Ein Leuchtmittel, bitte!

'In den tiefen Tiefen des Internets, dort wo nichts ist, dort wo es kein Leben gibt, dort wo alles aufhört, dort lebe ich. Ich bin ein Wesen, dessen Wesen unerklärlich ist. Was bin ich? Ich bin nichts von dem, was bekannt ist, dass es existiert. Ich bin unerklärlich. Ich bin...'. 'Hoppla!' Ich bin gestolpert. 'Hast Du mal ein Licht für mich? Hier ist es so dunkel, und ich sehe den Weg gar nicht.' - 'Wo bin ich hier eigentlich?' - 'Komisch, gerade eben noch habe ich gedacht ich träume, und jetzt tut mir der Fuß weh. Es muss doch real sein.' - 'Ich bin gar nicht weit ab vom...' Von was eigentlich?

Ich nehme einen Stein vom Boden und betrachte ihn. 'Wie ist der hier her gekommen?' - 'Hat ihn jemand hier hingelegt oder ist er selbst hierher gelaufen?' Ich schmunzle. ' Steine mit Beinen', das finde ich witzig. - 'Nachts, wenn niemand es sieht, fahren sie ihre Beinchen aus und laufen umher.' - Eine witzige Vorstellung für mich.

'Oh, das Licht ist wieder ausgegangen.' - Mein Freund ist weg. - 'Wo bekomme ich jetzt ein Neues her?' - 'Hier bleiben macht keinen Sinn.' - 'Aber weitergehen? - Ich sehe ja den Boden unter meinen Füßen kaum!'

Ich setze mich nicht hin und gehe nicht weiter. 'Was mache ich also?' Ich stehe da. Fast regungslos bin ich, mein Atmen wirkt nervös auf mich. 'Keine Ruhe in den Knochen', denke ich mir. Ich greife in meine Tasche und hole mir eine Saftflasche heraus. ' Einen Schluck trinken, das wird mir gut tun.'

Jetzt sehe ich etwas Helles langsam auf mich zu kommen. Nach und nach wird es immer heller. Etwas wie ein Motorengeräusch höre ich auch. 'Ah, ein Roller. Der Fahrer kann mich ein Stück mitnehmen!' Ich versuche mich bemerkbar zu machen, während der näher kommt, doch er sieht mich nicht. Ihm vors Rad laufen möchte ich aber auch nicht. Er braust vorbei und ich ärgere mich. 'So ein Mist!', sage ich.

'Aber immerhin gibt es hier Menschen in der Gegend. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.' Ich erinnere mich an Vorhin. 'Die tiefen Tiefen des Internets?' Pong!

Ich bin aufgewacht. Ich sitze an meinem Computer, vor mir steht die Tastatur. 'Ich bin wohl etwas übermüdet gewesen. Habe wieder viel zu lange an der Kiste gesessen.' - 'Eine Rauchen?' - 'Da habe ich jetzt gerade keine Lust darauf.' - 'Was Trinken?' - 'Wäre gut, aber ich möchte nicht aufstehen, jetzt. - Was habe ich vorhin getan, bevor ich eingeschlafen bin?' Irgendwelche Fenster im Browser sind noch offen. 'Alles meine eigenen Seiten. Wie langweilig das doch ist!'

'Und wieder hat keiner hier mit mir kommuniziert!' - 'Ich bin, was das Internet betrifft, ein Eremit.' Manchmal kriege ich ja ne Nachricht, aber mal ehrlich gesagt, ich bin ja schon froh, wenn ich von jemandem Spam erhalte!

'Keiner liest sich meine Seiten durch?' - Oh, verdammt, das ist nicht wahr. Ich bin ja auch wer. - 'Und ich habe einen Mords Spaß dabei diese Seiten zu verfassen, zumindest wenn ich nicht dabei einschlafe.' 'Stundenlang sitze ich vor dieser Kiste. Andere schauen weniger Fernsehen, als ich am PC arbeite.' - ' Ich bin manchmal wie süchtig danach. Ein Junkie auf Elektronenvolt. So kommt es mir zumindest vor.'

'Internetsüchtig zu sein, das ist ne feine Sache.' Jedenfalls belastet das nicht so sehr den Kreislauf, und ist trotzdem witzig. - Ich sage mir immer wieder, dass irgendwann einmal irgendwer doch Lust darauf bekommen wird, sich meine Arbeiten anzusehen. - 'Irgendwann wird es soweit sein!' - Und ich werde warten bis es soweit ist. Und wenn ich bis an den Sankt Nimmerleinstag warten muss, werde ich warten!

'So, jetzt mache ich noch das hier fertig und dann...'

Klong Klong! Etwas pocht auf Metall. Irgendjemand ist in der Nähe. Ich schaue um mich. So dunkel ist es, dass ich nicht einmal erkennen kann, woher das Geräusch gekommen ist. 'Witzige Formulierung' denkt sich der Autor dieses Textes, während ich einen Schrecken im Knochen habe. Klong Klong! - 'Wieder ist es da.' - Eine schreckliche Panik macht sich in mir breit. - 'Was ist das für ein Geräusch? Immerhin weiß ich jetzt woher es kommt.' - 'Da muss etwas Lebendiges sein.' - Ich gehe langsam, Schritt für Schritt, vorwärts und ertaste mir meinen Weg dabei. Wie ein Blinder fühle ich mich, nur dass mein Tastsinn viel ungeschulter ist.

Klong Klong! 'Da! Ich habe etwas gefunden.' Eine Steinwand steht mir im Weg. 'Ah da'. Etwas Links davon ist eine Eisentür. Ich versuche sie aufzumachen. Sie klemmt. Ich zerre sie auf, da huscht etwas an mir vorbei. 'Könnte eine Ratte gewesen sein.' Ich gehe in das Innere des Raumes und suche nach Licht. Als ich es gefunden habe, erkenne ich wo ich bin. 'Ah, es ist alles Okay.' Ich bin dort, von wo ich hergekommen bin. Jetzt kenne ich mich wieder aus.

Ich gehe durch den Raum zur Tür, verlasse den Raum in Richtung des Inneren dieses Hauses und finde meine Freunde an einem Tisch sitzend, Karten spielend, vor. Sie fragen mich, wo ich solange gewesen sei. Ich erzähle es ihnen. Und dann erzähle ich ihnen etwas ganz Verrücktes. Ich erzähle ihnen, dass ich geträumt hätte, dass ich an einem Computer sitzen würde, und Texte in Weblogs hineinschreiben würde, die niemand lesen würde. Meine Freunde haben bei der Geschichte lauthals gelacht. Ich setze mich jetzt zu ihnen und wir spielen den restlichen Abend weiter mit unseren Karten. Ach ja, ein schwarzer Peter ist nicht dabei.