EG 954.68 Reformation - 31. Oktober

Der 31. Oktober ist für evangelische Christen ein ganz besonderer Feiertag. Wir denken daran, dass im Jahr 1517 das begann, was wir die Reformation nennen. Ursprünglich wollte der Augustinermönch Martin Luther die katholische Kirche reformieren. Er prangerte die Missstände seiner Zeit an, die auch andere sahen und benannten: den Ablasshandel und die Käuflichkeit von kirchlichen Ämtern.

Um eine Diskussion über die Missstände anzustoßen, verfasste Martin Luther 95 Thesen, über die er mit seinen akademischen Kollegen diskutieren wollte. Ob die Thesen tatsächlich am Abend vor Allerheiligen an die Schlosskirchentür zu Wittenberg genagelt wurden, wie es links auf dem nachfolgenden Blatt nachzulesen ist, bleibt bis heute umstritten. Thematisch ging es um den Ablasshandel.

Die erste Seite von den 95 Thesen.

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https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4c/95_Thesen_Erste_Seite.jpg

Martin Luther [Public domain], via Wikimedia Commons

Zu diesem Zeitpunkt war Luther fest davon überzeugt, dass die gängige Ablasspraxis nicht im Sinn der katholischen Kirche und damit auch nicht im Sinn des Papstes sein könne. Wenn der Bescheid wüsste, würde er die Missbräuche sofort unterbinden. Dies können wir in den Thesen 51 und 52 nachlesen:

These 51: Man soll die Christen lehren: Wenn der Papst die Erpressungsmethoden der Ablaßprediger wüßte, sähe er lieber die Peterskirche in Asche sinken, als daß sie mit Haut, Fleisch und Knochen seiner Schafe erbaut würde.

These 52: Man soll die Christen lehren: Der Papst wäre, wie es seine Pflicht ist, bereit - wenn nötig -, die Peterskirche zu verkaufen, um von seinem Gelde einem großen Teil jener zu geben, denen gewisse Ablaßprediger das Geld aus der Tasche holen. (vgl. http://www.luther.de/leben/anschlag/95thesen.html)

In den letzten der 95 Thesen verteidigt Luther den Papst gegenüber Vorwürfen, die von Laien geäußert wurden und die er zuvor aufgezählt hatte:

These 90: Diese äußerst peinlichen Einwände der Laien nur mit Gewalt zu unterdrücken und nicht durch vernünftige Gegenargumente zu beseitigen heißt, die Kirche und den Papst dem Gelächter der Feinde auszusetzen und die Christenheit unglücklich zu machen.

These 91: Wenn daher der Ablaß dem Geiste und der Auffassung des Papstes gemäß gepredigt würde, lösten sich diese (Einwände) alle ohne weiteres auf, ja es gäbe sie überhaupt nicht. (a.a.O.)

Leider traf Luther mit dieser Einschätzung nicht die Position der katholischen Kirchenführung damals. Es war dem Papst durchaus an den finanziellen Einnahmen gelegen, die mit dem Verkauf der Ablassbriefe erzielt wurde. Deshalb ging er nicht auf Luthers Bedenken ein. Es kam zu scharfen Auseinandersetzungen, die schließlich mit der Exkommunikation Luthers und mit der Kirchenspaltung endeten.

Heute bemühen sich die Christen der verschiedenen Konfessionen, das Gemeinsame des Glaubens zu betonen. So feiern alle christlichen Gemeinden in Meppen seit vielen Jahren am Pfingstmontag gemeinsam auf dem Marktplatz unserer Stadt einen ökumenischen Gottesdienst.

Foto Privat - Pfingsten 2012

Das Evangelium des Reformationstages steht bei Matthäus im 5. Kapitel die Verse 2-10. Es sind die sogenannten Seligpreisungen aus der Bergpredigt.

2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:

3 Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.

4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.

5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.

6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.

7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.

8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.

10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Für diesen evangelischen Feiertag sollte man aber auch die Epistel aus dem 3. Kapitel des Römerbriefes vom Apostel Paulus die Verse 21-28 kennen. Dieser und andere Paulustexte waren es, die Luther zu seiner reformatorischen Erkenntnis führten, dass der Mensch vor Gott nicht aufgrund seiner Werke bestehen kann, sondern allein aufgrund des Glaubens.

21 Nun aber ist ohne Zutun des Gesetzes die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, offenbart, bezeugt durch das Gesetz und die Propheten. 22 Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. Denn es ist hier kein Unterschied: 23 sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten, 24 und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. 25 Den hat Gott für den Glauben hingestellt als Sühne in seinem Blut zum Erweis seiner Gerechtigkeit, indem er die Sünden vergibt, die früher 26 begangen wurden in der Zeit seiner Geduld, um nun in dieser Zeit seine Gerechtigkeit zu erweisen, dass er selbst gerecht ist und gerecht macht den, der da ist aus dem Glauben an Jesus.

27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. 29 Oder ist Gott allein der Gott der Juden? Ist er nicht auch der Gott der Heiden? Ja gewiss, auch der Heiden. 30 Denn es ist der eine Gott, der gerecht macht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben. 31 Wie? Heben wir denn das Gesetz auf durch den Glauben? Das sei ferne! Sondern wir richten das Gesetz auf.