2012

Ötztaler Radmarathon 2012

Wie jedes Jahr strapazierte die Abfahrt mit ihren zahlreichen Kehren und dem schlechten Fahrbahnbelag auf dem Weg nach St. Leonhard die Bremsmuskulatur der Hände. Jochen kämpfte bis dahin auch mit seinem Temperaturhaushalt. Ein Streckenarzt bestätigte sodann die Unterkühlung, so dass ein Aufgeben die einzig richtige Entscheidung war. Der Ötztaler hat heute gesiegt, aber die Gesundheit ist der wahre Gewinner.

Das Finale stand bevor. Das Timmelsjoch, die höchste Passstrasse Österreichs, ist mit seinen 1.759Hm die längste und anstrengendste des Ötztaler Radmarathons und nach fast 200 Kilometern Strecke in den Beinen sicher die größte Herausforderung für die Radfahrer. Der 29km lange Anstieg mit bis zu 14% Steigung war nur noch reine Kopfsache, denn die Beine wollten schon lange nicht mehr. Wer den Ötzi kennt, weiß, dass in den alpinen Höhen mit allen Wetterkapriolen zu rechnen ist. So mussten unsere schnellen Fahrer sich auf 2.509m durch einen Graupelschauer und einzelne Schneeflocken kämpfen. Auf der folgenden letzten Abfahrt nach Sölden zurück wehte dann noch ein eiskalter Wind in die Gesichter. Mit dem Ziel vor Augen wurden schnell die drohenden Erfrierungserscheinungen an den Hautpartien vergessen.

Frank konnte sein Versprechen, die 9Std-Marke zu knacken, einlösen. Mit sensationellen 8:49Std überquerte er die Ziellinie. Kurz darauf erreichten Martin und Andreas gemeinsam den mit vielen Zuschauern gepflasterten Zielbereich in 9:16Std. Auch Alex hatte noch eine Rechnung offen. Die Zehnermarke sollte heute fallen. Das Messgerät blieb bei 9:43Std stehen. Für Harry war es die zweite Teilnahme, daher war das Streckenprofil bekannt. Die gute Vorbereitung und das intensive Jahrestraining wurden mit 11:04Std belohnt. Leider konnte Jochen das begehrte Finisher-Trikot nicht entgegennehmen. Dennoch bleibt ein kleiner Trost, denn den Ötzi gibt es jedes Jahr.

Der Ötztaler Radmarathon beschreibt Leiden und Freude gleichermaßen. Wetter aus vier Jahreszeiten, Schmerzen und mentaler Druck sind Zutaten, die diesen Rad-Klassiker ausmachen.

Ein besonderes Dankeschön geht an den mitgereisten Betreuerstab, der die Elmer Fahrer bestens unterstützt hatte.

A.P.

Die richtige Übersetzung wird gesucht, überflüssige Kleidung wird entfernt, ein Windschatten gibt es nicht. Die morgendliche Stille wird nur durch das Summen der Ketten und der Atemgeräusche gestört als sich der Wurm der bis zu 18% Steigung hoch quälte. Die Passhöhe auf 2.020m erlaubte eine kurze Atempause, bevor eine rasante Abfahrt nach Innsbruck viel Mut und Bremsgefühl verlangten. Denn auf Teilabschnitten sind dreistellige Geschwindigkeiten möglich, wie ein Elmer Biker berichtete.

Es folgte der lange, aber mit höchstens 12 Prozent Steigung, gemächliche Anstieg über die alte Brennerstrasse. Wichtig war hier, eine schnelle Gruppe für die 39km zu finden.

Vom Brenner aus ging es wieder abwärts nach Sterzing in Italien. Doch an Verschnaufen war nicht zu denken. Es folgte der dritte steile Anstieg auf den 2.090m hohen Jaufenpass. 161km waren bis dahin in den Beinen als der Wind in Gipfelhöhe die Temperaturskala weiter in Richtung Null tendierte. Die ständigen Temperaturunterschiede sorgten für weitere Anstrengungen. Kurze Platzregen und laubbedeckte Strassen sorgten für Abwechslung.

Obwohl er viel schneller unterwegs war, stand unerwartet Jan Ullrich neben Alex an der Verpflegungsstelle am Jaufenpass. Nach einem kurzen Smalltalk unter Radsportlern setzte Alex seine Fahrt weiter. „Ulle“ konnte ihn später zwar überholen, aber unsere Topfahrer, Frank, Martin und Andreas, standen am Schluss auf der Ergebnisliste vor dem ehemaligen Radprofi.

Jochen als Debütant wusste zwar was ihn erwartete, dennoch war ihm die Anspannung anzusehen. Auch bei den erfahrenen Elmer Bikern war ein Kribbeln in der Magengegend zu spüren. Insbesondere Harry, der kein Freund der Berge ist, nahm die Herausforderung an und so startete der gigantische Radwurm talabwärts Richtung Ötz. Knapp 40min. lang verlangte die Talfahrt mit Geschwindigkeiten weit über 60km/h im Peloton äußerste Vor- und Rücksichtsnahme aller Fahrer. Leider kam das Feld nicht ohne Stürze aus. Die Elmer Fahrer dagegen erreichten den ersten Anstieg zum Kühtai problemlos. Ab hier begann die eigentliche Tour.

Sonntag, 26. August 2012, die Hauptstrasse in Sölden ist gefüllt mit über 4.000 Radsportlern aus 26 Nationen, die das ganze Jahr über für diesen Augenblick trainiert haben. Der Wettergott stellte die Teilnehmer noch bis zum Start um 6:45Uhr auf eine harte Probe. Der Starkregen, der am Vortag noch vorausgesagt wurde, blieb aus. Die Strassen waren trocken und die Außentemperaturen befanden sich knapp im zweistelligen Bereich. Beste Voraussetzungen den Höllenritt zu wagen.

Es ist vollbracht! Der Ötztaler Radmarathon wurde von unseren angetretenen Teammitgliedern besiegt. Die Träume wurden erfüllt. Nicht für jeden gab es ein Happyend, dennoch bleibt der Mut und Respekt allen Gestarteten. 238km mit 5.500Höhenmeter über vier Alpenpässe - was gibt es schöneres als in einer wunderschönen Berglandschaft diese enormen Strapazen auf sich zu nehmen. Die Anerkennung gilt allen Finishern, insbesondere unseren Fahrern Frank, Martin, Andreas, Alex, Jochen und Harry.