Der Zombie im Bioladen

Pencil drawing of 28.09.2014 called Gewicht des Denkens - Entropie

Bleistiftzeichnung

Es war einmal... So fangen Märchen an. Das hier ist aber eine wahre Geschichte. Doch sie ist kaum glaubwürdiger als ein Märchen. Sie handelt von Rob, dem Zombie, der schon seit Jahren auf der Biowelle surft und der heute im Bioladen bei uns um die Ecke für Aufruhr gesorgt hat. Doch wie das geschehen ist, das will ich nun erzählen. Und dennoch verwende ich das Präsens dafür, denn Rob gibt es noch. Rob lebt - sofern man das von einem Zombie behaupten kann.

Rob, der Zombie, kommt heute bei Frau Trefzicht in deren Bioladen und will Gemüse einkaufen. Er versucht sich von ihr beraten zu lassen. Doch außer einem dumpfen Oooah! und Aaaueio! bekommt er keinen Ton heraus. So ist Frau Trefzicht nach einiger Zeit doch recht unsicher darüber, ob sie Rob, den Zombie, richtig berät. Sie zeigt ihm ungeschälte Gurken, Karotten mit Grünem dran, Maiskolben in Blättern, versehen mit dem braunen Gebempel, den Fasern, die auch noch dran sind. Rob will das alles nicht. Es ist ihm nicht frisch genug. Außerdem scheint es nicht makrobiotisch zu sein. Das entspricht Robs Art, dass er auf Makrobiotik besteht. Und so gerät Frau Trefzicht etwas ins Rudern. Oder wie sagt man es besser? - Ja, sie ist etwas ins Schwimmen gekommen.

Rob beharrt aber auf seinen Ansprüchen an frisches Gemüse und kauft darum nicht einmal die italienischen Tomaten. Er sagt zwar nur Oooah! und Aaaueio!, aber er meint eigentlich, dass es auch heimische Tomaten geben müsste, und dass er die doch bevorzuge. Das kann Frau Trefzicht zwar nicht wissen, und aus seinen dumpfen Kehllauten kann sie es auch nicht sich herleiten, doch immerhin merkt sie, dass ihr Kunde unzufrieden ist. Und sie führt das nicht unbedingt auf die Qualität ihrer Beratung zurück, was sie auch nicht zu tun braucht. Frau Trefzicht kennt sich gut aus im Bioladen!

Doch Rob, der Zombie, mag nun kein Gemüse einkaufen. Dabei hat er so einen großen Hunger auf etwas Frisches, das seinen Ansprüchen an gesunde Ernährung genügt. Darum ist Rob nun etwas geknickt. Das Aaaueio! und das Oooah! klingen nun nicht mehr gar so frisch und freudig wie zuvor.

Nun, unverrichteter Dinge macht sich Rob nun aus dem Acker und verlässt den Bioladen. Da tuscheln die feinen Bioladendamen, freilich nicht ohne einen Schluck aus ihrer biologisch dynamisch erzeugten Limonade dabei zu trinken.

Was ist denn das für einer? Und was will der im Bioladen? - Ja, so geht es Rob des öfteren. Und seine ausgefeilten Vorstellungen von gesunder Ernährung verwundern die Menschen immer wieder. Aber Rob besteht auf Qualität. Von irgend so einem nur scheinbar fair gehandelten Biogemüse mag er nicht sich satt essen müssen. Wenn schon, dann nicht nur irgendein Gütesiegel, sondern eine Premium Marke. Rob versteht halt etwas von gutem Essen.

Tja, und so ist Rob denn wieder zurück gegangen zu seinem Friedhof, wo er im Stillen darüber nachdenkt, was denn die Menschen für ein Problem mit seinen Vorstellungen von gutem Essen haben. Armer Rob. Jaja, als Zombie hat man es nicht leicht.