EG 954.38 Rogate

Der Name diese Sonntags kommt wieder aus dem Lateinischen und heißt in der Übersetzung "bittet / betet". Diesmal leitet sich der Name nicht von einem Psalmvers ab, der für den Sonntag charakteristisch ist, sondern vom Anlass. Am Sonntag "Rogate" zog man früher durch die Feldmark und bat Gott um seinen Segen für eine gute Ernte. In katholisch geprägten Gegenden geschehen diese Prozessionen auch heute noch.

Allerdings ist der Sonntagsname nicht ganz ohne biblischen Bezug. So heißt es im Wochenspruch für die beginnende Woche aus Psalm 66,20: "Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet."

Was ihr bittet in meinem Namen

Das Evangelium aus Johannes 16,23b-28 (29-32) 33 gehört wieder zu den Geschichten Jesu, die man nicht einfach als Geschichte nacherzählen kann. Vielmehr ist es eine Darlegung, die einlädt zum Beten. Dabei ist gleich der erste Satz ganz wichtig: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben." (Johannes 16,23)

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Das Bild gehört ursprünglich zu einer anderen Geschichte.

Als Jesus seinen Jüngern dann erklärt: "Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.", da antworten im seine Jünger: "Siehe, nun redest du frei heraus und nicht mehr in Bildern. ... Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist." Weil Jesus weiß, was auf seine Jünger zukommt, spricht er ihnen zum Schluss Mut zu: "Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden."

Wenn wir jetzt an unsere Gebetspraxis denken, dann wird der eine oder andere einwenden: "Gott hat meine Gebete doch gar nicht erhört, wie Jesus es versprochen hat." Es wird tatsächlich so sein, dass Gott oft mit uns nicht den Weg geht, den wir gern wollen. Und dabei sind unsere Bitten oftmals ganz konkret für einen anderen, wenn wir beispielsweise beten, dass liebe Menschen wieder gesund werden mögen. Und wir sind ganz enttäuscht, wenn Gott dieser Bitte nicht nachkommt. Wir wenden uns ab: Beten nutzt nichts.

Doch, Beten hilft, aber vielleicht müssen wir hinter unsere Bitten für uns und für Gott den Satz setzen, den Jesus im Garten Gethsemane vor seiner Verhaftung sprach. Jesus bat Gott: "Lass diesen Kelch an mir vorübergehen - verschone mich ...", ganz im Sinn, wie er es uns oben gesagt hat: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben." Aber Jesus fügte in Getsemane noch einen Satz hinzu, den wir manches Mal vergessen: "Nicht mein Wille geschehe, sondern deiner!" Das wäre es, wenn wir wirklich mit Überzeugung beten: "Gott, dein Wille geschehe." Dann würden wir Gott das Heft des Handelns in der Hand lassen und uns dem anvertrauen, was er für uns für richtig hält.

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