SURM

SURM - Schwarzwald Ultra Rad Marathon

Der Berg hört irgendwann auf, aber der Regen? …

Der Schwarzwald Ultra Rad Marathon, er sollte als Jahresabschluss-Marathon 2014 bezwungen werden. Schon lange stand er im Teamkalender. In den Jahren zuvor oft angepeilt und trotzdem ist kein Elmer Fahrer hier je gestartet. Es wurde also Zeit, etwas daran zu ändern!

Martin, Frank und Jochen stürzten sich in das Abenteuer und es sollte auch eines werden…

Eine gewisse Unbekannte war dieser Marathon schon. Niemand wusste so recht, was uns alles erwarten würde, obwohl Teile der Strecke schon im Rahmen von Trainingstouren abgefahren wurden. Diese führt über 233 km und 4.000 Hm quer durch den mittleren und südlichen Schwarzwald. Ein ständiges Auf und Ab mit dem Kandel als Höhepunkt. Vorab schon soviel: Dem Wort „Ultra“ wurde dieser Radmarathon 2014 gerecht, teilweise wegen der Strecke, aber hauptsächlich wegen des Wetters, doch dazu später!

Samstag, 20 September, Alpirsbach. Bekannt ist der Start- und Zielort vor allem durch seine Bierbrauerei. An diesem Wochenende aber bildet Alpirsbach bereits zum 25. Mal den Ausgangspunkt des Schwarzwald Ultra Rad Marathons. Warm und sonnig zeigt sich der Samstag vor dem Renntag. 490 Starter wollen sich der Herausforderung stellen, wohlwissend, dass die Wetterprognosen für den Sonntag keinesfalls einladend sind. Hier und dort fällt der Begriff Unwetterwarnung für den Hochschwarzwald. Der Abend vor dem Marathon wird mit der obligatorischen Pasta Party und letzten Vorbereitungen verbracht. Dann heißt es warten auf den Start.

Der erste Blick aus dem Fenster morgens um 5:45 Uhr und die Feststellung: „Sie sehen, dass sie nichts sehen!“. Draußen ist es noch dunkel, dazu regnet es. Der Blick auf den Regenradar während des Frühstücks zeigt immer wieder große Regengebiete, die über den Schwarzwald ziehen. Die Hoffnung auf einen trockenen Start verfliegt schnell. Kurz vor 7 rollen wir ins Zentrum zur Startaufstellung. Ein lauter Knall, eine Leuchtrakete schießt in den verhangenen Himmel und der SURM 2014 ist gestartet.

Das Feld ist doch sehr überschaubar, das Wetter fordert schon vor dem Start die ersten Opfer. Durch den noch dunklen Ort rollt das noch geschlossene Feld dem Führungsfahrzeug hinterher. Der Sonnenaufgang ist für kurz nach 7 Uhr gemeldet. Und tatsächlich, es tut sich etwas. Kaum 5min auf dem Rad öffnet der Himmel seine Schleusen. Sofort steht alles unter Wasser, Sicht gibt es so gut wie keine. Trotzdem geht es mit einem enormen Tempo in den ersten Anstieg nach Schömberg (744m).

Das Feld zerreißt sofort in viele kleine Gruppen. Wie schon im Vorfeld besprochen bleibt das Team zusammen. Schnell lässt sich ein guter Rhythmus finden und die Straße schlängelt sich über Schömberg durch den Wald auf den oberen Zwieselberg (845m). Der heftige Regen lässt die gesamte erste Rennstunde nicht nach. Erste fragende Blicke tauchen auf, soll das etwa den ganzen Tag so weiter gehen und vor allem wie soll man hier heil eine Abfahrt runter kommen? Abwarten heißt die Devise, es kann nur besser werden. Die erste kurze Abfahrt wird vorsichtig gefahren, nur kein Risiko.

Dann geht es in den langen Anstieg zum Kniebis (965m). Und zum ersten Mal beruhigt sich das Wetter. Der Kniebis wird zügig befahren. Statt Fernsicht gibt es am Gipfel nur tiefhängende Wolken. Den Humor haben die Elmer Fahrer trotzdem nicht verloren. Mit jeder trockenen Minute wird auch die Stimmung besser. Nach der Abfahrt wartet die erste Verpflegung. Hier zeigt sich bereits, was für eine tolle Veranstaltung der SURM ist. Reichhaltige Verpflegung und sympathische und hilfsbereite Helfer stehen bereit.

Kurz drauf folgt der kurze, aber extrem steile Aufstieg zum Löcherbergwasen (656m), mit Rampen von bis zu 20%. Schon nach 60 km wird klar, das Wetter und die Strecke fordern hier ihren Tribut. Mit zunehmend abtrocknender Strecke und eine guten Gruppe nähern wir uns schnell der zweiten Verpflegungsstelle auf dem Bergrücken der Höhenhäuser (667 m). Schnell werden die Energiespeicher aufgefüllt, denn der Höhepunkt des Radmarathons wartet bereits auf uns.

Bei Km 115 erreichen wir den Fuß des Kandel in Waldkirch. 11 km und knapp 1.000 Hm zieht sich die Bergstraße die Kehren hinauf. Frank sorgt von unten herein für hohes Tempo. Der Rhythmus ist aber gut und das Team kommt geschlossen auf 1.194 m an. Was dann passiert, lässt sich aber kaum beschreiben, man muss es erlebt haben. Die Jacken noch nicht richtig geschlossen, erreichen wir die Verpflegungsstation auf dem Gipfel.

Es ist 12 Uhr Mittags, es wird auf einmal schwarz wie die Nacht. Und dann kommt das, was einer solchen Veranstaltung den Garaus macht: Ein heftiges Gewitter, das sich mit extremen Regenmengen auf dem Kandel entlädt. Was tun? Warten? Dazu ist es viel zu kalt. Also bleibt nur eine Möglichkeit: Dem Wetter trotzen und weiter fahren. Zu diesem Zeitpunkt redet niemand mehr von einem Radmarathon, es ist eine Schlacht, eine Schlacht gegen die Elemente der Natur. Und die Abfahrt, die wird zur Tortur, getreu nach dem Motto „immer dem fließenden Wasser folgen“.

Eiskalt ist es zu diesem Zeitpunkt, quer über die Straße fließen des Öfteren kleine Schlammbäche von einem Feld zum anderen. Die Bremsen greifen schon lange nicht mehr und so fließen wir mit dem Wasser mehr schlecht als recht den Berg hinunter. Aquaplaning ist schon überhaupt kein Ausdruck mehr, so sehr tobt das Wetter. Nach einer guten Stunde wird es heller, Licht am Ende des Tunnels. Endlich wieder trocken und etwas wärmer. Doch diese Wetterkapriolen haben mental und körperlich an uns gezehrt. Trotzdem bringen wir die restlichen Kilometer bis ins Ziel nach Alpirsbach mit toller Teamarbeit hinter uns. Nach einer Fahrzeit von 8 Stunden, unzähligen Anstiegen und „ultra“ schlechtem Wetter ist der SURM bezwungen.

Das Fazit lautet: Dieser Marathon war wohl eines der härtesten Events, das wir je gefahren haben. Die Strecke, gepaart mit dem Wetter, waren eine Erfahrung, die man so sicher selten erlebt. Ob man so etwas noch einmal erleben muss, ist eine andere Frage.

Nichtsdestotrotz ist der Schwarzwald Ultra Rad Marathon eine tolle Veranstaltung, zu der wir gerne wieder kommen, wenn das Wetter passt! J.K.