Bericht vom 24.01.15

Schneegestöber

Die Stille wirkt beinahe unheimlich. Jeder Reifenschlenker, der bei schneller Fahrt oftmals einen Freudenschrei auslöst, versucht Alex nunmehr zu unterdrücken. Wild tanzt die Gabel auf dem Schmierfilm hin und her. Die Bremsverzögerung am Vorderrad muß fein dosiert und vorausschauend eingesetzt werden. Das Tempo bleibt moderat, denn der Kollegendruck ist nicht vorhanden. Vielmehr erfreut sich der Elmer Biker an der Herausforderung mit der weißen Pracht. Stollenmuster queren Hufabdrücke, feine unberührte Eiskristalle fliegen in Kurvenfahrten heftig umher.

Kurven auf glatter Schneefahrbahn erfordern grundsätzlich die gleiche Technik wie bei Trockenheit. Die Geschwindigkeit ist jedoch durch den schlechteren Grip stark reduziert. Alex lotet gerne das Limit bei Kurvenfahrten aus. Dabei rutscht der Vorderbau oftmals unkontrolliert weg, mit einem schnellen Gegenlenken mit übersteuerndem Hinterrad gelingt es dem Fahrer die Maschine senkrecht zu halten. Der Fuß an der Kurveninnenseite sollte stets abfangbereit sein, falls ein Abflug droht.

Auf der Völklinger Spielwiese bekommen die Sprunghügel und Steilkurven durch den tiefen Schnee eine besondere Bedeutung. Der ohnehin schon anspruchsvolle Kurs bereitet für Marathonbiker eine respektvolle Fahrtechnik. Nicht selten erfolgt die Fahrt im Blindflug, weil die äußerst langsame Geschicklichkeitsetappe für das Beschlagen der Brillengläser sorgt.

Tage vorher kündigte der Deutsche Wetterdienst für den kommenden Samstag mehrere Zentimeter Neuschnee an. Welch ein herrlicher Anblick bietet sich dem Betrachter als endlich der Schneefall einsetzt. Gleichzeitig schießen Endorphin Werte in den Kopf, bei dem Gedanken, dass heute wieder ein Mountainbike Training ansteht.

Die Maschine steht fahrbereit im Keller, nur der Luftdruck muss an die besonderen Bedingungen angepasst werden. Jochen und Martin wären gerne dabei gewesen, aber ihre Termine überschlugen sich. Also, sollte Alex heute im Schneegestöber den Wald alleine erkunden.

Mit Vorsicht beginnt die Fahrt. Denn der weiße Schneeteppich tarnt den Walduntergrund und erhöht die Spannung, weil überraschende Hindernisse nicht erkannt werden. Durch die schwere Last hängen Äste in die Trails, die zusätzliche Ausweichmanöver verursachen. Bekannte Abschnitte sind nicht wieder zu erkennen und der Schnee knirscht unter den Stollenreifen so laut, dass die Waldbewohner den Fahrer verwundert beobachten.

Die Technik kämpft diesmal nicht mit dem Schlamm, sondern gefrorener Schnee krallt sich im Schaltwerk fest, so dass der Schaltvorgang nicht immer harmonisch verläuft. Der richtige Gangwechsel auf steilen Anstiegen ist ganz entscheidend. Wegen der geringen Traktion ist ein runder Tritt wichtig und das Gesäß muß in Steilpassagen auf die Sattelspitze wandern, damit der Oberkörper weit vorgebeugt wird um den Schwerpunkt optimal zu verlagern.

Dieses Zusammenspiel aus Akrobatik, Ausdauer und Herausforderung macht eine Schneefahrt besonders interessant. Da in unseren Breitengraden diese Möglichkeiten begrenzt sind, wird die Ankündigung einer Schneefront von den Elmern Mountainbikern mit Freude erwartet. A.P.