Bericht vom 14.06.14

Vogesentour vom 14.06.14

Als die französischen Nordvogesen vor ca. 50 Millionen Jahren geformt wurden, ahnte noch niemand, dass dort am 14. Juni nach heutiger Zeitrechnung eine kleine Gruppe einer menschenähnlichen Lebensform den Kampf gegen die Naturgewalten aufnimmt. Die Rede ist von vier Radsportlern, die zum zweiten Mal die Erhebungen rund um den „Champ du feu“ herausforderten.

Auf dem 1.099m hohen „Champ du Feu“ - zu deutsch „Hochfeld“ – rutschen im Winter die Menschen auf zwei Brettern durch die Gegend, und im Sommer bewegen sich mit enganliegender, beschrifteter Kleidung versehene Erdenbewohner auf zwei drehenden Scheiben über das Gipfelplateau.

Die Vorfreude der Bergspezialisten vom Team TV Elm war groß. Endlich durften die Biker beim anfangs wolkenlosen Himmel sich die Beine verdrehen. Das Höhenprofil des ausgesuchten Trainingsgebietes zeigte fünf markante Spitzen. Von denen drei jeweils auf das „Hochfeld“ führten. Denn es gibt einen unübersichtlichen Haufen von Streckenvarianten, die alle nach oben zum Aussichtsturm navigieren.

Jochen, unser Streckenguide, kennt das Gebiet wie seine Westentasche. Er hatte im Vorfeld die Kollegen auf die bevorstehenden Strapazen vorbereitet. So führte er das Feld von Mutzig beginnend zum ersten Anstieg auf den „Champ du Feu“. Auf 20km ging es etwa 820Hm bergauf auf das Plateau in 1.027m Höhe. Mit durchschnittlichen 4,6% Steigung verlief die erste Etappe relativ schmerzlos. Als Belohnung steht in der Regel immer eine lange Abfahrt an. Obwohl das Wetter früh morgens in starke Bewölkung wechselte und die Temperatur etwas bescheiden war, überstieg die Freude während der Abfahrt Richtung Rothau. Das Kleinvieh, welches sich zwischen den Zähnen verfing, war verschwunden und ein kurzes Flachstück lenkte die Fahrer durch den Ort Fouday auf die Zweitbesteigung.

Mit 5,8% auf der Steigungsskala erwarteten die Elmer Sportler eine 12km lange und sehr schöne Bergstraße zum höchsten Punkt der Tour. Bis auf 1.099m wurden 703Hm überwunden. Wieder folgte naturgemäß eine Abfahrt, bei der auf autofreien Straßen der flowige Kurvenverlauf besonders viel Spaß bereitete.

Matz, dem das hohe Tempo sichtlich Freude schenkte, musste manchmal bei zu engen Kurven den Geschwindigkeitsüberschuß durch ein gekonntes Bremsmanöver ausgleichen. Mit weit über 65 Klamotten flogen die Rennmaschinen talwärts. Dabei mussten die Beine kräftig unterstützen, da der Wind meistens gegen die Fahrtrichtung stand. Unten angekommen sollten die Mundwinkeln als erstes in ihre Ursprungsform zurück gedrückt werden. Das Grinsen hielt dennoch lange an, denn die Gruppe war gut drauf. Nicht zuletzt, weil alle ausdauernde Radfahrer sind und die Berg- und Talfahrten enorm viel Spaß bereiten.

Der dritte Abschnitt führte das Team über den „Col du Kreuzweg“. Der Pass hat mit fast 8km Länge und 6,6% durchschnittlicher Steigung einiges zu bieten. Jeder Radsportler ist von seiner körperlichen Veranlagung einem individuellen Fahrstil zuzuordnen.

Harry gehört nicht unbedingt zu den „Bergziegen“, die oft leicht und schmächtig sind und dadurch ihre Stärken am Berg ausspielen können. Er bezwingt die Bergetappen eher durch seine kräftige Statur. Obwohl der Hangabtrieb bereits genügend Gegenkraft verursachte, drückte Harry zusätzlich ein größeres Übersetzungsverhältnis in die Kurbel, so dass der ganze Antriebsstrang knarrte und nach Entlastung schrie.

Oben angekommen führte uns die Abfahrt ins Rheintal. Nach einer kurzen Pause folgten die Elmer Fahrer der Route über Barr in Richtung „Mont St. Odile“. Auf 7km sollten die Oberschenkel weitere 470Hm überwinden. Mit 6,7% Steigung über die gesamte Länge verteilt konnte jeder sein Tempo bestimmen.

Irgendwie mußte Alex einen besonders guten Tag erwischt haben. Bei jeder Berganfahrt führte er das Team im sogenannten Wiegetritt an. Normalerweise verlangt diese Fahrtechnik einen höheren Energiebedarf, so dass der Fahrer frühzeitig kapitulieren muß. Nicht so bei Alex, der offensichtlich eine effiziente Methode gefunden hat, die Trittfrequenz mit dem Radrhythmus zu vereinen. Die Teammitglieder warteten vergeblich auf die Aussetzer. Stattdessen musste der Schweinehund mehrmals überwunden werden, um dem Bergtempo zu folgen.

Der Schlussanstieg bedeutete noch einmal Zähne zusammenbeißen. Denn mit der Drittbesteigung des „Champ du Feu“ waren bereits über 120km in den Beinen. Auf gut 14km Bergfahrt bildeten sich zwischen den vier Bikern kleine Lücken. Wer glaubte, dass mit Gipfelziel die Strapazen ein Ende hätten, wurde eines Besseren belehrt.

Die Elmer Topfahrer hatten so viel Spaß auf der Strecke, dass die Körper noch mit der Endorphinproduktion beschäftigt waren. Alex warf seine gefürchtete Banane ein, die bekannter weise einen zusätzlichen Schub verursacht. Teammitglieder vermuten nämlich, dass die gelbe Frucht aus einem Pharmalabor stammt. Auf dem letzten Flachstück entwickelten sich aus den Bergfahrern urplötzlich Sprintspezialisten. Offensichtlich musste die Restenergie raus. Gegenwind, kleine Rampen und Ortsschildsprints waren die Begleiter bis zum Ausgangspunkt. Nach 161km und 3.900Hm ohne Krämpfe und Materialschäden, ohne Regen und mit besonders viel Spaß ging ein perfekter Trainingstag in den Nordvogesen zu Ende.

Nach dem Training durfte ein typisch saarländischer Abschluß nicht fehlen. Es folgte ein gemütlicher Ausklang mit nichtisotonischen Getränken und entsprechend geschwenkten Fleischgerichten. Ein Dank geht hiermit an den Tourguide, dem Servicefahrer, den Köchinnen, der Location und dem Sponsor. A.P.

Impressionen von der Tour

Impressionen von der Abendveranstaltung