Die Großtat

Bei einem Fußballturnier im Jahr 2012 schoss ein Spieler einen Freistoß, der daraufhin von einem zweiten Spieler geköpft wurde und fast im Tor gelandet wäre. Doch der Keeper hielt ihn fest. Bei der Übertragung im deutschen Fernsehen sprach der Sprecher bei dieser Sache von einer Großtat. Das warf bei mir Fragen auf: Eine Großtat soll es also sein ein Tor zu schießen? Eine Großtat soll es also sein solch einen Schuss aufs Tor zu halten? Gab es da nichts Wichtigeres zu tun auf dieser Welt?

Neidisch würde ich auf einen solchen Erfolg nicht sein können. Wer nichts hatte und nichts konnte, der musste halt in diesem Land eben ein Fußballer werden, wenn er etwas sein wollte, (oder eben ein Popstar oder sogar ein Millionär, welcher durch das Erraten von irgendwelchen dämlichen Rätselfragen zu seinem Besitz gekommen war). Dann, so herrschte da die weitläufige Meinung, würde man wirklich etwas auf dem Kasten haben. Man wäre extrem 'erfolgreich' und trotzdem 'auf dem Boden geblieben'.

So schien es mir im Jahr 2012, dass die Leute das empfinden würden. Mir graute es jedoch vor solch einer fragwürdigen Form der Anteilnahme. Ich hielt nicht viel von solch einem faden Heroismus.

Solche Leute bräuchten von mir nicht zu wissen, was ich können würde. Und ich bräuchte von mir aus nicht das Lob solcher Menschen abzuwarten. Ich würde dennoch weiter machen mit meinen Dingen. Und würde auch alles, was ich einmal besessen habe, einmal ganz verloren gegangen sein, so wäre es doch so, dass mit diesem Untergang solcher Dinge doch immerzu etwas von mir gewonnen hat werden können.

Und würde ich auch Knietief in einem Misthaufen stecken, es würde mir etwas gelten, das Meinige zu meistern. Großtaten waren das nie, was von einem wie mir zu verrichten gewesen wäre.