Keine Ausflüchte

Serie Chaos, Photographie

Eben wolltest Du noch einen Text darüber schreiben, wie es ist, mit dem Rauchen aufzuhören. Und jetzt schon brichst Du ein, willst diesem Thema aus dem Weg gehen. Das finde ich schwach von Dir. Das hättest Du eigentlich besser gekonnt. Kannst Du Dir das jetzt mal überlegen und Dich dazu bereit machen, doch diesen Text über das Nichtrauchen zu verfassen. Und zwar so, wie es für Dich ist, sollst Du ihn Dir aufschreiben.

Du driftest in Gedanken ab. Du denkst ans Bücher schreiben, an Erfolge, an ausbleibende Bemühungen, an drohende Schreibblockaden. Stop, he! So geht es nicht. Komme zu Dir selbst zurück und finde Dich wieder bei Dir ein, Mathias. Lenke Deinen Blick nicht nach links und auch nicht nach rechts. Bleibe einspitzig im Geist. Ich muss Dir ja nicht sagen, was das heißt.

Du senkst Deinen Kopf wie eine Schildkröte. Na denn. Wenn es denn unbedingt so sein muss. Willst Du ein frisches Blatt Salat? Stärke Dich erstmal, du kleine Nur-Schildkröte. Finde Dich dabei ein und komme hierher zurück, wenn es Dir wieder gut geht. Ja, es reicht auch schon, wenn es Dir wieder besser geht. Ich streichle Dich nicht. Ich weiß, dass Du das nicht magst. Ich halte mich zurück, aber Du, halte Dich auch aufrecht. Bleibe in Gang. Wärme Dich an dem Licht der Sonne, an der Abstrahlung der Felswände und Steine.

Nun, geht es wieder? Ist es Dir jetzt wieder besser geworden? Hast Du oft solche starken Flashbacks? Und was machst Du, wenn sie über Dich kommen? Wie fühlt sich das für Dich an? Trinkst Du dann wenigstens etwas? Ach, so viel kann man gar nicht trinken, dass das wieder weg geht?

Scheiße. Ich denke es, wie es ist, und richte meinen Gedanken auf mich selbst. Scheiße. So ist das. Scheißendreck, verdammter Hundesohn, sage ich zu mir. Gehörst Du noch immer zu denen, die sich verstellen, wenn es ihnen lästig wird? Gehörst Du immer noch zu denen, die davon rennen, wenn es brenzlig wird für sie selbst? Stell Dich Deinem Dasein. Kämpfe. Wirf Dich nicht vor den Feind wie Kanonenfutter! Vergib Dein Leben nicht wie ein Köter im Krieg, dem sein Dasein nichts mehr wert ist. Das will das Leben von Dir!

Rauche! Nimm ruhig einen kräftigen Zug, es wird Dich womöglich stärken. Es. Das gute Es. Es ist an Dir und es stärkt Dich sogleich. Im nächsten Moment wird es das tun.

Die Provokation dient dazu Dich zu ärgern. Ich will Deine Widerstandskraft erwecken. Ich mache Dich nicht schwach, sondern ich stärke Dich, indem ich mich gegen Dich richte. Ich tue nichts, was Dir schadet, aber ich tue alles, was Dich begreift, Dich ergreift, Dich angreift. So will ich Dich herausfordern, zu Deiner Ehre.

(...Ein zurückschrecken. Ein Schrei. Markdurchdringend. Schreckliches Schreckhaftes. Ich weiche von dannen...)

Puh! Nochmal Schwein gehabt. Dem Typ habe ich eh nicht abgekauft, was er zu mir gesagt hat. Der hat von Dingen geredet, von denen der sicherlich keinen Plan hat. Ich habe so getan, als würde ich ihm folgen können. Dann habe ich ihn weggeschubst, abgestoßen, abgehängt und bin zurückgekehrt in meine Residenz. Ich habe aber auch wirklich nicht geraucht. Ich habe ihn einfach reden lassen und dann mich selbst dagegen entschieden ihm zu folgen. Er ist eh blind für alles, was ich bin.

Ich will nicht wieder das Rauchen beginnen. Es ist nichts für mich. Ich brauche keinen Tabak. Ich brauche auch keinen Alkohol. Zumindest möchte ich diese beiden Dinge nicht konsumieren. Nicht einmal zum Zeitvertreib will ich das tun. Da gehe ich lieber arbeiten. Und ohne zu rauchen werde ich auch stark genug sein um arbeiten zu können. Das weiß ich, dass das wahr ist. Ich darf eigentlich gar nicht mehr rauchen, weil ich dann wieder bald so süchtig nach Nikotin sein könnte, dass ich nicht mehr arbeiten würde können. Und meine Gesundheit würde es mir wohl auch sicherlich danken, wenn ich nicht wieder damit anfangen würde.

So ist es. Und ist er auch ein Narr, dieser Kleine, er wird größer und stärker. Seine Macht wird sich anreichern. Er bewahrt schon lange, was er hat. Vieles geht dabei verloren, doch etwas schafft er wieder und wieder: Er lehnt sich auf gegen die Macht der Obrigkeit der Zigarette und ist darum nicht minder stark. Ist er auch strack und steif, stumpf und wenig hell, er ist, was er ist. Und das ist er stets geblieben.