der Gipfel in Sicht kommt. Jochen und Martin überqueren den Pass als Erste der Elmer. Der Jaufen lief an sich ganz gut. Dennoch liegen die Beiden in Ihrem Zeitplan immer noch etwas zurück. Aber am Timmelsjoch kann noch viel passieren, am Scharfrichter des Ötztaler Radmarathons. Zunächst gilt es die schwierige Jaufenpassabfahrt zu überstehen. Schlechter Straßenbelag und viel Kehren fordern hier gute Fahrkünste. Aber auch der Spaß kommt nicht zu kurz.

Andreas sucht am Jaufenpass sein eigenes Tempo. Ohnehin ist nun jeder auf sich gestellt. Er überquert knapp 5min später die Passhöhe. Die gleichmäßige Steigung am Jaufen kommen auch Roberto und Frank zu Gute. Beide liegen in Ihrem Plan und erreichen in kurzem Abstand nacheinander den Berg. Auch wenn sich die Strapazen bei Allen bemerkbar machen, sind alle Elmer Fahrer gut über die Steigung gekommen. Nun warten die 30Km Anstieg des Timmelsjoch.

Das Timmelsjoch setzt auch Andreas nochmals richtig zu. Doch auch für ihn ist es nach 9:11Std geschafft. Auch wenn es nicht für eine neue Bestzeit gereicht hat, trotzdem eine sehr gute und zufriedenstellende Leistung. Die drei Elmer sind gerade im Ziel, als es leicht anfängt zu regnen. Jetzt heißt es warten auf Roberto und Frank. Die Beiden haben leider weniger Glück. Die Abfahrt vom Timmelsjoch ist nass und somit auch sehr schwierig. Dennoch schafft es Roberto in einer neuen Bestzeit ins Ziel nach Sölden. Nach 11:06Std erreicht er im mittlerweile stärkeren Regen Sölden. Super Leistung! Fehlt nur noch Frank. Er kämpft nun mit dem Wetter und den Steigungen des Timmelsjoch. Eine sehr starke Zeit und das belohnende Weizenbier im Ziel lassen auch ihn den letzten Pass bezwingen. Dann ist es für das komplette Team TV Elm geschafft. Frank schafft bei der Ausgabe 2017 mit 11:45Std eine Wahnsinns Steigerung seiner Bestzeit. Gratulation!

Das Timmelsjoch entschädigt aber mit grandioser Hochgebirgskulisse. Doch auch die steilen Rampen des Passes haben irgendwann ein Ende. Der letzte Anstieg ist geschafft. Bis auf den Gegenanstieg an der Mautstelle geht es nur noch abwärts ins Ziel nach Sölden. Jochen und Martin überqueren das Timmelsjoch kurz nacheinander. Mit einer starken Fahrt am letzten Pass des Tages haben die Beiden ihren eigens gesetzten Plan doch noch erfüllen können. Die schnelle Abfahrt nach Sölden ist geschafft und Jochen finisht den Ötztaler Radmarathon 2017 in 8:55Std, dicht gefolgt von Martin in 8:56Std. Wieder ist eine Zeit unter 9Std geschafft. Knallhart, aber wieder eine super Leistung!

Jaaa dieses Timmelsjoch. Knapp 1.800Hm auf 30Km, viele Kehren und steile Rampen und dass nach 180Km in den Beinen. Für alle Teilnehmer des Radmarathons die ultimative Prüfung. Auch dieses Jahr ist es wieder sehr warm in St. Leonhard im Passeier, dem Fuß des Anstiegs. Eine leichte Wolkendecke verhindert aber die direkte Sonneneinstrahlung, also gute Bedingungen. Der Blick Richtung Passhöhe zeigt aber schon dunkle Wolken und die ersten Anzeichen für ein Gewitter. Das Timmelsjoch startet gleich richtig hart. Die Rampen beim Örtchen Moos fordern so Richtig ihren Tribut. Endlos zieht sich die Straße aufwärts. Die oberen Kehren und die Passhöhe im Blick, geht es Kurbelumdrehung für Kurbelumdrehung weiter. Leise ist es am Timmelsjoch geworden. Nur das Rasseln der Ketten, das Summen der Laufräder und Schnaufen der Radsportler sind zu hören.

Der Ötztaler Radmarathon ist und bleibt das Non Plus Ultra in der Radmarathonszene. Fast perfektes Wetter und eine super Organisation machen auch die Ausgabe 2017 zu einem tollen Erlebnis. Es hat wieder viel Spaß gemacht mit unserer kleinen Gruppe in Sölden. Der nächste Ötztaler wird kommen, ganz bestimmt... J.K.