Isegrims Heimkehr

Landschaft mit Wolf

Der Wolf, Aquarell

Version II

Erstes Buch

Erstes Kapitel

Es war kein schöner Tag heute. Kaum ein Moment, an dem die Sonne, wenn sie die Wolken durchbrach, auch nur länger als für wenige Minuten sichtbar blieb. Wolken schoben sich schnell wieder vor sie, gerade so, als ob nicht genügend Platz am Himmel wäre.

Eine Eiseskälte durchdrang die Natur. Alles Leben in dieser Berglandschaft war auf einen langen und harten Winter eingestellt. Man konnte kaum mehr tun, als die Hoffnung nicht zu verlieren und auszuharren bis der Frühling und mit ihm die Erneuerung kommen würde.

Krähen flogen krächzend umher, kleinere Greifvögel suchten am Himmel kreisend nach ihrer Beute. Einige wenige Huftiere versuchten an den Hängen dem Wind und dem Wetter stand zu halten. Hin und wieder sah man einen weiß felligen Hasen. Alle anderen Tiere hatten diese karge Einöde schon verlassen, waren ins Tal hinabgestiegen um vor der Kälte zu fliehen, die nach und nach über das Gebirge gekommen war.

Diese Landschaft war steinig, kahl und unwirtlich. Klirrende Kälte durchdrang alles Lebendige und man musste ihr die eigene Körperwärme abtrotzen.

Jedes Jahr aufs Neue drang der Winter mit festem Griff in dieses Gebirge ein und hielt es in Atem. Es hatte den Anschein, als ob gerade diese Gegebenheiten des Klimas der Sehnsucht der Natur nach einem reinen Überlebenskampf ihrer Bewohner entsprachen.

Die felsige Umgebung war den harten Winter gewohnt. Sprünge im Felsen zeugten von der Erosion, die er mit sich brachte. Dünne Äste an den Bäumen und der niedrige krumme Wuchs der Pflanzen sprach eine eigene Sprache. Spärlich waren die oberen Hänge mit Kiefern bewachsen. Weiter Richtung Tal wurde ihr Bestand dichter, an den unteren Hängen waren es ihrer genug, um einen dicht stehenden Wald zu bilden.

Vielerorts brachen Felsen durch den Boden, der Krume konnte sich an ihren von Wind umwehten Stellen nicht halten und sammelte sich zwischen den Spalten, wo kleine Pflänzchen dank ihm einen schützenden Halt fanden.

In der Ferne wuchsen die Felsen zu mächtigen Bergen heran und überragten die Gegend mit erhabener Gleichmütigkeit.

Der Wind verstärkte die gefühlte Kälte noch. Fest gefroren war der Grund. Spärlich wuchs Gras, das über und über von Raureif bedeckt war. An manchen Stellen der Felsen hingen Eiszapfen. Kahl war die Welt der Berge, zumal wenn der Frost sie in Besitz genommen hatte.

Sein Hecheln strengte ihn an. Der Wolf spürte die Kälte in seinen Kopf eindringen. Es schmerzte ihn. Die Kälte war stechend.

Eigentlich sollte er nicht hier sein. Er war hierher gezogen, von weit her, hatte alles zurückgelassen. Dieser Jagdgrund, den andere Raubtiere wohl meiden würden, bot ihm den Schutz der Abgeschiedenheit. Er selbst war nicht mehr Teil eines Rudels, war auf sich gestellt. Alleine war er seit Monaten durch das Land gezogen, immer in Angst vor der Stärke anderer. Hier würde er kaum auf andere Wölfe stoßen.

Ein Einzelgänger wäre einem fremden Rudel gegenüber sicher unterlegen, wenn es zu einem Kampf kommen würde. Er war in diese Einöde gezogen, um dieser Gefahr nicht ausgesetzt zu sein. Und der Jagdgrund hier würde einen einzelnen, streunenden Wolf wohl ernähren können.

Dieser Winter, der Erste den er auf sich gestellt verbrachte, hatte ihm bereits jetzt schon mit aller Härte klar gemacht, dass er um sein eigenes Überleben kämpfen musste. Wirre Träume beunruhigten ihn des Nachts, ein leicht aufkeimendes Empfinden der Einsamkeit hatte eingesetzt. Und der Winter mit seiner Kälte verschärfte seine Lage zusehends.

Sein silbergraues Fell glänzte. Es sorgte dafür, dass er sich gut in diese von Felsen durchsetzte Landschaft einfügen konnte, so dass er sich kaum noch von seiner Umgebung abhob. Für andere Tiere mochte er nicht leicht zu entdecken sein.

Ein schmerzlicher Gedanke ließ ihn kurz wieder seine Konzentration verlieren. Seine Gedanken verloren sich immer wieder in allen möglichen Gespinsten aus Erinnerungen und Erwartungen. In alle Richtungen ging in solchen Situationen sein Sinn. Es war eine schwere Zeit für ihn.

Manchmal hatte in den letzten Monaten die Natur für Linderung gesorgt, doch diese Kälte jetzt fühlte sich so stechend an. Keine warmen Sonnenstrahlen waren da mehr, die seine Glieder hätten wärmen können. Seine Eintracht mit seinem Leben als streunender Wolf und die Erscheinungen der Natur mit der Härte dieses Winters führten zu einander entgegengesetzten Impulsen, die Kopfschmerzen verursachen konnten, und ihn nie ganz los ließen.

Er zwang sich jetzt zum genauen Beobachten seiner Umgebung, zum ruhigeren Atmen und zum Weitergehen.

Sich gedanklich auf den Grund seines Daseins stützend, schaute er sich in seiner Umgebung nach Zeichen einer Besserung und nach einer möglichen Linderung um.

Fast alle Wasserstellen, die er auf seinem Weg fand, waren zugefroren. Wasser zu finden war nötig. Frischen Schnee hätte man im Maul schmelzen können, doch es gab keinen. Isegrim wartete auf den Schnee, denn der würde ihm weiterhelfen.

Der silbergraue Wolf tapste vorsichtig einen Abhang hinunter. Er lief auf ein paar Kiefern zu, die dort standen, und stoppte dann. Er meinte mit seiner Nase die Witterung eines Tieres aufzunehmen, da war aber doch nichts.

So lief er weiter zu Bäumen weiter unten, denn diese boten etwas mehr Schutz vor dem Wind. Er stöberte dann durch den Wald, um ihn zu erkunden.

In dieser Zeit konnte jede Möglichkeit etwas Nahrung zu finden, jeder Windschatten, jede offene Wasserstelle eine Zeit lang bedeuten, dass man weiter kam. Und der Körper durfte nicht abkühlen, und so gut ihn auch sein dickes Fell gegen die Kälte schützte, so war doch das Weiterziehen und die Nahrung nötig, um ihm die Wärme zu verschaffen, die ihn am Leben halten konnte.

Er hielt sich lange im Schutz der Bäume auf. Zwischendurch hatte er sekundenlang klarste Gedanken und Eindrücke, dann verfiel er aber immer wieder zurück in seinen üblichen Trott.

Die kalte Luft zwang ihn langsam und ruhig zu atmen. Seinen Leib spürte er, seine Schritte setzte er mit Bedacht. Irgendwann dann trat er aus dem Wald heraus und erklomm Hänge, suchte sich einen Felsvorsprung und begann damit die Gegend zu überblicken.

Da erstreckte sich eine Landschaft bestehend aus Hängen, an denen vereinzelt Bäume wuchsen, in den Tälern standen die Bäume dicht an dicht, und über den Hängen erhoben sich Felsmassive. Einzelne Anhöhen untersuchte er eingehender und prägte sich manches eindringlich ein.

Irgendwie kam er sich trotz aller Widrigkeiten wie ein starkes lebenshungriges Tier vor.

Vor Monaten hatte er den Entschluss gefasst, mit sich selbst allein sein zu wollen. Einer inneren Sehnsucht folgend hatte er sein Rudel verlassen, zu einem Zeitpunkt an dem es Schwierigkeiten für ihn gegeben hatte. Er hatte sich nicht mehr unterordnen wollen, und es auch nicht mehr können.

Nun war er alleine, so wie er es gewollt hatte, doch seine Sehnsucht verursachte immer noch diese Empfindungen, und er wusste, dass er eigentlich nur einem in der Ferne des geistigen Erlebens undeutlich schimmernden Licht folgte. Doch es war nicht seine Art so etwas aufzugeben. Die eigene Sehnsucht konnte sich doch nicht irren.

Manchmal kamen ihm ferne Erinnerungen ins Gedächtnis zurück, verursachten tiefe Empfindungen. Was früher gewesen war, das würde er nicht wieder zurückbekommen können, das wusste er.

Auch wenn er eigentlich nichts Eigenes mehr hatte außer seiner Freiheit, empfand er sein Leben erst jetzt als eigenen Besitz. Das Gefühl den eigenen Weg begonnen zu haben, machte ihn hart gegen alle Widrigkeiten. Auch wenn das eigene Überleben unsicher war, sein Weg stillte den Drang seines Herzens mit Trost. Das raue Klima kümmerte ihn dann wenig, er war dazu gewillt Entbehrungen zu ertragen und dieses Los auf sich zu nehmen.

Dunkel standen die Bäume da, Isegrim beachtete sie kaum. Er war es nicht gewohnt, sich mit solchen Dingen abzulenken. Er sah über sich einen Raubvogel kreisen. Ein unnahbarer Geselle. Der ließ sich von der Luft tragen und zog seine Bahnen.

Zweites Kapitel

Manchmal dachte er an die Zeit, als er noch einen Gefährten hatte. Der Grund des eigenen Daseins war damals noch verständlich gewesen. Der war immer mit ihm gezogen, und so waren sie eigentlich die ganzen Jahre immer dicht beieinander geblieben. Doch dieser Gefährte war eines Tages weggelaufen, hatte ihn einfach zurückgelassen.

Die Sehnsucht nach seinem Gefährten war einst dann sogar zu einer Sehnsucht nach der Ferne an sich geworden. Diese Ferne, innerhalb derer er seinen liebsten Kameraden vermutet hatte, machte ihn erst wehmütig und schließlich war es ihm zu einem Verlangen geworden, aufzubrechen und sein Rudel zu verlassen. Ausgerechnet er, der eigentlich am liebsten immer bei den Seinen geblieben wäre!

An manchen Tagen rief er elendig heulend die Geister des Himmels und der Berge an, voller Traurigkeit erklang dabei seine Stimme, mal krächzend mal zornig, doch hin und wieder auch einfach kläglich. Sein Heulen durchdrang dann die Nacht.

Beim Gang durch den Wald kam er an manche Stelle, an der das Licht der Sonne durchbrach und ihn für eine gewisse Zeit etwas wärmte. Er stellte sich dann ruhig hin um mehr von den Sonnenstrahlen ab zu bekommen. Doch wenn die Sonne wieder verschwand, kehrte die Kälte unbarmherzig zurück und nahm mit ihrer schattig frostigen Art wieder Besitz von ihm. Er durfte sich selbst nicht vergessen. Keinesfalls durfte er seine Aufgaben vernachlässigen. Zügig schritt er weiter, um seinen Leib warm zu halten.

Am Morgen begrüßte er die Umgebung mit heulenden Gebell. Er sprang über Wiesen, atmete den schwachen Duft des wenigen Grüns tief ein, und suchte nach etwas Trinkbarem.

So unbarmherzig die Natur mit manchem auch sein konnte, die Ihrigen wusste sie zu fördern. Der Wolf war sich nicht sicher, ob sie für oder gegen ihn war, denn jeden Moment konnte eine Not mit einer Gabe gelindert werden, aus widrigen Umständen konnte Gelingen und Gedeihen entspringen. Und auch umgekehrt konnte es geschehen.

Des Tags lief er weiter, des Abends legte er sich hin und wartete, bis die Sonne vollends untergegangen war. Dann zog er los auf die Jagd. Dabei verfiel er in eine gewisse Monotonie, die er mal fürchtete und mal genoss. Sie machte ihn selbstvergessen. Das nahm er selbst deutlich wahr. Und er geriet in einen Blutrausch.

Seine Sinne waren geschärft, doch es gab wenig zu finden. Irgendwann dann schlug er ein Reh, fraß es zum Teil auf, rastete danach und zog dann den Rest der Nacht hindurch weiter.

Von weit her war das Heulen anderer Wölfe zu hören. Das versetzte ihn in Furcht, andererseits war es für ihn auch ein Lebenszeichen von Gleichgesinnten.

Tage später nagte ihm der Hunger im Bauch. Anstatt sich ordentlich der Jagd zu widmen, war er lieber schnellstens weiter gezogen, wollte tiefer in das Gebirge eindringen, um nicht von dem Rudel entdeckt zu werden, dessen Geheul er gehört hatte.

Fortwährend hatte er ihr Heulen zu hören bekommen, und die Vorstellung einer Begegnung mit denen war ihm unliebsam. Bisher hatte er sie noch nicht abschütteln können. Instinktiv dachte er bei sich, dass die anderen ihn womöglich schon entdeckt hatten, schließlich hinterließ er ja Spuren auf seinem Weg. Um sich nicht unnötig aufzuhalten und um weniger sichtbar für die anderen Wölfe zu sein, hatte er tagelang darauf verzichtet, sich etwas zum Fressen zu besorgen.

Ihre Anwesenheit war ihm nicht recht. Es mussten einige sein, ihrem Geheule nach zu urteilen. Auch wenn er nicht schwach war, er, als einzelner Streuner, wollte es nicht auf eine Begegnung ankommen lassen.

Solchen Gedanken nachgehend lief er mal trabend und mal hetzend weiter, doch bald würde er so nicht mehr weiter machen können.

Irgendwann dann witterte er bei einem dichten Baumbestand einen Hasen und beschloss ihn doch zu bejagen. Langsam sondierte er die Gegend, sah den dann schließlich zufrieden dasitzen und näherte sich vorsichtig. Die Aufmerksamkeit des Hasen und die Hindernisse der Umgebung genau einschätzend sprang Isegrim aus dem Versteck und riss das Tier im Nu..., da heulte ganz in der Nähe ein Wolf.

Seine Beute mit dem Maul fest packend hetzte Isegrim davon, gönnte sich lange keine Pause bis er weit weg war. An der Flanke des Nachbarbergs angekommen hielt er inne, legte den toten Hasen vor sich hin speiste. Seine Muskeln zitterten vor Anspannung. Wenigstens hatte er jetzt zu fressen.

Der Bissen reichte ihm noch nicht. Der Graue rieb noch einen weiteren Hasen auf. Der Hase, den er jetzt fand, war voll ausgewachsen und richtig fett, ein satter Genuss mit viel Winterspeck wäre das. Doch seine Jagdmethode führte diesmal nicht zum Erfolg. Dick und rund war der Hase zwar, aber auch aufmerksam und schnell. Kurze Sätze machend und schnelle Haken schlagend hatte er den Wolf bald hinter sich gelassen. Nach einem kräftezehrenden Wettkampf gab Isegrim schließlich auf.

Doch irgendwann in dieser Nacht hatte Silberfell dann mehr Glück, konnte mit wenigen Sätzen eine Gämse überwinden und sich an ihr weiden. Hungrig wie er war, fraß er hastig vom dem besten Fleisch das ihm seit Tagen untergekommen war. Die Wärme des Fleisches kräftigte ihn zusätzlich.

Eines anderen Tages Beutetier war wieder ein Hase. Dieser hatte einen guten Instinkt, welcher diesen weg hoppeln hat lassen, aber erst etwas zu spät konnte der dann erkennen, aus welcher Richtung die eigentliche Gefahr gekommen war, und so lief er dem Grauen direkt vor das Maul.

Isegrim riss ihn auf der Stelle, und fraß ihn fast ganz auf. Nur Haut und Knochen, sowie die Gedärme blieben übrig. Danach trottete er befriedet zu einem Geröllhaufen und legte sich an einem windgeschützten sonnigen Platz nieder um zu rasten.

Etwas oberhalb der Stelle, am Abhang oben, lag ein großer Findling, und hinter diesem schaute ein anderer Wolf vorsichtig hervor, den Grauen genau musternd. Doch Isegrim bemerkte ihn nicht. Später nahm Isegrim eine sonderbare Witterung auf, und er bekam ein merkwürdiges Gefühl dabei. Er suchte die Gegend ab, wollte sich Klarheit verschaffen. Seinen Kopf hielt er mal hoch in die Luft und mal tief am Boden beim Wittern, das unbekannte Gefühl konnte er nicht einordnen.

Drittes Kapitel

Sein Hals schnürte sich zu. Sein Mund schmeckte bitter wie Galle.

Viele Monde waren vergangen, seitdem er alleine unterwegs war. Hätte sein Gefährte das Rudel damals nur nicht verlassen. Seine Sehnsucht nach ihm wäre dann nie zu einer Sehnsucht nach der Ferne geworden. Sein Alleinsein war dabei eigentlich zu einem Empfinden der Gemeinschaft mit dem Gefährten geworden, der genau wie er irgendwo alleine durch die Gegend zog. Doch das war eine Einbildung, auch wenn ihn diese am Leben erhielt.

Nach seinem Kampf mit seinen Eltern hatte der weggehen müssen, und Isegrim war damals zu feige gewesen um ihn dabei zu unterstützen und er war auch nicht mit ihm fortgezogen, als der sich aufmachen wollte. So hatte er schließlich beides verloren, das Rudel und den Gefährten. Er hatte zuvor nicht geahnt was für Sehnsüchte der Fortgang seines Gefährten in ihm wecken würde. Er hatte wirklich eine Zeit lang gedacht, er würde auf ihn verzichten können. Sein Fortgang war darum eigentlich ein Nachlaufen, eine Suche nach dem eigenen Bruder.

Ganz alleine musste er jetzt der Welt trotzen, und aus eigener Kraft seinen Willen zum Leben bewahren. Ihm war dabei oft übel vom dauernden Alleinsein.

Das immer gleiche Treiben der Gedanken und Gefühle beschäftigte ihn. Er konnte sich kaum davor schützen die Dinge immer und immer wieder neu zu bewerten. Und die Dinge wandelten sich und hörten nicht auf sich zu wandeln. Er kam nie zu einem endgültigen Schluss. Und dieses unselige, immer länger fortdauernde Abwägen der Dinge lähmte ihn fortwährend. Würde er nur bei seiner eigenen Meinung bleiben können. Doch er konnte diese Dinge nicht fassen, und so verschwammen sie immer wieder, verloren ihre wahre Bedeutung, und er hatte darum Mühe damit, sich selbst treu zu bleiben. Wie üppig und reich waren dagegen seine Gedanken gewesen zu Zeiten, als sein Gefährte noch da war.

Für ihn bestand kein Zweifel am Sinn dieser Suche, doch seine Unternehmung führte ihn nicht zu ihm zurück sondern an immer neue, der eigenen Veranlagung nicht entsprechende, ferne Orte, und so wusste er oft nicht mehr, an was er sich denn eigentlich orientieren sollte, um seiner Aufgabe auch weiterhin einen Sinn geben zu können.

Irgendwann waren dann die ersten Ohnmachtsgefühle bei ihm aufgekommen. Sie begannen, als er gewahrte, wie groß die Welt wirklich war. Wie sollte er so seine Aufgabe überhaupt erfüllen können? Ganz auf sich selbst gestellt wurde ihm zudem bewusst, dass er unbekannten Gefahren ausgesetzt war. Und sein Schicksal war auch bisher nicht milde mit ihm gewesen. Einen hohen Preis hatte er zu zahlen für sein vergangenes Verhalten.

Manchmal jedoch brachen durch diese dunklen Wolken auch lichte Gefühle hindurch und er bekam dann wieder schönere Gedanken. Ein Glücksgefühl einer fast erfüllten anderen Sehnsucht, das Gefühl Mut bewiesen zu haben, aufrichtig dem eigenen Gefährten gegenüber seinen Fehler wieder gut gemacht zu haben, auch wenn dieser davon nichts wusste. Die eigene Stärke, die Treue zum Gefährten, führte ihn bisweilen in fast schon paradiesische Vorstellungen des Miteinanders.

Nach und nach verhärtete sich dieser Zustand, goldene Gefühle im Herzen tragend wurde Isegrim nach außen hin hart und beherrscht. Immer dann, wenn er etwas Großes zu leisten vermochte, schöpfte er Hoffnung, um es doch noch zu schaffen. Er fühlte sich dann stark genug um zu bestehen.

Mochte ihm die Entbehrung der Gemeinschaft wie auch die Kälte um ihn herum arg zusetzen, mochte er ausgezehrt sein und sich manchmal auch sinnenleer vorkommen, wieder und wieder rief er sich seine Ziele in Erinnerung. Man kann durchaus sagen, er übte sich in Gewalt gegen sich selbst.

Er versuchte auch Trost zu finden. Er liebte die Natur und auch sein Dasein. Wenn es so sein sollte, dann würde er es schaffen.

Isegrim befand sich im Nirgendwo einer weiten Gebirgslandschaft, ein Berg sah wie der andere aus. Im Dunkel der Nacht heulte er kraftvoll gegen den Himmel. Es war das markdurchdringende Geheule eines Wolfes, der trotzig all jenem seine Gesinnung kund gab, das nahe genug war um ihn zu hören. Die Luft vibrierte von seinem Gesang und es erzitterten die wilden Tiere der Umgebung vor ihm.

Mit einem verklärtem Blick, einem jenseitigen Blick, hielt der Wolf irgendwann dann inne und nahm eine Haltung ein, in der er sich mit der Welt als Einheit erkannte.

Unterdessen war es Morgen geworden. Das helle Licht der Sonne drang durch den Wald. Er brach auf und entdeckte irgendwann zwischen Steinen ein kleines Rinnsal von dem er Wasser mit seiner Zunge aufleckte.

Das Leben am Rande der Felswände war von archaischer Schönheit, wenn man den speziellen Geschmack dafür empfinden konnte. Seine Gefühle und die grauen Felsen des Gebirges passten gut zueinander. Es war eine Landschaft, die in ihrer Kargheit seinem Empfinden oft entsprach.

Viertes Kapitel

Es gab einen dumpfen Schlag und Isegrim fiel auf dem Boden. Er japste heftig.

Beim Spurt den Hang hinunter war er unversehens umgeknickt, den Abhang herunter gefallen und mit dem Schädel gegen einen Stein gekracht. Welch ein Missgeschick! Sein linker Vorderlauf war verstaucht und schmerzte. Der Kopf dröhnte. Er spürte zudem den Biss der Kälte im Bauchbereich, wie sie sich in seinen Leib zu bohren versuchte.

Mit dem verstauchten Bein bestand kaum Hoffnung Beute machen zu können. Er winselte, als ihm das bewusst wurde.

Sein Geist war noch umnebelt. Kraftlosigkeit und Ohnmacht kamen über ihn. Durch einen immer stärker aufkommenden Schmerz, der schneller anwuchs, als er sich wieder frei von ihm machen konnte, verlor er sein Bewusstsein.

Nach einer Weile kam er wieder zu sich. Er stand auf und tapste langsam vorwärts, um zu einer windgeschützten Stelle zu gelangen, an der er sich hinlegen würde können.

Irgendwann dann war er dort angekommen und rollte sich dort eng zusammen, um die Kälte nicht mehr so arg zu spüren. Viele Stunden lag er da, hilflos und mit Hunger im Bauch. Es war schon tiefste Nacht, als er endlich voller Sorgen einschlief. Er bemerkte nicht mehr, dass es irgendwann zu schneien begonnen hatte.

Der Schnee legte sich Flocke für Flocke auf den Boden, auf die Bäume, auf Steine und Berge, und eben auch auf den daliegenden Wolf. Die Kälte mäßigte sich dabei. Ein schützender und wärmender Mantel aus Schnee deckte das Land nach und nach zu und versprach neue Hoffnung.

Unterdessen schlief der Wolf einen langen aber unruhigen Schlaf. Er träumte davon, wie er wieder und wieder ums eigene Überleben kämpfen musste. Sein Bein pochte, seine Verlustangst war übermächtig in dieser Nacht und sie bestimmte seine Träume. Wirre Geschichten um sein Leben nahmen ihn ein und plagten ihn die ganze Nacht hindurch.

Gehetzt von einer Schar Hunde sprang er über eine Wiese. Diese waren so schnell, dass er Mühe hatte den Abstand zu ihnen aufrecht zu halten. Irgendwann hatte einer der Hunde ihn erreicht, sodass er sich um ein Haar an Isegrim hätte fest beißen können. Da stolperte der Hund über einen Ast auf dem Boden, stürzte und überschlug sich.

Doch es gab kein Durchatmen. Die anderen Hunde waren schnell. Die Hetzjagd zehrte an seinen Kräften. Seine Knochen schmerzten, seine Atmung ging schwer. Große Hunde mit starken Kiefern und kraftvollen Beinen jagten ihn in Richtung eines Waldes. Mit ihnen zu kämpfen hatte keinen Sinn.

Er sprang so schnell er konnte über einen umgestürzten Baum, das Hindernis würde die Hunde sicher abbremsen, doch er stürzte dabei, weil er den Sprung falsch abgeschätzt hatte. Er hatte sich im Geäst verfangen und jetzt warfen sich die Hunde auf ihn, rissen und zerrten an ihm, bissen ihn blutig am Bauch, und der Moment des Todes wollte und wollte nicht kommen...

Da wachte er angstvoll winselnd auf. Als Isegrim die Augen öffnen wollte, waren sie verklebt. Es gelang ihm sie einen kleinen Spalt zu öffnen. Da drang gleißendes Licht in sein Auge ein. Er wusste nicht was es war, noch wo er war. Schließlich besann er sich, richtete sich auf, sank aber dabei mit seiner Pfote in etwas Feuchtes, Kaltes ein. Schlagartig wurde es ihm klar - es hatte geschneit. Er konnte sich aber kaum freuen. Es ging ihm zu schlecht.

Seine Pfote schmerzte noch deutlich vom Sturz am Vortag. Und Isegrim befand sich mitten auf einer schneebedeckten Wiese. Er war nicht mehr im Schutz der Stelle, die er am Abend zuvor aufgesucht hatte, sondern etliche Längen davon entfernt. Er war also im Schlaf umhergeirrt. Gott sei Dank war ihm dabei nichts passiert.

Er setzte seinen linken Lauf vorsichtig auf den Schnee auf. Dann ging er ein paar Schritte. Die Hänge waren überdeckt vom weißen Puder und glänzten im Schein der Morgensonne. Er fraß ein bisschen vom Schnee, der war zwar kalt, aber es war Wasser.

Das Glitzern des Schnees brachte ihm dann doch noch Zufriedenheit. Das stechende Gefühl beim Atmen vom Vortag hatte etwas nachgelassen, das Klima fühlte sich jetzt milder an.

Jetzt drehte er sich spielerisch mit seinem Körper im Kreis, seinem Schweif nachjagend, spielend. Der Graue stellte sich seinen Gefährten vor und schloss seine Augen, damit die Illusion nicht nachließ. Er tollte durch den Schnee. Mit jeder weiteren Bewegung seines Körpers kamen Eindrücke seiner Kindheit in ihm auf.

Langsam wechselte er vom Nachahmen des kindlichen Drangs zum Spielen über zum Nachahmen von echten Jagdtechniken. Die Vorstellung einer imaginären Beute ließ ihn tüchtig umherjagen, seine Lungen atmeten kraftvoll, sein Körper belebte sich und gewann an der so wichtigen Spannung. Konzentriert öffnete er jetzt seine Augen und sprang in schnellem Tempo über die schneeweißen Wiesen, seiner Vorstellung eines Beutetiers nachjagend. Da kamen ihm seine gestrigen Träume in Erinnerung. Er ging seinen letzten Traum kurz durch, so wie er ihm erschienen war. Er wollte einen besseren Traum, eine bessere Vorstellung erleben. Er änderte den Verlauf des Traums, stellte sich jetzt vor, dass er mit kraftvollen Sprüngen den Hunden entkommen wäre.

All das hatte er sich jetzt nicht nur vorgestellt, sondern er hatte auch wirklich jede seiner Bewegungen in der Vorstellung mit seinem Körper ausgeführt, war wirklich umher gerannt. Seine Knochen fühlten sich jetzt wieder gut an. Der Wolf hielt irgendwann inne und hörte auf damit. Das waren schließlich nur Tagträume.

Die Sonnenstrahlen wärmten. An den Berggipfeln durchdrang das Grau des Felsens den Schnee an manchen Stellen. Der Himmel darüber strahlte in leuchtenden Blautönen. Nur wenige Wolken standen dazwischen am Himmel und hoben sich dank ihrer weißen Farbe deutlich vom strahlenden Blau des Himmels ab. Derweil bogen sich die Zweige der Bäume unter der Last des gefallenen Schnees.

Diese Berglandschaft hatte eine eigene Würde. Majestätisch überragten die Berge alles andere und wurden ihrerseits vom Himmel überragt. Es schien so, als ob beiden es etwas gälte, sich Respekt bei den Lebewesen zu verschaffen.

Doch wie geknechtet waren dagegen die Tiere. Fortwährend mussten sie sich ihr Fressen suchen, konnten dabei oft keine Minute richtig durchatmen und waren vielen Gefahren ausgesetzt, allen voran dem Klima. Auch hatten die Tiere etwas zu verlieren. Solche Eindrücke hatte der Graue.

Beim Hinabgehen vom Berge spürte er wieder sein Hungergefühl. Er atmete erstmal tief durch, es dampfte dabei aus seiner Nase, dann suchte er die Gegend ab und versuchte Witterungen aufzunehmen.

Er lauschte auch den Geräuschen der Umgebung, beobachtete einige Krähen dabei, wie sie auf und ab flogen, sich zwischendurch wieder nieder setzten und immer wieder irgendetwas aus dem Schnee aufpickten.

Isegrim winselte leise, stimmte sich dann aber auf seine Umgebung ein, gewann Zutrauen, und heulte schließlich mit grimmigen Lauten. Es war der Ruf eines Tieres nach dem Leben selbst.

In der Nähe knackte es im Gebüsch. Da war etwas. Der Graue achtete aufmerksam darauf. Da vernahm er entfernt das Gebell eines Wolfes. Er vergaß jetzt seine Vorsicht vergangener Tage und antwortete auf das Rufen, heulte unüberhörbar laut. Von den Bergen hallte sein Geheule wider und entfernt antwortete der andere Wolf.

Die Raben krächzten währenddessen lauthals, ein besonders Großer von ihnen, der etwas abseits saß, machte hohe Trillerlaute. Dann erkannte Isegrim die Ursache des vorherigen Knackens. Es lief vor ihm ein Reh kurz aus dem Gestrüpp heraus und rannte schnellstens wieder weg.

Von den Ästen mancher Bäume tropfte derweil Schnee herunter auf den Boden und bildete an einigen Stellen Schneematsch.

Doch am Nachmittag nahm der Wind wieder zu, und mit ihm kam die Kälte wieder ins Land zurück.

Fünftes Kapitel

Wiesen blühten, die grüne Pracht stand voller Saft, brachte Lebendigkeit zu Gange. Bäume, die im vollen Saft standen, trieben mächtig aus. Aus den Pflanzen wuchsen Myriaden kleinster Blättchen und Zweigchen. Triebe schossen hervor, Käferchen und Ameisen krabbelten umher, schleppten Zeugs. Frühlingsblumen standen auf den Hainen, Schmetterlinge flogen von Blüte zu Blüte, Bienen und Hummeln summten. Vögel flogen emsig auf und ab und sangen dabei, der lange Winter war endlich vorüber. Isegrim ließ es sich gefallen. Hinter der Wiese plätscherte ein kleiner Bach munter vor sich hin. Das Wasser bot Lebensraum für allerlei Frösche und Kröten, für Fischlein und Krebse.

Dieser Frühling war ihm sehr willkommen. Er rief in ihm die unvernünftige Sehnsucht hervor, dass die Zeit doch besser hier still stehen sollte. Gelbe und weiße Blüten standen an langen Halmen und überragten das gewachsene Gras. Überall wo man nur hinschaute gab es etwas Wunderbares zu entdecken. Nichts war mehr übrig von den Verbitterungen der Winterzeit. Sie hatte sich mit jedem Tag, den der Frühling näher gekommen war, mehr und mehr aufgelöst. Die Lebewesen glühten jetzt schon wieder regsam, waren bereit zum eifrigsten Glänzen und Streben, um nur ja jede Minute dieser schönen Zeit voll auszunutzen und für alles, was im Leben nötig ist, sorgen zu können.

Heitere Gefühle kamen auf, die Welt war nun eigentlich wieder sie selbst. In vollen Zügen atmete ein jedes Tier, lieblich wuchsen die Pflanzen, vergessen waren die Entbehrungen der Winterzeit.

Mit den Vogelschwärmen war auch der Frühling gekommen, Insekten waren aus ihren Löchern und Verstecken in immer neuen Scharen gekrochen und alles Lebendige entfaltete sich wieder, dass es nicht schöner sein konnte.

Man sah Eichhörnchen umher trippeln, Fasane und Auerhähne stolz über die Wiesen schreiten. Mit jedem weiteren Tag strebte alles dem Sommer und seiner Hitze entgegen, Pflanzen saugten Feuchtigkeit auf, bildeten ihr schützendes Laub, die Natur zog sich ihre Festtagskleidung an. Sogar der Wolf bekam ein dunkler gefärbtes Fell.

Isegrim lag fühlend und schmeckend da, den Kopf nach vorne gestreckt, mit ihm den Boden berührend. Seine Hinterläufe hatte er zum Bauch hin angezogen. Er erspürte das Licht der Sonne, wie es sein Fell berührte und auch, wie der Wind die einzelnen Haare seines Fells umwehte. Bäume ließen ihre Äste im Wind wiegen, wohl einem inneren Bedürfnis nach Bewegung folgend.

Seine Augen wurden irgendwann feucht, tränten vor sich hin, und auch wenn das ungewöhnlich scheint, er liebte dieses Gefühl. Mit klarem Verstand und verschwommener Sicht betrachtete er die Gegend und es schien als würde er lächeln.

Manche Vögel trällerten früh Morgens ihre schönsten Lieder, andere sangen und pfiffen den ganzen Tag. Krähen und Dohlen flogen in Schwärmen durch die Lande und verbrachten viel Zeit an ihrem Familienwohnsitz, den höchsten Bäumen der Gegend mit besonders ausgeprägten Kronen. Greifvögel dagegen lebten meist für sich alleine, waren nicht so auf Gemeinschaft aus. Sie kreisten zwar schon mal zu dritt oder zu viert hoch oben durch die Lüfte, doch ansonsten pflegten sie nicht gerade große Familientreffen zu veranstalten. Des Nachts waren Eulen die eindrucksvollsten Vögel, die bei ihrer Jagd auf Mäuse und dergleichen kaum hörbar waren. Ihre großen Augen konnten dabei einem schon einmal im Lichtschein des Mondes wie leuchtende Flammen vorkommen. Jedes dieser Tiere hatte seinen Platz hier.

Das Leben der Tiere bedurfte mancher Dinge um gut zu funktionieren. Die eigene Bereitschaft dazu, die von der Natur vorgesehene Rolle einzunehmen, war die entscheidende Grundvoraussetzung für alles weitere. Ein Wolf musste zum Beispiel immerzu dazu bereit sein auch Tiere zu töten, um sich ernähren zu können. Seine Kräfte mussten dabei für die manchmal die Kräfte aufzehrende Jagd ausreichen, und an Geschick durfte es ihm natürlich auch nicht mangeln. Das, was ein Tier in seinem Leben erfuhr, das musste es zudem richtig zu deuten wissen und sein Leben danach ausrichten. Mutter Natur verlangte es so.

Wie könnte also ein Tier als ein Schlechtes bezeichnet werden, wenn es nur seinen Platz in der Welt einnimmt?

Das Gleichgewicht der Natur gab jedem Tier seine Aufgabe. Die Wölfe hatten wohl die Aufgabe die schwächsten Tiere auszumerzen, und so die anderen vor solchem Dasein zu warnen.

Solch ein Wolf war ein wahrhaft schönes Tier, zwar wohl sicher gefährlich und furchteinflössend für Einzelne, aber auch ein wichtiger Bestandteil der Welt.

Nachdem der Graue ein junges Reh erlegt hatte, riss er große Stücke aus dessen Körper und schlang sie herunter. Das Blut des Tieres tränkte dabei den Boden. Er fraß, soviel er fressen konnte.

In den letzten Tagen war er ein großes Stück weitergekommen. Sein Weg hatte ihn zu vielen schönen Plätzen geführt. Nur ab und zu hatte er gerastet, dann auch nur für kurze Zeit, denn er hatte sich nicht an einem Ort festsitzen wollen. Er ließ vom Reh ab. Soviel Fleisch auf einmal war zu viel für ihn, er würde später noch einmal zurückkommen und weiter fressen.

Von der Stelle aus, an der er hier stand, konnte er die morgendliche Glut der Sonne gut sehen. Wie eine rote und goldene Scheibe stand sie so gleißend da. Sie kam ihm dabei plastisch vor, so als wäre sie ganz nahe. Ihre wärmenden Strahlen drangen durch die Oberfläche der Dinge und berührten sie innerlich. Er fühlte eine Verbundenheit mit all den Dingen um ihn herum bei dieser Empfindung. Er spürte intensiv, was da war, ja was ihm nahe war. Was ihm dabei besondere Freude bereitete, war die Klarheit, mit der er diese Dinge beobachten konnte.

Er streckte seine Glieder. Eine ganze Weile lang hatte er jetzt schon dagestanden. Er brauchte dringend noch mehr Bewegung. Und er wollte sich am Bach mit Wasser erfrischen. Zu diesem Zweck lief er auf dem kürzesten Weg zum Bachlauf in der Nähe und trank von seinem Wasser. Es reinigte ihn vom Geschmack des Blutes. Dann wanderte er lange Zeit umher, bis er sich schließlich für einen Platz zum Ausruhen entschieden hatte, dort legte er sich nieder.

Der Wolf spitzte ab und zu seine Ohren um zu lauschen, ansonsten döste er schläfrig. Er liebte es so da zu liegen. Es gab ihm das Gefühl alles zu haben, was er brauchte.

Er träumte vor sich hin. Seine Gedanken waren jetzt leichter zu ertragen. Wieder war er ein Jahr älter geworden, hatte einige schwere Tage überstanden. Manches Ereignis der letzten Monate wurde ihm jetzt, mit Abstand, in seiner wahren Bedeutung verständlich. Er hatte das Gefühl, dass manche Narbe und manche Blessur aus jenen Tagen erst jetzt richtig ausheilen konnte.

Das emsige Treiben um ihn herum war toll, die lebhaften Farben und die erdigen und fruchtigen Gerüche der Pflanzen gaben Hoffnung. Wenn er sich daran erinnerte wie es war, als die Pflanzen vereinzelt erste Knospen ausgetrieben hatten, als ganze Vogelscharen aus dem Nichts aufgetaucht waren und in Formationen in den Lüften gekreist waren, als die letzten Eiszapfen kleiner und kleiner wurden, der Tag, als er sich das erste Mal wieder richtig aufgewärmt hatte, das angenehme Gefühl dabei in den Knochen, das hatte ihn so zufrieden gemacht.

Die Schritte, mit denen sich der Winter verabschiedet hatte, hatte er eingehend beobachtet. Auf die kargen Wintertage mit ihren verschneiten und vereisten Landschaften und dem Frost war ein Meer aus Licht und Wonne gefolgt. Wie von selbst war dann das Leben in die Pflanzen zurückgekehrt, erweckte Sehnsucht nach Vegetation, nach einem Aufblühen, nach Wachstum, nach Gestalt, Farbe und Geruch. Sie mussten die ganze Zeit auf ihren Tag gewartet haben. Schon manches Mal hatte der Graue den Wechsel der Jahreszeiten erlebt, doch noch nie war er ihm so eindrucksvoll vorgekommen. Mit dem Duft des Frühlings in der Nase ließ es sich gut an, an diese Zeiten zurückzudenken.

Zu jedem dieser Eindrücke gesellte sich bald eine Empfindung, aber auch eine Erinnerung dazu. Sein Verstehen, ja sein Begreifen, folgte unmittelbar. So träumte sich der Wolf sich in seine Gedanken hinein und vergaß sich dabei selbst und begann dann auch noch einzuschlummern. Im Schlaf spielte er dann träumend mit seinem Gefährten, war bei seinem Rudel. Es erfüllten sich jetzt tiefste Sehnsüchte im Traum. Die Tatsache, dass ein solcher Traum eigentlich auch etwas Trauriges hatte, das änderte nichts an seinem Glücksempfinden dabei.

Er trottete durch Wiesen am Waldrand entlang, stöberte umher und versuchte eine frische Fährte aufzuspüren. Dabei ging die Sonne in ihrer schönsten glutroten Farbe unter und tränkte die Landschaft in Schattierungen ihrer eigenen Farbe. Irgendwann nahm er eine Witterung auf. Von einen Moment zum anderen verwandelte sich seine Haltung, sein Gang, und er wurde zum Jäger. Durch den Wald ging es, der Fährte folgend. Irgendwann scheuchte er Rehe auf, die ihn zuerst wahrgenommen hatten. Sein Hunger nach frischem Fleisch trieb in nun dazu an, diese fast aussichtslose Jagd aufzunehmen. Er hetzte den Rehen lange hinterher. Es ging aber irgendwann hangabwärts, der Boden war dort mit Hindernissen übersät. Die Rehe waren zu schnell, der Wolf hatte zu große Mühe mitzuhalten. Er hetzte so schnell er konnte, gab dann aber schließlich doch auf und hielt inne. Da bemerkte er sie. Ihre Witterung war klar und deutlich zu vernehmen. Es war eine Wölfin. Er wusste auf einmal nicht was er tun sollte. Sie wandte sich von ihm ab und lief weg...

Isegrim blieb erstmal wie gelähmt stehen. Aus Furcht lief er in die andere Richtung. Auf seinem weiteren Weg blieb ihm das unschlüssige Gefühl erhalten. Am Fuße eines hohen Baumes fand er den Rest eines gerissenen Rehs. Er konnte seinen Geruch nicht ab, aber es sah irgendwie trotzdem noch genießbar aus. Gedankenverloren brach er ein paar Bissen aus dem Fleisch und fraß sie hastig.

In der damaligen Nacht schlief er kaum, war aufgeregt und hatte sich schließlich dazu entschlossen das Gebiet nach dieser Wölfin abzusuchen. Bei Tagesanbruch fraß er noch einmal vom stinkenden Fleisch und machte sich dann jedoch auf die Suche. Er lief Hänge entlang, durch Wälder, auf der Suche nach ihrer Witterung. Er hatte sie sich eingeprägt und er fand sie auch immer wieder an den unterschiedlichsten Stellen vor.

Irgendwann ging es einen Abhang hinunter, an manchen Stellen meinte er mehrmals den deutlichen Geruch von ihr aufnehmen zu können, doch dann löste sich diese Wahrnehmung wieder in ein Nichts auf. Er kam zu einem Abgrund, der Fels endete jäh vor ihm. Er lief ihn ab. Der steinige Boden ließ nur vereinzelt zu, dass Bäume hier wachsen konnten. Irgendwann entdeckte er einen Weg nach unten. Er tastete sich vorsichtig, Schritt für Schritt den Steilhang hinunter. Unten plätscherte ein Bach. Er schaute sich diesen Wasserlauf eingehend an, hob die Nase um zu wittern und beobachte die Umgebung. Nach einer Weile ging er dann zum Bach und erfrischte sich erst einmal.

Er ging jetzt den Bachlauf entlang. Plötzlich spürte er einen Ruck an seinem Leib, wirbelte schnell herum, nahm den intensiven Geruch und die Gestalt der Wölfin wahr, die hinter ihm stand. Er schreckte kurz auf, drehte sich um, nahm eine Angriffshaltung ein, doch die Situation ließ ihn instinktiv mit Vorsicht agieren.

Sie hetzte davon, und er schließlich ihr hinterher. Durch Gestrüpp und über Steine ging es, große Felsenstücke lagen als Hindernisse auf dem Weg. Urplötzlich hatte er sie aus den Augen verloren. Er lief noch ein kurzes Stück, dann stoppte er und wartete ab. Irgendwann nahm er einen Geruch auf und drehte sich danach um, sprang auch darauf zu. Da hörte er hinter sich knackendes Holz. Nun war er der Gejagte.

Schneller und schneller ging es, den Bachlauf weiter entlang, bis es kein Weiterkommen mehr gab. Es gab eine kurze Rangelei, dann war alles vorbei. Die Wölfin war über ihn gekommen und hatte ihn mit ihrem Maul in festem Griff an seiner Kehle. Einen unendlich langen Moment lang hielt sie diese Pose aufrecht. Isegrim durchzuckten Stürme von Gedanken und Gefühlswallungen. Sie drohte ihm die Kehle durch zu beißen.

Der Schock saß tief! Der Wolf hielt artig still, und achtete darauf ja keinen Mucks zu machen. Quälende ewig dauernde Sekunden des Innehaltens und Gewahrens waren das für ihn. Sie ließ nicht von ihm ab, ehe sie gemerkt hatte, dass sein Gefühl der Unterlegenheit ihr gegenüber bis in die tiefsten Ritzen seiner Knochen eingedrungen war und sie mit Furcht angefüllt hatten. Doch dann lockerte sie ihren Griff schließlich doch noch...

Er hechelte schwer, fühlte tiefste Beklemmung. Sein Rücken schmerzte wegen der spitzen Steine, auf denen er liegen musste. Außerdem war sein linker Vorderlauf verdreht. Der Graue getraute sich nicht seine Haltung zu korrigieren. Sie konnte jederzeit wieder fester zupacken.

Er grummelte, irgendwann winselte er sogar. Er wechselte vom Winseln über zu einem tiefen sonoren Brummen, als ob ihm die Situation irgendwie angenehm wäre und schaute was passieren würde. Das versetzte der Wölfin ihrerseits einen tiefen Schock! Irgendwann ließ sie ganz locker und ging einen Schritt zurück, nicht ohne sich kraftvoll vor ihm aufzubauen.

Der Wolf drehte jetzt erstmal seinen Vorderlauf zurecht und atmete etwas erleichterter durch. Nach einer guten Weile traute er sich auch noch sich von den spitzen Steinen zu erheben und stellte sich langsam auf seine Beine. Dabei beobachtete er genau wie die Wölfin darauf reagierte. Er konnte sich nicht noch einmal mit ihr messen. Ihre Geste war eindeutig gewesen. 'Das nächste Mal beiße ich Dir die Kehle durch', hatte sie bedeuten sollen.

Als er schließlich ganz aufgerichtet war, standen sich beide Tiere lange zögerlich gegenüber. Keiner wusste was er tun sollte, und so verließen sie sich ganz auf ihre Eindrücke. Mit gesenktem angriffsbereiten Kopf stand die Wölfin da, er spürte die Spannung in seinen eigenen Sehnen, beide verharrten in dieser Lage. Irgendwann drehte er sich dann vorsichtig ab und bezeugte so ein zweites Mal seine schwächere Position. Sie griff ihn nicht wieder an.

War die Gefahr jetzt vorbei? Er achtete auf jede seiner eigenen Bewegungen, auf die Signale, die er mit ihnen setzte. Irgendwann begann sich urplötzlich beider Wesen zu verzahnen und es kamen erste unbeholfene Ansätze einer Kommunikation zwischen ihnen zu Stande. Sie wahrten vorsichtig den Abstand gegeneinander und näherten sich einander nun indem sie sich einander zuneigten. Zusehends entspannte sich die Lage. Irgendwann konnten sie nicht mehr anders und beschnupperten sich eingehend.

Sechstes Kapitel

Erster Teil

Er hob seinen Kopf, während sie mit dem ihren seinen Hals berührte. Lange standen sie so da. Sie sprang auf einmal davon, und er hetzte ihr hinterher. Er jagte sie. Schließlich wandte sie sich kraftvoll um, sie wechselten die Rollen. So ging es hin und her. Das war für sie das Wichtigste, was sie tun konnten. Prächtige Wiesen umgaben sie, ein ganzes Jahr schon waren sie nun beieinander. Der Sommer verwöhnte die Beiden in ihrem Glück. Hier, im Schutz des Gebirges, hatten sie das ganze Jahr gemeinsam verbracht.

Es wehte immerzu ein frischer Wind, der die Beiden beseelte, ihnen ihre Lebenskräfte und Sinne stärkte. Ihr gemeinsames Spiel hatte Bedeutung für ihr Seelenglück.

Bei der Jagd auf andere Tiere hatten sie nun deutliche Vorteile. Gemeinsam konnten sie sogar Hirsche jagen. Und es kostete sie nicht mehr so viel Kraft wie zuvor, als sie noch alleine waren. Sie hatten öfter Erfolg dabei, was ihnen manche Entbehrung erspart hatte. Manche schlechten Gefühle, die beide zuvor gekannt hatten, hatten sie abgelegt. Die Sehnsucht Isegrims hatte eine ungeahnte Erfüllung gefunden. Sie durchlebten diesen Sommer, wenn er auch kurz war, mit den Wonnen der gestillten Sehnsucht.

Den Herbst hindurch wanderten sie weiter, in andere Regionen wo das Klima mäßiger war. Irgendwann holte sie dann aber doch der Winter ein und hinterließ auch diesmal wieder seine Spuren an ihnen.

Mit den ersten Frühlingstagen des zweiten Jahres kam dann etwas ins Spiel, das Isegrim aufmerken ließ. Die Art, wie seine Gefährtin jagte, wie sie sich bewegte, ließ eine stille Hoffnung in ihm keimen. Oft lagen sie lange beisammen und lauschten dem Wind, schauten dem Gras beim Wachsen zu.

Zweiter Teil

Sie waren ein gutes Stück entfernt vom Gebirge. Der Graue lag mit seinem Kopf zwischen den Vorderläufen unter einem Birnbaum und schaute der Sonne zu wie sie unterging. Ein Zitronenfalter flog vor seiner Nase umher, dann wieder von einer Blume zur anderen, und schließlich wieder in Richtung seiner Nase. Er erinnerte sich dabei an Zeiten der Verbitterung, konnte gut erkennen, was er durchgemacht hatte, und ließ sich tiefer und tiefer auf den Grund der Wiese sinken. Mit Tränen in den Augen lag er da, schweigsam und regungslos.

Auf der Wiese vor ihm tollten, ins Licht der Abendsonne getaucht, seine Gefährtin mit drei jungen Welpen. Sie beaufsichtigte die Kleinen beim Spielen, dabei griff sie schon mal lenkend ein und irgendwie machte sie auch mit, wenngleich nur mit den kraftvollen Bewegungen einer ausgewachsenen Wölfin.

Bei Leibeskräften zu sein war gut. Es lebte sich leichter so. Spielende Welpen, die einander jagten, gaben den beiden ausgewachsenen Wölfen das Gefühl der Liebe. Jeder dieser Momente war voller Trost. Isegrim schlief mit solchen Empfindungen ein. Träumend stellte er sich vor, wie er mit seinem Gefährten über eine Wiese jagte.

Der Schlaf währte nicht lange, die Kleinen stupsten ihn irgendwann wach, denn sie hatten Hunger. So brach er auf, um Nahrung zu beschaffen.

Es hatte sich vieles geändert in seinem Leben. Zuvor ungeahnte Gefühle hatten jetzt viel Raum in seinem Leben eingenommen. Vertrauen ineinander war geweckt worden. Sie hatten gemeinsame Nähe gefunden. Nicht wenig für eine Seele wie Isegrim. Manchmal waren sie aber auch tagelang voneinander getrennt, weil die Wölfin sich gerne mal zurückzog. Isegrim hatte sich dann immer einen festen Platz gesucht und gewartet, bis sie wiedergekommen war. Auf Wiesen unter irgendwelchen Bäumen hatte er dann tagelang ausgeharrt und die Hoffnung nicht aufgegeben. Schließlich war sie dann auch immer wieder zu ihm zurückgekehrt. Sie musste ihm manchmal einfach fern bleiben, ihm aus dem Weg gehen, sich selbst wiederfinden. Wenn sie das aber überstanden hatte, hatte sie sich immer wieder für Wochen fest für ihre Gemeinschaft entschieden.

Dritter Teil

Der Graue schaute der Abendsonne hinterher. Gerade sah man noch die letzten rotglühenden Verfärbungen am Himmel. Ein Hase lief entfernt von ihm über die Wiese. Er bellte, so dass der Hase heftigst erschrak und schleunigst davon lief. Zufrieden über solchen Respekt legte sich der Wolf wieder hin und genoss den Anblick der untergehenden Sonne weiter.

Eben noch hatte sie ihm den Rücken gewärmt, jetzt frischte schon der Wind auf und kühlend legte sich der nächtliche Schleier über die Gegend.

Der Ruf eines Käuzchens weckte ihn mitten in der Nacht. Er bemerkte, dass sein Zahnfleisch unangenehm schmeckte und trottete zu einem jungen Bäumchen, riss sich einen jungen Ast ab und kaute darauf herum. Irgendwann musste er dann niesen, tat das zwei, drei Mal, und rieb sich die Nase und sein Maul an den Gräsern ab, biss sich ein neues Stück Holz ab und kaute wieder darauf herum.

Die drei Welpen waren jetzt schon fast ausgewachsen. Sie beteiligten sich schon lange bei der Nahrungssuche. Sie brauchten viel Nahrung. Der Nachwuchs hatte sich schnell ans Jagen gewöhnt, begleitete die beiden älteren Wölfe unentwegt.

Sie waren immer weiter gezogen, in einem nahezu konstanten Abstand zum Gebirge, um ihren möglichen Rückzug nicht aufzugeben. Hier, in den Laubwäldern am Fuße des Gebirges, gab es für sie ausreichend viele Wildtiere.

Sie blieben immer dicht beieinander. Einige feste Rastplätze hatten sie auch, wenngleich sie immer von einem zum anderen zogen, um sich nicht festzusetzen.

Nach dem gemeinsamem Jagen war das Teilen der Beute stets ein besonderes Ereignis, bei dem die elterlichen Vorrechte den Ablauf bestimmen mussten. Die gemeinsamen Gesangsstunden am Abend und in der Nacht brachten dann auch immer wieder die Luft zum erzittern und gaben ihnen das Gefühl als Familie eine Einheit zu bilden. Dabei standen sie mit hochgerecktem Kopf da und sangen zu den Geistern der Nacht, der Berge und der Wildtiere. Das war immer auch ein sich Einstimmen auf kommende Geschehnisse, denn so festigten sie ihren Zusammenhalt. Ihr Leben war vorgeprägt durch die Gegebenheiten der Natur, die diese ihnen auferlegte. Dementsprechend tiefgreifend waren die Momente, in denen sie zu ihrer Natur fanden und sie gemeinsam ausdrückten.

Jede einzelne Handlung der Tiere konnte das Fortbestehen des Einzelnen wie auch der Gruppe folgenschwer verändern. Um das Nötige zu regeln, gab es die von den Elterntieren vorgegebene Ordnung. Während Ihres gemeinsamen Geheuls verdichtete sich das Wissen um diese Ordnung zu einem tiefgehenden Gemeinschaftsgefühl, das der bestehenden Hierarchie im Rudel entsprach. Alle Abläufe waren keineswegs vorbestimmt und doch gab es dem Ganzen seine Ordnung.

Vierter Teil

Isegrim war damit beschäftigt sich sein Fell zu putzen. Heute ließ er sich besonders lange Zeit dafür. In seiner Nähe spielte der neu dazugekommene Nachwuchs 'ausgewachsener Wolf', ein Spiel, das jeder Wolf einmal gespielt hat. Sie tobten umeinander her und rangelten miteinander, so gut sie nur konnten. Sie waren noch tapsig. Ein ganz Kleiner biss einem Größeren in den Nacken und versuchte ihn zu beeindrucken, was den Grauen zum Schmunzeln brachte.

Es litt schon lange keiner der Wölfe mehr wirklichen Hunger. In den ersten Jahren der Gemeinschaft hatte es vereinzelt noch gewisse Härten gegeben, doch mittlerweile war ihr Rudel so groß, dass sie sich die Jagdgebiete schon untereinander aufteilen mussten. Sie waren den anderen Tieren gegenüber übermächtig. Und Ihre Bande waren stark, die Sippe hielt fest zusammen.

Im Laufe der Zeit waren sie weiteren streunenden Wölfen begegnet, und dort wo es sich gefügt hatte, hatten sie sich zu einem größeren Rudel vereinigt. Es war auch eine neue Wölfin hinzugekommen, die größer und kräftiger als alle anderen war. Sie war noch jung gewesen, und bald hatte sie die Führung inne gehabt. Sie dominierte die anderen und führte ihr Rudel auf gerechte Weise an. Die Wölfin, die Isegrim zuerst gefunden hatte, hatte sich dem gefügt.

Isegrim selbst war nicht mehr der Jüngste. Seine Wölfin und er waren nun das, was er sich immer gewünscht hatte: Gefährten in einem gemeinsamen Bund. Sie gingen oft zusammen jagen und waren auch sonst immer wieder nahe beieinander. Das neue Leittier beeindruckte sie wenig, und man ließ sich gegenseitig gewähren.

Irgendwann musste etwas zum Fressen beschafft werden, und einige der älteren Wölfe zogen zu diesem Zwecke los. Ihr Fell schimmerte samten und grau während sie gingen und irgendwann verschwamm ihr Bild in der Ferne mit der Umgebung. Der Graue blickte ihnen manchmal wehmütig hinterher. Gerne wäre er noch so jung wie sie.

Sie hetzten heulend über das Land, eilten durch Wälder und über Lichtungen. Nach einem langen Marsch erreichten sie einen Waldsaum, witterten dort Rotwild. Eine blutrünstige Jagd folgte. Angstvoll schreiende Tiere hetzten davon so gut sie konnten, bildeten schließlich einen engen Kreis, um sich zu verteidigen. Irgend ein Tier am Rande der Herde wurde schließlich angegriffen, abgedrängt, sprang endlich davon, was die Wölfe dazu veranlasste einen Keil zwischen dieses Tier und die Herde zu treiben. Es trabte davon, schlug Hacken, aber das half ihm nichts. Die grauen Gesellen bissen es tot und begannen bald damit es aufzufressen. Später rissen sie große Happen aus seinem Leib heraus und brachen wieder auf um zurückzukehren. Diese waren für die jungen Wölfe bestimmt, die im engen Kreise des Rudels spielend den Abend verbracht hatten. Das Fressen dieser Happen bereitete den jüngsten Wölfen das größte Vergnügen.

Fünfter Teil

Sie trabten durch die Nacht. Die Sterne standen hell am Himmel, mit schwarzem Mantel überdeckte derweil die Nacht die Landschaft. Einzig der Mond konnte das ein oder andere Ding etwas bescheinen, so dass man überall irgendwo grauweiße Schemen zu sehen bekam.

Es ging an einem See entlang, über felsige Hügel geradewegs zu bergigeren Gelände hin. Der Graue blieb irgendwann stehen und verweilte bei einem Felsen. Er war alt geworden, musste sich Zeit bei seinen Dingen lassen. Er ließ anderen jetzt oft den Vortritt.

Ein schwaches oder altes Tier zu jagen stellte einen Vorteil für den Jagenden dar. Die Effizienz der Jagd stieg erheblich dabei.

Gruppen von Wildtieren, die durch den Wald zogen, hinterließen immer irgendwelche Spuren. Diese waren dann kaum zu übersehen.

Meist blieben Herdentiere beieinander, zur besseren Verteidigung und zur Erhöhung der Wachsamkeit. Um Jungtiere zu verteidigen würde das männliche Großwild bis zum Äußersten des Denkbaren gehen. Erschienen Raubtiere in der Gegend, so bestand für sie erhöhte Alarmbereitschaft. Würden ein paar Wölfe etwa Hirsche, Rehe oder Gämsen aufspüren, so würde die Jagd im selben Moment noch beginnen. Die starke Witterung der Huftiere würde bei den Wölfen Jagdfieber hervorrufen. Käme es zu einem solchen Zusammentreffen, würde jede der beiden Gruppen versuchen eine optimale Formation im für sie besten Terrain einzunehmen.

Eine Herde mächtiger Hirschböcke weidete im Verein mit Hirschkühen und Kitzen im Schatten von Laubbäumen. Sie fraßen Knöspchen von den Bäumen, Pilze und Beeren, sowie manches weitere, was dort so wuchs. In trauter Eintracht tränkten sich Jungtiere an den Zitzen der Mutterkühe. Ihre Gemeinschaft war stark. Der Nachwuchs gedieh prächtig, denn man kümmerte sich sorgsamst um ihn. Spielerisch warfen sich einige jungen Böcke aufeinander und hakten ihre kleinen Geweihe ineinander ein, um ihre Kraft zu messen. Derweil näherte sich Isegrim mit seiner Wölfin und drei weiteren Gefährten aus dem Rudel.

Kälte zog auf, wie jede Nacht zur Zeit. Sie waren damit beschäftigt, eine Gruppe Rotwild zu verfolgen. Tags zuvor hatten sie erste Spuren der Herde ausgemacht, sich seitdem immer näher an diese schönen Tiere herangepirscht. Nur nicht vorzeitig erkannt werden, das war ihre Devise. Sie zögerten noch mit einem Angriff um Zeit zu haben die Gegend besser zu erforschen. Sie wollten sich einen Vorteil im Gelände verschaffen. Diese Beute sollte ihnen nicht entkommen können.

Die Fünf liefen nebeneinander her, nahezu lautlos waren sie dabei. Einen Tagesmarsch schon waren sie von der Hauptgruppe ihres Rudels weg, hatten dieses Labyrinth aus Bäumen, Hindernissen und Fluchtmöglichkeiten ausspioniert und sich auf den Zugriff vorbereitet.

Das Gelände war gebirgig. Grauer Granit durchbrach die dicke Humusschicht an vielen Stellen. Saftig grün waren die Böden vom gut gewachsenen Moos und den Gräsern, denn lang anhaltende Regengüsse hatten den Boden reich getränkt und die letzte Sonnenwärme des Jahres hatte noch einmal Gedeihen über den ganzen Wald gebracht. Überall wuchsen Pilze und Gerüche nach Moos und Rinden erfüllten die Luft. Hier und da rief ein Käuzchen, Eichelhäher ließen ihren Ruf warnend erschallen. Weit entfernt befand sich die Herde der Hirsche in friedlicher Eintracht beieinander stehend, aber hellhörig für die Geräusche und Witterungen der Umgebung.

Die Blicke der Wölfe suchten einander, fanden einander und sie verstanden einander. Immerzu wurde so das weitere Vorgehen eindeutig festgelegt. Die fünf Wölfe waren es gewohnt so zu handeln, und es schien fast so, als ob sie nur einen einzigen, sie vereinenden Geist hätten.

Isegrim spitzte die Ohren und lauschte in den Nachthimmel hinein. Ein paar Sterne konnte er erkennen, dort wo der Wald sich lichtete. Derweil blies ein frischer Wind durch die Baumwipfel, brachte sie zum Schwanken, riss an manchen Stellen Blätter ab, wenn diese bereits bereit waren ab zu fallen. Die Dunkelheit wäre für die Wölfe ein Vorteil, doch nach dem langen Marsch brauchte das Rudel irgendwann auch seine Ruhe und so legten sie sich unter die Bäume, dort, wo es nicht ganz so feucht war, und schliefen einen kurzen, erregten Schlaf.

Noch in der Nacht war die Wölfin schon unterwegs gewesen und hatte den genauen Platz der Hirsche ausfindig gemacht. Bei einem Teich am gegenüberliegenden Berg weideten sie.

Sie gab jetzt für den Moment den Ton bei ihnen an. Isegrim und die anderen trotteten ihr hungrig und mordlustig hinterher, während zeitgleich der Himmel schon aufklarte. Die Morgendämmerung setzte ein.

Die Strecke bis zum See legten sie in forschem Trab zurück und verhielten sich erst vorsichtiger, als sie nahe genug waren um vielleicht gehört zu werden. Ihre Körper spannten sich innerlich an, sie spürten zudem ihre ziehenden Mägen und so drangen sie vorsichtig und nahezu lautlos in das Gebiet der Hirsche ein.

In lauernder Haltung schritten sie voran, nahmen die Hirschböcke und die Hirschkühe vor sich wahr. Sie sondierten die Lage, suchten nach Schwachstellen, nach möglichen Opfern und bildeten ihre Formation. Es brachen jetzt gerade die ersten Sonnenstrahlen durch die Bäume.

Der Teich war größer wie angenommen. Es war ein langgezogener schmaler See, umgeben von Bäumen und Sträuchern. Zwischen See und Wölfen befanden sich jetzt die Hirsche. Vorsichtig schauten die Wölfe sich um, sahen weitere Hirsche abseits stehen.

Leise schlichen sich Isegrim und seine Gefährten an ein paar Hirsche heran, wollten einen Keil zwischen die Hauptgruppe und zwei abseits stehenden Hirschkühe mit ihren Kitzen schlagen.

Eine Hirschkuh schaute her. Im Nu verschnellten sie ihren Gang, hetzten los und schreckten so die Hirsche auf. Diese sprangen fast im gleichen Moment in alle Richtungen, ein heilloses Durcheinander entstand. Ein paar von ihnen liefen sogar auf die Wölfe zu, die darum ihren Plan ändern mussten und ihrerseits für noch mehr Wirbel in der Herde der Hirsche sorgten. Doch die Hirsche ordneten sich schließlich, liefen alle in die gleiche Richtung davon, eng beieinander und sammelten sich. Doch ein Jungtier konnte nicht zu ihnen aufschließen und so wurde es zur Beute von Isegrim und seinen Gefährten.

Kurz darauf entdeckten sie noch ein weiteres Jungtier, das ganz in die falsche Richtung gerannt war, und auch dieses bissen sie tot. Sie fingen damit an die Beute zu reißen. Der Geruch nach Blut schwebte in der Luft. Der Geruch des Mooses vermischte sich mit ihm. Fauliges Holz verstärkte diesen Eindruck noch. In aller Ruhe weideten sich die Wölfe am Fleisch dieser jungen Hirsche.

In naher Ferne war das wütende Röhren der Hirschböcke deutlich zu vernehmen. Irgendwann dann kam eine ganze Schar riesengroßer Hirschböcke mit gesenktem Kopf herbei gerannt, und die Wölfe waren gezwungen vom Fressen abzulassen und zurückzuweichen. Ein mächtiger Bock hatte sie schon erreicht, senkte sein Geweih tief hinunter, fast bis auf den Boden, und auch die anderen Hirsche taten es ihm gleich mit dem Ziel, die Wölfe in die Enge zu treiben. Die Wölfe wehrten sich ihrerseits mit nervösen Versuchen nach dem Hals der Hirsche oder anderen schmerzhaften Stellen zu schnappen.

Die Wölfe konnten gerade so ihre Position halten, da kamen von der Seite plötzlich noch drei weitere Hirsche, die weniger mächtig waren und abgewartet hatten, ehe sie in das Geschehen eingriffen. Die Wölfe waren nun in einer Zwickmühle.

Sie gingen auf einen der jüngeren Wölfe los, einer spießte ihm schließlich sein Geweih in den Bauchbereich, worauf Blut umherspritzte. Ein anderer nahm ihn auf sein Geweih und wirbelte ihn so durch die Luft, dass er mit dem Genick auf einem Felsen aufprallte. Es brach sein Genick und dann lag er blutend da und mit schief hängendem Kopf.

Die anderen Wölfe erschraken heftig und bellten lauthals mit drohenden Gebärden. Siegessicher röhrten dagegen die Hirschböcke. Jetzt griffen die Wölfe aus Angst um ihr Leben die Hirsche viel härter und mit mehr Bereitschaft an. Einer biss einem von ihnen eine tiefe Wunde in dessen Hals, ließ aber von ihm ab, ehe er ihn hatte töten können und hetzte zusammen mit der Wölfin und dem anderen verblieben jungen Wolf mitten durch die im Moment verdutzt schauenden Hirschböcke hindurch, und dann so schnell auf und davon wie sie nur konnten. Einzig Isegrim konnte diese Situation nicht für sich nutzen. Er konnte keinen Ausweg finden und so stand er jetzt den Böcken alleine gegenüber, und er ahnte was kommen würde. Der am Hals blutende Hirschbock war außer sich, setzte zu seiner letzten Handlung an und versetzte Isegrim den Todesstoß.

Der Traum

Grüne Auen, feucht von Tau, lagen ihm zu Füßen. Nebelschwaden durchwebten die Luft. Isegrim lag matt und kraftlos da. Irgendwann hob er seinen Kopf, blickte um sich, um wahrzunehmen wo er war. Er roch einen innig geliebten Duft nach würzigen Kräutern.

Ein Nieselregen setzte ein und wirkte erfrischend auf ihn. Ein Schleier, der auf seinen Wahrnehmungen lag, verdichtete sich und fiel dann doch wieder von ihm ab, nur um kurz darauf noch mehr von ihm Besitz zu ergreifen. In gewissen kristallklaren Augenblicken sammelte er Eindrücke seiner Umgebung, die er nicht kannte. Er stellte sich auf die Beine und tapste zögerlich ein paar Schritte nach vorne, schaute sich wiederholt um und ging verwundert weiter.

Er kam an einer Lichtung an, da lagen unweit von ihm viele Wölfe in trauter Eintracht im Gras. Sie schienen irgendwie auf ihn zu warten. Er tapste auf sie zu, und ließ sich beschnuppern. Einer der Wölfe hob zu einem markdurchdringenden Heulen an, und Isegrim kam es vor, als würde er Willkommen geheißen werden.

Einen kleinen Bachlauf in der Nähe nutzte Isegrim um seinen Durst zu löschen und es schmeckte wahrhaft gut, dieses Wasser aus dem Bach. Er bekam einen unbändigen Durst darauf und trank was er nur konnte, bis er endlich genug hatte. Anschließend sah er das frisch geschlagene Reh, es lag inmitten des Rudels. Die Tiere weideten sich ab und zu an seinem Fleisch. Er gesellte sich wieder zu ihnen und gab seinem Drang nach und kostete das Fleisch. Es schmeckte süß. Er fraß, als hätte er seit Jahren nichts Richtiges gefressen. Dann setzte er sich auf seine Hinterpfoten und vergaß alles um sich herum.

Nach einer ganzen Weile der Selbstvergessenheit kam ihm die Erinnerung an das zurück, was zuvor passiert war. Er merkte wieder, dass er sich an einem rätselhaften Ort befand. Er schaute sich genau um, versuchte zu verstehen, was das hier für ein Geschehnis war und stellte nun endlich fest, dass er keinen einzigen dieser Wölfe kannte. Das hier waren sicherlich nicht seine Gefährten, mochten sie ihm auch noch so freundlich gesinnt sein wie sie wollten.

Er konnte sich hier ausruhen. Das merkte er gleich, nutzte es für sich und legte sich hin. Doch wieder dämmerte er für unbestimmte Zeit weg. Irgendwann kamen ihm in jenes Nichts seines Geistes Träume von heulenden Wölfen, von seinen alten Gefährten...

Er wachte geschockt auf. Er wusste nicht wie lange er so da gelegen und geschlafen hatte. Er fand das alles schon unheimlich. Was war das hier und was sollte das hier? Er suchte nach einer Antwort und konnte keine finden. Er ging zu den anderen und fraß noch einmal vom Reh. Die anderen Wölfe schauten ihm dabei mit großen Augen zu. Es war befremdlich.

Er fraß sich satt, trank Wasser vom Bach, ging ein Stück, dann noch eines, dann über die Wiese hinüber zu dem Platz, an dem er das erste Mal aufgewacht war. Er achtete genau auf das Verhalten der anderen Wölfe. Er entfernte sich vorsichtig immer weiter von ihrem Rudel weg, und sie schienen nichts anderes zu tun zu haben, als ihn zu beobachten.

Nachdem sich bereits eine gewisse Distanz zwischen ihm und ihnen befand fühlte er sich mit einem mal wohler. Er hatte zuvor gar nicht gemerkt, dass er sein Wohlbefinden verloren hatte. Dann auf einmal fühlte er eine gewisse Sicherheit in seine Knochen zurückkehren. Auch deren Verlust hatte er zuvor nicht bemerkt. Ihm wurde Angst und Bange. Was hatte er noch so unwissentlich verloren?

Er lief weiter, verschnellte sein Tempo, hetzte mit großen Sprüngen hinfort. Jetzt heulten die Wölfe ihm auf grauenvolle Weise nach, aber sie kamen nicht auf den Gedanken ihm hinterher zu jagen und ihn aufzuhalten.

Die schöne Aue war mit einem Mal ein Ort des Grauens. Schrecklich nervöses Gebell und Geheule durchdrang seine Glieder, zehrte an seinen Kräften, raubte ihm allen Mut. Wo sollte er hingehen, war er hier nicht gefangen? Er wusste ja nicht einmal genau wie er hierher gekommen war.

Mit jedem weiteren Schritt den er so sehr hastend ging wurde sein Geist klarer als zuvor. Erst waren es Schemen, dann Figuren, und schließlich Bilder, die ihm da vor Augen kamen. Er merkte bald, dass er sich inmitten eines bösen Traums befand, wie er süßer und giftiger nicht sein konnte. Es erinnerte sich ihm immer und immer wieder eindringlich das reale Geschehen des Tages, der Kampf mit den Hirschen, der getötete Wolf, die Flucht seiner Gefährten, der Schmerz der Vorahnung des eigenen Todes.

Er wusste nicht was zu tun war, nirgends gab es das Zeichen eines Durchgangs in seine eigene Welt zurück. Er sprang und sprang und sprang immer wieder hoch in die Luft, als wollte er den Himmel erreichen. Fort von diesem Ort, dieser Garten der Düsterkeit. Weg von dessen wollüstigen Mählern, die die Gedanken umnebelten. Weg von diesen satt grünen Wiesen mit ihren Gerüchen nach Heilkräutern. Er hob seine Nase, was war das? Es roch nach Kräutern, die da aber doch eigentlich mehr nach...

...nach fauligem Holz rochen. Den intensiven Geruch gefaulten Holzes in der Nase wachte er endlich aus seinem Traum auf. Er war alleine mit dem getöteten Wolf und dem ausgebluteten Hirschbock neben ihm, der lauthals röchelnd in den letzten Atemzügen lag. Es war heller Tag. Es musste fast der halbe Tag bereits vergangen sein seit seiner Niederlage.

Die Hirsche schienen ihn wohl tot geglaubt zu haben und hatten den unseligen Ort verlassen. Irgendwann richtete sich Isegrim auf, mit einem dröhnendem Gefühl im Kopf und schmerzerfüllten Knochen. Die anderen Wölfe waren wohl schon weit weg mittlerweile. Zumindest waren sie nirgends mehr zu sehen. Mit dem Gefühl einem schlimmeren Schicksal entgangen zu sein trottete Isegrim ihnen schließlich hinterher.

Autor: Mathias Schneider, Offenburg, Deutschland, *1975