Anrollen am 01. Mai 2010
Am ersten Wochenende im Mai wird traditionell der Jahrestag der Elmer Kircheneinweihung gefeiert.
Auf Deutsch gesagt, die Elmer feiern die Bacher Kirw. Da dieses Datum nicht nur wegen der vielen Bierstände auf dem Marktplatz bei den Radsportlern eingeprägt ist, sondern weil beim Team TV Elm die offizielle Radsportsaison beginnt. Am Kirmessamstag findet schon seit Jahren das Anrollen statt.
Obwohl Petrus einige Regenwolken angekündigt hatte, trafen sich wie gewohnt zahlreiche Teammitglieder pünktlich ein. Abteilungsleiter Martin begrüßte die Sportler und hielt seine Ansprache bewußt kurz, damit der anschließende Umtrunk umso länger dauern kann. Das obligatorische Gruppenbild fiel am Samstag aus, weil die hinter den Brillen versteckten Gesichter aber auch die Trikots und die figurbetonten Oberschenkeln sich gegenüber dem Vorjahr nicht geändert hatten. Matz erklärte noch die Streckenführung, die beim Saisonauftakt gemeinsam in Angriff genommen wird.
Und so machte sich das Peloton Richtung Schwarzenholz auf den Weg. Oli, der letztes Jahr immerhin noch 11 Trainingspunkte einfahren konnte, wurde per Handschlag und einem Prost-Neujahr begrüßt. Ich dachte er wäre sauber, aber offensichtlich ist er der Droge Fussball, wenn auch nur als Trainer, rückfällig geworden. Während der Rundfahrt wurde viel diskutiert, Info's ausgetauscht und über die bereits absolvierten Trainingskilometern und RTF's geplaudert. Bis Saarwellingen nichts ungewöhnliches für eine Auftaktveranstaltung.
Erst als Charly, Joachim und ich in einem Gebüsch verschwanden,
um eine Miktion
durchzuführen, unter den Radsportlern auch als Pinkelpause bekannt, kam etwas Hektik im Fahrerfeld auf. Unser Leitwolf Matz, der die Gesamtverantwortung hatte, fuhr sogleich den Ausreißern entgegen, um die Jungs wieder einzufangen. Allerdings wußte Charly, der alte Fuchs, einen Direktweg auf den ursprünglichen Routenverlauf zurück.
Das Team fuhr weiter und Matz war plötzlich verschwunden. Wir warteten Ausgangs Saarwellingen auf unseren Chef, der dann irgendwann eintraf und sich sogleich an die Spitze des Feldes setzte. Dort forcierte er das Tempo um uns zu sagen, dass die letzten Kilometer eingeläutet wurden.
Allmählich formierten sich die Spitzenfahrer im vorderen Bereich und die Sprintwertung nahm ihren Verlauf. Unterwegs quetschte sich ein Gastfahrer in das unruhige Team und brachte das Feld etwas in Anspannung. Im internen Teamsprechfunk kam vom Mannschaftskapitän das vereinbarte Stichwort zum Angriff. Die Pace wurde verschärft und die Führungsfahrer wechselten im Minutentakt. Matz, Leo und Harald hielten bei einem 3,79er Übersetzungsverhältnis den langen Anstieg zur Autobahn die Geschwindigkeit konstant. Meine Oberschenkel meldeten an das Großhirn, dass die Maximaldrehzahl erreicht ist und die Muskeltemperatur bereits im roten Bereich sich befindet. Bei Oli und Dirk mussten ähnliche Signale im Großrechner angekommen sein, denn die Lücke zu den drei Pacemakern wurde immer größer.
Wir bildeten mit dem Gastfahrer eine Verfolgergruppe, die nochmals die letzten Energiereserven
in die Beine schickten. Das Freibier und die Hinterräder der Topfahrer vor Augen erreichten wir Sprengen. Der typische Sprintwahnsinn erhielt, nach dem Harald zu unserer Gruppe zurück fiel, nochmals einen Impuls. Die Bachtalstrasse wurde zur Rennstrecke und die Pulsmesser erreichten ihren Höhepunkt.
Die Nachzügler mögen den Ausritt verzeihen, aber er gehört obligatorisch zum Anrollen dazu. Der gemütliche Teil beginnt dann mit dem Aufbau der Tische und Bänke. An dieser Stelle ein Dankeschön an Hans-Josef Korz, der immer sein Area zur Verfügung stellt. Schnell standen die benötigten Erfrischungsgetränke an Ort und Stelle. Wer die Getränke zur Verfügung stellt, weiß ich nicht, hauptsach et Koscht nix!
Der erste Gerstensaft diffundiert üblicherweise direkt ins Blut, so dass das Gehirn sofort auf Spaß umschaltet und die ersten Witze folgten sogleich. Mittlerweile stand auch SuperHarry ohne Teambekleidung in der Runde und meinte, dass die Zähne Schuld waren. Keine Kilometer - keine Punkte, aber der Zahnarzt des Vertrauens freut sich immer wieder. Armin machte das geschickter, um die Anrollpunkte zu kassieren, sprang er in die Teammontur und kam mit dem Bike von zu Hause direkt zum Elternhaus. Über die Punkteverteilung muß noch im Regelkreis abgestimmt werden.
Der Flüssigkeitshaushalt war wieder hergestellt und was nun fehlte war feste Nahrung. An diesem Tag war der fahrbare Mittagstisch unterwegs und machte auch bei uns Station. Unser Hauptsponsor servierte eine Schinkenplatte erster Klasse. Eine Kleinigkeit wurde allerdings vergessen, die Gurken wurden mit der zweiten Fahrbereitschaft nachgeholt.
Jedenfalls eine gelungene Aktion, Danke an das Folz-Team. Die Saison ist nun offiziell eröffnet, der Trainingsalltag kann beginnen! A.P.