2015

Bildergalerie von JOCHEN, MARTIN, ALEX, ROBERTO, ANDREAS

Ö t z t a l e r R a d m a r a t h o n

Es treibt sie alle wieder nach Tirol ins Ötztal, Sölden heißt das Ziel. Von überall her kommen Sie. Deutsche, Österreicher, Italiener, Schweizer, Dänen und sogar Amerikaner. Alle lockt sie die Faszination an dieser wunderbaren Sportart her. Sölden und die Ötztaler Alpen bilden dazu die passende und atemberaubende Kulisse.

Es ist wieder angerichtet, bereits zum 35. Mal, wie immer am letzten Wochenende im August.

Alleine der Ruf dieser Veranstaltung ist schon legendär. Für viele Radsportler das Highlight der Saison. Egal ob Neuling oder bereits mehrfacher Teilnehmer, die Faszination „Ötztaler“ bleibt immer erhalten. Ein Grund für die tausenden Anmeldungen jährlich.

Dazu gesellen sich eine perfekte Organisation und eine komplett abgesperrte Strecke. Die Rahmenbedingungen passen.

Und die 35. Auflage des Klassikers wartet mit einer weiteren Überraschung auf. Während die letzten Austragungen immer wieder unter kaltem und nassem Wetter zu leiden hatten, dreht sich der Spieß 2015 um. Hitze, Hochdruck, Sonne, Hochsommer, nur ein paar der Begriffe, die das ganze Wochenende im Ötztal zu hören sind. Schon in den Tagen vor dem Radmarathon ist die Hitze zu spüren. Dennoch ist die Vorfreude auf das Event riesig. Keine Regenjacke, keine Überschuhe, Sonne den ganzen Tag, besser kann eine Prognose nicht sein.

Nach und nach trudelt der Tross des Team TV Elm in Sölden ein. Neben unseren Teamfahrern Martin und Andreas, die so gut wie jedes Jahr wieder hier sind, treten auch Jochen und Alex zum wiederholten Male beim „Ötzi“ an. Für Roberto hingegen ist es eine Premiere. Auch der Samstag vor dem Rennen ist speziell. Der Ort ist voll, randvoll. Die Atmosphäre ist klasse.

Startunterlagen holen, Rad herrichten, Kollegen treffen, Bike Expo besuchen etc. Der Tag vergeht schnell. Am Abend dann noch die letzten Teambesprechungen, dann heißt es Warten…

Die Nacht vergeht wie immer schnell. Draußen hört man das Rauschen der Ötztaler Ache. Ansonsten noch Stille. Kalt ist es nicht, der Himmel klar. Ein schöner Sommertag kündigt sich an.

Ein lauter Knall und es geht los. Der Ötztaler Radmarathon beginnt. Die riesige Schlange an Fahrern schlängelt sich das Ötztal hinaus Richtung Ötz. Unsere kleine Mannschaft kommt problemlos fast geschlossen unten an.

Es ist 6 Uhr in der Früh, als sich 4.300 Teilnehmer in die Startaufstellung aufmachen. Aus allen Ecken Söldens strömen die Fahrer auf die Hauptstraße. Ein imposantes Bild! Kurz vor 6:45 Uhr, dem Start, beginnt die heiße Phase. Helikopter kreisen über dem Fahrerfeld, die Kameras nach unten gerichtet.

Dann beginnt der erste Anstieg. Etwa 1.200 Hm auf 18 km, das Kühtai ist mehr als nur eine Vorspeise. Unrhythmisch mit Steigungen bis zu 18 % wechseln sich flachere und steilere Passagen ab. Höher und höher schraubt sich die Straße, meist noch in Wald gelegen. Erst nach der kleinen Ortschaft Ochsengarten lichtet sich der Wald. Vorbei am Stausee geht es Richtung Passhöhe. Es ist 8:30 Uhr, die Morgensonne blinzelt über die Berggipfel und taucht das Kühtai in ein schönes Licht. Auf den letzten Metern herrscht riesen Stimmung, viele Zuschauer säumen den Straßenrand.

Ein Blick auf den Tacho zeigt, wir liegen noch voll im Plan. 1:51h ist das Rennen nun alt. Das Trio Martin, Alex, Jochen überquert den Pass als Erstes, dicht gefolgt von Andreas. Andere Zeiten auf dem Plan stehen hat Roberto, der aber nicht lange auf seine Kühtaiüberquerung warten lässt.

Auf 2.020 m befindet sich die erste Labestation. Ein kurzer Stop zum Flaschen auffüllen, dann geht es in die Abfahrt. Schnell ist diese, stellenweise sehr schnell, bis 108km/H werden hier erreicht. Volle Konzentration ist angesagt!

Unten angekommen taucht Innsbruck in das Blickfeld der Teilnehmer. Bereits jetzt ist es angenehm warm. Die Sonne hat es schon weit nach oben geschafft. Die Durchquerung der Tiroler Landeshauptstadt verläuft unproblematisch. Windwesten verstauen und sich verpflegen ist angesagt. Vorbei an der Bergiselschanze geht aus auf der alten Brennerstraße Richtung Italien.

Am Anfang noch gemeinsam, doch in der riesigen Gruppe mit ständigen Tempoverschärfungen ist bald jeder auf sich alleine gestellt. Mal wird gebummelt, danach wieder richtig Tempo gebolzt. So geht es 40 km und knapp 700 Hm auf den Brenner. Auf der Passhöhe heißt es kurz durchschnaufen und sondieren. Wo sind die Teamkollegen, was macht die Zeit? Martin und Jochen liegen noch immer voll im Plan, 3:52 h. Andreas hat den Brenner genutzt, um wieder aufzuschließen. Zu dritt geht es weiter. Die nächste Zeit wird von Alex gemessen, der unmittelbar danach die Grenze nach Italien überquert. In einer der folgenden großen Gruppen folgt Roberto. Das Rennen ist nun 120 km alt. Die Hälfte der Strecke ist geschafft, doch die Schwierigkeiten beginnen erst jetzt so richtig. Für die Teamfahrer geht es weiter in Richtung Süden, nach Südtirol. Durch Sterzing führt die Abfahrt ins Wipptal und von dort aus zum Jaufenpass, der dritten Steigung des Tages. Die Temperaturen sind bereits auf über 30 Grad geklettert. Langsam machen sich die bereits 4 Stunden Fahrt bemerkbar. Der Jaufenpass besitzt den großen Vorteil fast komplett im Wald zu liegen. Schatten ist um die Mittagszeit auch notwendig. Bis auf 2.150 m geht es nun hinauf. Bereits auf den ersten Kilometern trennen sich die Elmer Fahrer. Jeder sucht seinen eigenen Rhythmus. Kehre um Kehre schlängelt sich die Jaufenstraße durch den Wald, meist bei gleichbleibender Steigung. Erst im oberen baumfreien Bereich eröffnet sich allen Teilnehmern der Blick auf die Passhöhe und der beeindruckenden Bergwelt.

Noch immer gut im Rhythmus bezwingt Jochen als erster Elmer Fahrer den Pass. Kurzer Zwischenstopp an der Labestation, dann geht es in die Abfahrt. Noch immer ist der Zeitplan intakt, 5:42 h. Also nichts wie weiter! Martin befindet sich zu diesem Zeitpunkt nur etwa eine Minute dahinter. Auch er hat den Jaufenpass in hohem Tempo bewältigt. Als gewohnt guter Abfahrer wird er versuchen, die Lücke wieder zu schließen.

Die oft endlos erscheinende Passstraße kann Andreas auch bei seiner siebten Teilnahme nicht schocken. Zwar muss auch er der Hitze schon ein wenig Tribut zollen, doch der Jaufen ist passiert. St Leonhard im Passeiertal lautet auch für ihn nun das nächste Etappenziel.

Es ist 13 Uhr, da erscheint Alex auf der Passhöhe. Ein Blick auf die Uhr. Alles im grünen Bereich, der Jaufen ist erledigt, nur noch ein letzter Pass. Die Abfahrt ist sowieso sein Fall, also mit Schwung ins Tal.

Komplettiert wird das Team auf dem Jaufenpass durch Roberto. Schon früh im Jahr hat er die Strecke genau inspiziert, ist auf alles vorbereitet und bewältigt den Jaufen in der Mittagshitze im guten Rhythmus. Seinem Plan ein gutes Stück voraus geht auch er auf die 20 km lange Abfahrt.

Drei Pässe liegen hinter den Fahrern, gut 180 km. Einer wartet noch, eben dieser, beim Ötztaler Radmarathon berühmt berüchtigt, der höchste der vier, das Timmelsjoch auf 2.509m, 1.800 Hm am Stück auf 30 km. Respekt einflößend, keine Frage! Was sich hier abspielt muss man als Radmarathonfahrer gesehen und erlebt haben. Zudem ist es über 34 Grad im Passeiertal, ein Glutofen, die Luft steht. Beste Aussichten also….

Die ersten Kilometer geht es noch leicht bergan. Dann hinter dem Örtchen Moos die ersten Kehren, Steigungen über 12 %. Niemandem der 4.300 Teilnehmer geht es anders, wahnsinnig hart ist es hier. Die extreme Hitze setzt den Fahrern richtig zu. Die vielen Zuschauer am Straßenrand und auch die Bergrettung helfen am Rand immer wieder mit Wasser aus, jeder Gartenschlauch wird zum Hochgenuss.

Martin hat Jochen auf der Abfahrt wieder aufgefahren und zusammen geht es in den Pass. Doch schon bald trennen sich die Wege wieder. Jeder fährt seinen eigenen Rhythmus. Nach anfänglichen Problemen mit der Hitze, läuft es bei Jochen mit zunehmender Höhe und abnehmenden Temperaturen immer besser. Die Geschwindigkeit und Motivation passen. Das Moment um nutzen und möglichst schnell auf den Pass. Martin dahinter aber nicht minder. An der letzten Labestation besteht noch einmal Sichtkontakt, dann kommen die schier endlosen Kehren hinauf aufs Timmelsjoch.

Andreas nutzt ebenfalls noch einmal die letzte Labestation, dann geht es auch für ihn in die Schlusssteigung, wohlwissend was ihn noch erwartet.

Die gute Vorbereitung scheint sich nun für Roberto auszuzahlen. Auch im Timmelsjoch ist der Rhythmus noch gut, auch wenn es enorme Anstrengung erfordert.

Dass es nicht jeden Tag klappen kann und die Gesundheit immer an vorderster Stelle steht, muss dieses Jahr Alex schmerzlich erfahren. Knieprobleme machen eine Weiterfahrt unmöglich. In mitten des Timmelsjoch muss er den diesjährigen Ötztaler leider beenden.

Für die anderen Teamfahrer heißt es jetzt, hoch auf den Pass und runter ins Ziel. Kurbelumdrehung um Kurbelumdrehung, Kehre um Kehre zieht sich der Tross des

Ötztalers die Passstraße hinauf. Trotz tausender Sportler ist es leise, nur das Rasseln der Ketten ist zu hören.

Doch der Kampf wird auf dem Dach des Ötztalers, auf 2.509m, mit einer riesigen Portion Glück und Stolz belohnt. Zuerst erscheint Jochen auf der Passhöhe. Die Hitze und Länge des Rennens haben ihre Spuren hinterlassen, knapp hinter dem gesteckten Zeitplan geht es für ihn hinab nach Sölden.

Noch einmal alles rausholen, den Gegenanstieg zur Mautstelle überwinden und dann ist es geschafft. Der Zieleinlauf wird durch die vielen Zuschauer zu einem tollen Erlebnis.

Jochen finisht den Ötztaler Radmarathon

in 9:04:08h.

Langsam und zäh fließen die Kilometer dahin. Höher, immer höher lautet das Motto, denn die Passhöhe befindet sich immer im Blickfeld der Teilnehmer. Egal ob erfahrene Ötztaler Athleten wie Martin und Andreas, als auch Neulinge wie Roberto, das Timmelsjoch fordert von allen das Maximum ab. Jeder kämpft mit sich, der Steigung, den endlosen Höhenmetern und Kilometern.

Nur 5 Minuten später überquert Martin das Timmelsjoch und macht sich auf den Weg nach Sölden. Die letzten kleinen Anstiege können auch ihn nicht mehr stoppen und er erreicht unter dem Applaus der vielen Zuschauer das Ziel in 9:09:48h. Er finisht den Ötzi

bereits zum siebten Mal.

Der nächste der den letzten Tunnel am Timmelsjoch durchquert, die Passhöhe erreicht und sich in die Abfahrt stürzt, ist Andreas. Souverän wie die Jahre zuvor, finisht er die diesjährige 35. Auflage des Ötztaler in 9:27:49h.

Im Ziel herrscht weiterhin die beste Stimmung. Dann kommt auch schon der nächste Teamfahrer. Sich selbst gut eingeschätzt und eine starke Premiere feiert Roberto, der das Ziel in Sölden nach 11:38:08h erreicht.

Einen Glückwunsch an alle Finisher, die trotz der hohen Temperaturen den

35. Ötztaler souverän gemeistert haben.

Und zum Abschluss natürlich:

Nach dem Ötztaler ist vor dem Ötztaler! J.K.

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