Der Puppenspieler

"Von allen Lehren und Denkweisen ist die des Nichtstuns die Wichtigste,

weil Nichtstun immer eine zusätzliche Möglichkeit darstellt.

Wer also einen Begriff von der Idee der Untätigkeit hat und mit ihr klar kommt,

der hat immer eine zusätzliche Option für sich im Leben und wird darum weiter kommen und mehr erreichen, weil er weniger verlieren wird."

Da will das Leben etwas von mir. Ich spüre einen Drang an mir hinaus in die Welt zu rufen: "Was, bitteschön, soll es denn sein, was Du von mir willst, liebe Welt?", und ich tue das während ich zuhause mit leicht nach vorne gesenktem Kopf dasitze, tue es in Gedanken, und später beim Spaziergang durch die Straßen dieser Stadt tue ich es wieder. Tue es noch vorsichtiger, schaue die Menschen an, wie sie ihre Erledigungen machen. Was von diesen Eindrücken kann ich richtig verstehen? Bei wem errate ich, an was er gerade denken könnte? Wem sehe ich seine Absicht an, während er etwas tut?

Während ich so zwischen den Dingen, die mich in meinem Leben bereits bewegt haben, in Gedanken hin und her schwenke und zugleich die Menschen beobachte, frage ich mich, was ihr Leben denn eigentlich ausmacht, wofür sie also da sind. Frage mich das, und auch ob auch sie diese Welt anrufen und ihr mit eigenen Fragen kommen. Meine Frage ist mir derweil klar geworden. Ich will einfach wissen, was ich denn nun tun soll mit diesem mistigen Dasein in diesem Leben.

Einerseits ist alles, was es gibt, doch so unerheblich kostbar, andererseits sind wir aber dazu erzogen worden, uns wie die Herren über diese Welt zu erheben und alles, was da an Werten besteht, einzusetzen und zu verbrauchen. Achtungslosigkeit gegenüber der Natur zu haben und dem Menschen selbst zuzusetzen, das wird doch zeitweise wie ein echter und wahrhaftiger 'Realismus' angesehen. Der notwendige Schmerz ist ein Gut des Lebens eben, an dessen Notwendigkeit ich bis heute nicht glauben kann und will. Er wird von manchem für gutartig propagiert, und doch bleibt er für mich ein überflüssiges Leiden. Das Leben sei kein Ponyhof. So sagen sie es. Und - bitteschön, sagen sie artig Danke dafür - hier ist ihre Zugangsnummer für den PTZR 0.4. Für den PonyhofTraumZerstreuungsRealismus 0.4. Geiles Wort? - Hier ist ihre Spritze!

Ich bin ein Träumer, reise durch Schatten- und Lichtwelten, einfach so mache ich das. Ich bin da, in Gedanken mache ich mich in diesem Dasein breit und mache mich zudem auch bereit dafür, auch weiterhin da zu sein. Ich gehe, mit meinen Schritten, zwischen den Schritten, für manche verständlich, für andere das Gegenteil. Was ich sage findet bei manchem Zustimmung, andere mögen sich dagegen fragen, was ich denn eigentlich gemeint habe, und übersehen dabei, dass ich nicht das bin, zu was sie mich machen möchten. Es ist auch so, dass ich nicht so bin, wie sie sich mich gedacht haben.

Es gibt verschiedene Welten in diesem Kosmos, die wir jede für sich wie eine andere Realität ansehen können sollen. Ja, es gibt so viele solcher Welten, wie es Menschen gibt. Es gibt so viele verschiedene Naturen bei den Menschen, wie wir Menschen Weltbilder zu haben gewillt sind. Ich kann meine eigenen Dinge nicht genau benennen, denn sie sind teilweise bereits vergangen. Es ist zu lange her, dass sie geschehen sind. Ich mache mir aber keine Sorgen deswegen. Mein Gedächtnis arbeitet mäßig. Das beobachte ich nicht einmal, so wenig interessiert es mich, weil es momentan nicht in meiner Macht steht, etwas daran zu ändern.

Oft spreche ich, wenn ich zuhause bei mir bin, Gedichte. Manchmal singe ich Lieder, mache Musik dazu, ohne auch nur etwas Lust darauf zu verspüren irgendetwas davon für spätere Zeiten aufzubewahren. Ich male mit dem Finger oder dem Zeh Bilder in den Sand des Lebens, und lasse diese dort zurück, wo sie nun mal entstanden sind. Ich kümmere mich kaum darum, wer sie einmal wiederfinden wird.

Leben! - Was heißt das denn eigentlich für mich? - Diese Frage stelle ich mir bereits seit meiner Kindheit. Wieder und wieder stelle ich sie mir. Dabei habe ich bis heute noch keine ehrliche Antwort darauf gefunden, welche mir genügen hat können.

Ich tappe im Dunkeln, und es ist spannend für mich das zu tun. Zuweilen tut man sich ein Bisschen Weh dabei, ja, manchmal sogar fürchterlich arg. Und manchmal weiß man nicht mehr weiter, und da ist dann auch wirklich kein Licht mehr dazu geeignet meine Dinge zu erhellen, egal wie grell derweil die Sonne am Himmel oben zu scheinen vermag. Und irgendwie habe ich mich nun auch schon daran gewöhnt, und muss doch bekennen, dass ich nichts sehe. Aber es hat sich zuweilen warm angefühlt. Ich mag auch diesen Geruch. ...

Natürlich bin ich nicht blind. Das wäre jetzt ja auch wirklich gelogen. Aber ich sehe mit meinen Augen nicht mehr die wahre Tiefe der Dinge, die ich soviel besser tasten, riechen oder schmecken kann. - Und hören? Fällt fast völlig flach. Dazu ist die Musik, die bei mir die ganze Zeit läuft, viel zu laut. Mein Gehör erholt sich von dem Heavy Metal und dem Trash während der wenigen Ruhephasen meines Tages. Da ist dann nichts mehr mit einem sich in die Dinge hineinhören. Gibt es eh nicht für mich, dieses merkwürdige Wort 'hineinhören'. Sich in etwas hineinfühlen heißt es für mich. Und auch auf richtigem Deutsch heißt es so, glaube ich.

Diese Dunkelheit bei mir ist sozusagen einfach ein Verzicht auf das Sehen und das Hören. Er führt zu einem tiefen Hineintasten in eine innerlich fühlbare, sinnlichere Welt. Diese liegt nahe an meiner Bauchgegend. Und so, wie ich einst durch den Nabel in diese Welt gebracht worden bin, so schaue ich, dass auch ich etwas hervorzubringen vermag. - Doch Moment, was wollte ich denn nun eigentlich? Ach ja, jetzt habe ich endlich meinen Faden wiedergefunden. Ich wickle ihn gleich mal wieder auf, und lass die bisher zum Besten gegebene Story jetzt einfach mal so stehen. Weiß wirklich nicht, ob sie zu etwas Gutem taugt. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich will es auch eigentlich gar nicht so genau wissen.

Wissen sie, eigentlich bin ich seit je her ein Puppenspieler. Das ist die erste "Kunst" gewesen, die ich in meinem Leben erlernt habe. All meine heutigen Texte, Ideen und Bilder haben irgendwie etwas mit dieser Sache zu tun, die mir früher so viel Freude bereitet hat, und die ich zugegebenermaßen, erst jetzt wieder, jetzt als Erwachsener, neu zu erlernen gewillt bin.

Natürlich ist es bei mir der Bauch der lacht, wenn man denn lacht. Und ich glaube, es ist auch der Bauch, der das Glück des Herzens wie auch die Liebe empfindet. - Wissen kann ich es nicht, denn das ist mehr Poesie als Anatomie, es ist mehr Erzählkunst als Wissenschaft. Und die Geschichten, die ich erzählen möchte, sollen den gutartigen Humor meiner Kindheit nicht missen lassen. Sonst wären sie nicht in sich stimmig geblieben. Dann wären sie nicht mehr ganz und auch nicht mehr vollständig gewesen. Und an liebenswerter Güte, welche eine Art der Nahrung für die Seele sein können soll, darf es uns natürlich auch nicht mangeln.

Mein alter Wunsch, durch kurze Geschichten, welche vorgetragen werden mit Puppen, und die zur Erbauung eines außer Kraft gesetzten Geistes (eine häufig vorkommende Zivilisationskrankheit, die man auch Ermüdung nennt) dienen sollen, dem Menschen etwas Lebendigkeit einzuhauchen, ist mir vorgegeben. Die Sonne und auch eine eigentliche Freude an ihrem Widerschein im Geiste des Menschen zu ermöglichen, das wäre wohl möglich. Es ist jetzt jedenfalls erst einfach nur mal angesprochen worden von mir hier. Es ist sicherlich noch nicht umgesetzt oder gar erreicht worden durch mich in jüngster Zeit. Aber ach ja, hey, da ist er ja, der Teufel! Mein Gott, habe ich den schon lange gesucht! - Der ist echt wichtig beim Puppenspielen. Ohne den kann man fast keine Menschengeschichte richtig erzählen. Ein Glück, dass der noch heil ist...