Am 2. Sonntag nach Trinitatis hören wir Gottes Einladung zum Abendmahl, zur Gemeinschaft mit ihm. Erinnern wir uns noch an das Thema vom letzten Sonntag, dem 1. nach Trinitatis. Auch da ging es ums Hören; ob wir auf die Apostel und Propheten hören, die Gott auserwählte, um den Menschen sein Wort zu sagen. Und jetzt an diesem Sonntag die Einladung zur Stärkung. Im Wochenspruch heißt es: Christus spricht: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken." (Mt 11,28) Nehmen wir an oder haben wir Ausreden? Oder brauchen wir die Stärkung nicht?
Lukas 14,16-24 - Das große Abendmahl
Das Evangelium aus Lukas 14 zählt die Geschichte, wie ein reicher Mensch seinen Freunden eine Freude bereiten will und sie zu einem Festessen einlädt. Doch eigenartigerweise hatten die alle etwas anderes vor. War jetzt die ganze Vorbereitung umsonst?
http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ATeachings_of_Jesus_28_of_40._invitation_to_the_great_banquet._Jan_Luyken_etching._Bowyer_Bible.gif
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3b/Teachings_of_Jesus_28_of_40._invitation_to_the_great_banquet._Jan_Luyken_etching._Bowyer_Bible.gif
von Phillip Medhurst (Photo by Harry Kossuth) [FAL], via Wikimedia Commons
Die Einladungen waren schon lange ausgesprochen. Jetzt sollte der Knecht nur noch schnell rumgehen und allen sagen, dass sie kommen könnten. Doch was war das? Einer nach dem anderen hatte eine Entschuldigung. "Ich habe einen Acker gekauft und muss ihn mir ansehen; ich bitte dich, entschuldige mich." - "Ich habe fünf Gespanne Ochsen gekauft. Ich muss mal sehen, wie ich mit denen arbeiten kann; ich bitte dich, entschuldige mich." - "Ich habe geheiratet. Und meine junge Frau will ich nicht allein lassen. Du verstehst?" - Ganz offensichtlich war den Eingeladenen ihre Freundschaft zum Gastgeber nicht sonderlich viel wert. Sie hatten vermeintlich Besseres zu tun als sich den Abend bei einem Festessen um die Ohren zu schlagen.
Jesus erzählt diese Geschichte natürlich mit einem bestimmten Hintergrund. Einerseits spricht er seine jüdischen Zuhörer an. Ihr kennt doch alle Gottes Wort, sein Gebot! Und warum lebt ihr so wenig danach? Warum merkt man bei euch nicht, dass ihr Gottes auserwähltes Volk seid? - Diese Frage geht aber heute genauso - wortwörtlich - an die Christen: Ihr kennt doch alle Gottes Wort, sein Gebot! Und warum lebt ihr so wenig danach? Warum merkt man bei euch nicht, dass ihr Gottes auserwähltes Volk seid?
Die Gleichnisgeschichte nimmt für die jüdischen Zuhörer eine ungewöhnliche Wendung. Dass der Gastgeber sich ärgert, das können sie sich ja vorstellen. Vom Zorn Gottes ist in der Bibel des öfteren die Rede. Dass er aber nun andere einlädt - in der Bibel heißt es: "Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen herein. ... Und geh hinaus auf die Landstraßen und an die Zäune und nötige sie hereinzukommen, dass mein Haus voll werde." - dass Gott solche Menschen zu sich einlädt, mit denen ein "vernünftiger" und "frommer" Jude niemals sich einlassen würde, das konnten sich die Zuhörer damals nicht vorstellen. Doch genau das geschah vor ihren Augen ja immer wieder, wenn Jesus sich mit den "Armen, Verkrüppelten, Blinden und Lahmen, mit denen von den Landstraßen und von den Zäunen" an einen Tisch setze! Gott unter Bettlern!
Vollends zum Bruch kommt es beim Schlusssatz: "Ich sage euch, dass keiner der Männer, die eingeladen waren, mein Abendmahl schmecken wird." - Gott kann sich abwenden, Gott kann die, die seine Einladung verschmähen, links liegen lassen, Gott kann andere Wege gehen!
Und wir? Was machen wir? "Kommt her zu mir alle ..." - Sorry, ich hab noch was vor - später vielleicht. - Oder: Hier bin ich!