Bericht vom 13.12.14

Ein ungemütlicher Tag

Der Wolken übersäte Himmel und die vortägigen Regenmassen versprachen für die heutige Mtb-Rundfahrt viel Feuchtigkeit. Und zwar in Form von aufwirbelnden Wassertropfen, die mit dem Erdreich eine besondere Verschmutzungsstärke garantierten. Nur wenige Teamfahrer trauten sich in diese Umgebung.

Christian war mit seinem jungfräulichen Neunundzwanziger am Start. Nach dem letzten Techniktraining im Trailparcour zur Gewöhnung an die neue Radgröße hatte er das Gefühl nach mehr Aktion. Folglich wollte Christian seinen Stollenreifen den entsprechenden Untergrund zeigen. Gut, dass Alex anwesend war, denn auch er brauchte den Spaß im Outdoor. Die Strecke war schnell vereinbart und so fuhren die Mountainbiker los.

Dass die Farbe der Kleidung heute einen bräunlichen Touch bekam, war klar. Deshalb sollten die Schutzbleche über den Rädern bei Christian die Schlammangriffe abwehren. Umso ärgerlich war es, als die ersten Matschgeschoße vom Vorderreifen die Gesichtspartien trafen. Kaum losgefahren, mussten auch schon die Brillengläser gereinigt werden. Christian war mit der Situation unzufrieden. Im Verlauf der Tour sollte es noch schlimmer werden, dies war ihm aber zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt.

Allein aus Prinzip und der Optik wegen, gehören sowieso keine Anbauteile an die Hightech-Maschinen. Wer die Natur herausfordert, sollte auch mit den Konsequenzen rechnen. Beim Entlangrollen der Autobahn Richtung Wadgassen wurde das Fahrgestell mit unzähligen Feststoffteilchen übersät. Alex kannte die folgende Strecke und warnte deshalb seinen Bike Kollegen entsprechend vor. Kurze knackige Anstiege und Schlammlöcher, die einem Wattenmeer glichen, sollten für Spaß sorgen. Christian nahm die Herausforderung an.

An die Fangopackung im Gesicht hatte er sich bereits gewöhnt. Für das Bezwingen des besonderen Untergrundes fehlte noch die Erfahrung. Bei einer Schlickdurchfahrt sollte das Antriebsrad permanent drehen, da der Schlupf wesentlich größer ist als der Vorwärtsdrang. Fehlen dem durchdrehenden Rad dagegen noch die Seitenführungskräfte, ist die Grenze zwischen Fahren und unliebsamen Bodenkontakt sehr gering. Christians Geschwindigkeit tendierte bereits gegen Null, so dass der Aufschlag kurz bevor stand. In einer besonders tiefen und sehr dicken Suspension kam er schließlich zum seitlichen Fall.

Der Schmaddel nahm unverzüglich Kontakt zu der Kleidung auf und die Stimmung kippte augenblicklich um. Die verschmutzten Handschuhe hatten keine Verwendung mehr und flogen daraufhin in alle Richtungen. Leider gibt es kein Bildmaterial für die Nachwelt. Denn der feinkörnige Feststoff bildete einen gleichmäßigen Überzug der gesamten rechten Körperseite. Die Zornesröte unter dem braunen Anstrich war nur zu erahnen.

Doch die Beiden setzten ihre Schlammschlacht fort. Obwohl das Schaltwerk und die Bremsen aufgrund ihrer zähen Beschichtung ungewöhnliche Geräusche von sich gaben, spielte die Technik nicht verrückt. Christian hatte schon ein wenig Mitleid mit seiner neuen Maschine. Schließlich hatte er mit so einem heftigen Einsatz nicht gerechnet.

Der Tacho war nicht mehr zu erkennen, die Bikes ähnelten einem afrikanischem Schlammspringer und der Regengott machte ebenfalls auf sich aufmerksam. Matsch-Biken macht unheimlich viel Spaß, weil man sich an die Sandkastenzeit erinnert. Christian hatte sich mittlerweile an den fehlenden Grip gewöhnt. Schließlich fuhr er jetzt durch den übelsten Siff und nahm jedes Schlammloch mit.

Mit gesprenkelter Kriegsbemalung und knirschenden Ketten erreichten die Elmer Biker schließlich ihre Homebase. Da der selbstreinigende Nanoeffekt aus blieb mussten die Dreckschleudern noch grob abgespritzt werden. Die Anweisungen der Hausdamen, die Kleidung außerhalb des Wohnbereiches zu entsorgen, wurden auch noch anstandslos befolgt. A.P.