Der unglückliche Humorist

Quadrotypie - Wirbel II

Quadrotypie, nach einem Aquarell

Der, welchen ich mit dem Namen 'unglücklicher Humorist' bezeichne, wird von mir nicht aus Launenhaftigkeit sondern aus Ernsthaftigkeit so bezeichnet. Es handelt sich bei ihm um jemanden, der einen Großteil seiner Empathie dafür aufopfert, Witze zu machen, welche nicht gut bei denen ankommen, über die diese Witze gemacht werden.

So ist es mir heute ergangen: Ich habe eine Mütze aufgezogen, die zugegebenermaßen etwas militärisch auf den einen oder anderen wirken könnte. Es ist eine Mütze, wie sie einer meiner Opas manchmal getragen hat.

Mein lustiger Freund, von dem ich hier spreche, und den ich als unglücklichen Humoristen zuvor bezeichnet habe, hat mich darauf aufmerksam machen wollen, dass ihm diese Mütze nicht an mir gefällt. Er hätte sagen können und vielleicht auch sagen sollen, dass sie blöde an mir aussieht. Doch darin ist keine besondere Raffinesse zu erkennen. Darum musste diese normale Sachverhalt wohl unbedingt mit einer stärkeren Formulierung getoppt werden.

'Mathias, du siehst so blöde aus mit der Mütze! So blöde Du auch bist, so blöde kannst Du gar nicht sein, wie Du mit dieser Mütze aussiehst.'

Ich bin dann in mich gegangen. Ich habe meinen Zorn genommen und habe ihn herausgeschwitzt. Ich habe meine Wut genommen und habe sie verflüchtigt. Habe Erdbeeren, Eis und anderes abgelehnt. Bin heimwärts gezogen, habe diesen Ort der schrecklichsten Verdammnis der letzten Tage und Wochen mit Trotz und Ärger an mir verlassen.

Händeschütteln, ehrlich freundliche Worte des Abschieds, ein vorgezogenes Verzeihen, ehe es überhaupt zu einer Entschuldigung kommen hätte können. Wenn ich eines nicht bin, dann ein Magier. Wenn ich eines nicht mache, dann willentlich das Bewusstsein (anderer) zu ändern. Und meines? Das ist immerzu das gleiche.

Heimgegangen. Krisenfeste Gedanken geschnürt. Freunde angerufen. Zu mir gekommen. Was für ein Tag, dieser Tag heute.

Die bevorstehende Bandprobe abgesagt aus Gründen der verlorenen Kräfte. Sich von der Familie fast wieder mal losgesagt aus gleichen Gründen. Im Geiste den Verlust der Treue und der Ehre wieder einmal so heftig schmerzlich wahrgenommen, das Elend wie ein verhöhnter Ehrenmann durchlitten und doch ruhig und sanft geblieben: Was für ein Leid das doch verursacht. Wie kränkend das doch ist!

Jetzt bin ich hier, schreibe, und weiß dabei auch eines ganz gut: Das war noch gar nicht alles, was heute passiert ist. Und ich möchte auch folgendes noch ergänzt wissen: So wirklich witzig ist es auch gar nicht gewesen.