Landfahrer und Seegänger

Palme, Buntstiftzeichnung

Nach all den langen Tagen

die sich mir so offenbaren

als ungeheure Vielfalt des Lebens,

erkenne ich, es ist vergebens.

Nicht mein ist das geworden,

und doch habe ich es mir erhalten.

In mir ist es nicht gestorben,

und doch spüre ich ein Erkalten.

Die Sache will nicht sein.

Ich bleibe ganz allein.

Bin nicht dabei zu lachen,

weiß jetzt nichts mehr zu machen.

Genug habe ich getan,

zumal es auch kein Ende nimmt,

nichts sich mir so sehr bestimmt,

wie dieses eine, meine Kind.

Dabei ist noch ungeboren,

was auch immer einmal wird.

Man kann das nicht vorhersehen,

was auch immer mal passiert.

So stehe ich als kleiner Mann

vor diesem meinen Leben,

habe Achtung davor dann

und bleibe am Weben.

Welche Spinnereien ich doch mache,

ach, was das für Hirngespinste sind!

Jetzt ist es so weit, dass ich endlich lache.

Das ist es, was keiner mir nimmt!

Ich bestimme all mein Werden,

jetzt und hier auf dieser Erden.

Diesen Moment fürchte nicht.

Das sage ich, der welcher dies spricht.

Ein Landfahrer bin ich gewesen,

lange Zeit und viele Tage,

habe meine Zeit gelesen,

weißt Du, das ist so, keine Frage.

Nun stehe ich davor zu wissen,

um mich selbst steht es beschissen.

Ich bin am Meeresstrand nun angekommen,

mit nichts in der Hand, alles ist mir zerronnen.

Landfahrer, das bin ich gerne gewesen,

doch habe ich gezahlt am Tresen

jede meiner Zechen fein.

Das soll es jetzt gewesen sein?

Nun will das Meer ich nun erkunden.

Will es erstmal an Land umrunden.

Der Landfahrer, der ich selber bin,

sieht in der Seefahrt wenig Sinn.

Ein Seegänger mag ich werden,

jetzt zur Zeit, allhier auf Erden,

will umrunden dies Idyll,

das keiner mehr so haben will.

Will gehend laufen an dem Strand,

meine Kippe in der Hand,

ein Nichts mit Rauch und Feuersglut,

Wärme spüre ich im Blut.

Seegänger zu sein,

das sei nun meine Sache.

Bin ich hier allein?

Wer's glaubt, dass ich nicht lache!

Das Leben ist so fein.

In Karlsbad-Langensteinbach, den 11.01.2016