EG 954.13 Epiphanias

Bevor wir uns dem Evangelium dieses kirchlichen Feiertages zuwenden, muss erst einmal geklärt werden, was es mit "Epiphanias" überhaupt auf sich hat.

Gottes Erscheinen in der Welt

Das Wort kommt aus dem Griechischen und kann mit "Erscheinung" übersetzt werden. Es geht um das Erscheinen des Göttlichen in der Welt (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Erscheinung_des_Herrn). Da im Evangelium die Geschichte der drei Weisen aus dem Morgenland erzählt wird, heißt der Tag auch "Dreikönigsfest, Dreikönigstag, Heilige Drei Könige, Heiligedreikönigstag" (Wikipedia a.a.O.). Damit ist aber das, was der Begriff "Epiphanie" oder "Erscheinung des Göttlichen" beschreibt, keineswegs vollständig beschrieben. Deshalb muss die Bedeutung dieser Vorstellung noch näher bestimmt werden. Gemeint "ist die menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi" (Wikipedia a.a.O.). Mit der Geburt Jesu, die wir Weihnachten gefeiert haben, ist das Göttliche in der Welt erschienen.

Hirten auf dem Feld von Bethlehem - Weihnachten

Die ersten, denen diese Gegenwart Gottes verkündet wurde, das waren die Hirten auf dem Feld von Bethlehem. Als sie das Kind fanden, "priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten" (vgl. Lukas 2). Die Geschichte der Hirten gehört in die Weihnachtsfeiertage.

Drei Sterndeuter - Weise - Könige aus dem Morgenland - Epiphanias

Die nächsten, die die Erscheinung Gottes in der Welt erfuhren, das waren die drei Sterndeuter oder Weisen oder Könige aus dem Morgenland. Auch sie fanden das Kind in der Krippe und beteten es an (s.u.). Ihre Geschichte ist fest mit dem Epiphaniastag verbunden.

Taufe Jesu - 1. Sonntag nach Epiphanias

Der dritte Schritt, die "menschliche Gegenwart Gottes in der Person Jesu Christi" in der Welt zu erleben, wird mit der Taufe Jesu erzählt. Beim Evangelisten Matthäus lesen wir diesen Satz: "Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." (Mt 3,16f)

Hochzeit zu Kana - 2. Sonntag nach Epiphanias

Nach dem Zeugnis des Johannes-Evangeliums offenbarte Jesus das erste Mal seine göttlichen Macht, als er bei der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelte. Nach dem Schlusssatz dieser Perikope zielte dieses Wunder darauf, bei den Jüngern Glauben zu wecken: "Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn." Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn." (Joh 2,11)

Der Hauptmann von Kapernaum - 3. Sonntag nach Epiphanias

Im Alten Testament war klar, dass sich Gott allein an sein auserwähltes Volk Israel wendet. Wenn die Bibel erzählt, dass auch die Weisen aus dem Morgenland, die keine Juden waren, das Wunder der göttlichen Geburt erleben durften, dann wird klar, dass mit dem Kommen Jesu in die Welt sich der Blick auch weitet und die anderen Völker mit in den Blick kommen. so wird am 3. Sonntag die Geschichte erzählt, dass Jesus den Knecht eines römischen Hauptmanns heilt. Dieser Heide - und dazu repräsentierte er auch noch die Besatzungsmacht - muss Jesus sehr beeindruckt haben, wenn er erklärte: "... Jesus ... sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrlich, ich sage euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden!" (Mt 8,10)

Sturmstillung - 4. Sonntag nach Epiphanias

Das Evangelium vom vierten Sonntag nach Epiphanias zeigt, dass Gott auch macht über die Natur hat. Jesus gerät mit seinen Jüngern in einen Sturm, als die Gruppe über den See Genezareth fährt. Die Jünger stehen Todesängste aus, während Jesus schläft. In Ihrer Not wecken sie ihn. "Er stand auf und bedrohte den Wind und sprach zu dem Meer: Schweig und verstumme! ... Und Jesus sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?" (Mt 4,39f)

Vom Unkraut unter dem Weizen - 5. Sonntag nach Epiphanias

Das Göttliche kann aber nicht so, wie wir Menschen es uns wünschen, in der Welt Wurzeln schlagen. Dann müsste diese Welt viel friedlicher sein. Am 5. Sonntag nach Epiphanias wird erzählt, dass "der Feind" Unkraut unter das gute Getreide sät. Bis zur Ernte lässt der Bauer das Unkraut wachsen. Dann wird es zusammen mit dem guten Getreide geschnitten. Während das Getreide in der Scheune gesammelt wird, wird das Unkraut verbrannt.

Verklärung auf dem Berg - Letzter Sonntag nach Epiphanias

Am letzten Sonntag nach Epiphanias hören wir, dass Jesus mit seinen Jüngern Petrus, Jakobus und dessen Bruder Johannes auf einen Berg steigt. Dort erscheinen ihnen Mose und Elia - die beiden prophetischen Gestalten im jüdischen Glauben. Während es bei der Taufe Jesu offensichtlich nur er allein war, der die Stimme Gottes hörte, hören jetzt auch die anderen diese Worte: "Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!" (Mt 17,5)

Die drei Weisen aus dem Morgenland

Nun können wir uns dem Evangelium dieses kirchlichen Feiertages zuwenden. Es steht bei Matthäus im 2. Kapitel die Verse 1-12.

Um die Geburt zeitlich einordnen zu können, beschreibt der Evangelist Matthäus, dass Jesus geboren wurde, als Herodes König in Judäa, Galiläa, Samaria und in den angrenzenden Gebieten war. Er wurde wegen seiner Bautätigkeit auch "Herodes der Große" genannt. Er war um 73 v. Chr. geboren worden und verstarb im März 4 v. Chr. in Jericho. Seine Regierungstätigkeit begann etwa 47 v. Chr. (zu all diesen Angaben vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Herodes)

Zu dieser Zeit, so schreibt es Matthäus, kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem. Sie suchten den neugeborenen Köning der Juden, weil sei in ihrer Heimat den Stern dieses Königs gesehen hatten. Diesen König wollten sie anbeten.

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Bevor wir in der Geschichte weitergehen, müssen zwei Fragen geklärt werden: Wo liegt das "Morgenland" und wer oder was sind "die Weisen"? Der erste Teil der Frage ist leicht zu beantworten. Als "Morgenland" gelten jene Länder, "die von Europa betrachtet im Osten bis Südosten und damit in Richtung der aufgehenden Sonne liegen („gen Morgen“)". Die Länder Europas sind dann das Abendland. (https://de.wikipedia.org/wiki/Morgenland) Seit wann es diese Aufteilung gibt, habe ich nicht rausbekommen. Aber sie dürfte schon älter sein.

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Nun steht die Frage an, wer oder was waren die "Weisen aus dem Morgenland". In diesem Fall ist es ganz gut, wenn man mal Griechisch gelernt hat und im Lexikon nachschlagen kann. Im griechischen Urtext steht, dass "Μάγοι" (Plural; Singular: Μάγος) kamen. Dieses Wort Μάγος wird dann so übersetzt: "der Magier, der Weise und Priester (in Persien und dann auch Babylonien), der sich auf Stern- und Traumdeutung sowie andere geheime Künste verstand ..." (vgl. Walter Bauer, Wörterbuch zum Neuen Testament, 1971, Sp. 958)

Wenn jetzt das Stichwort "Stern" schon genannt ist, kann auch noch die Frage nach dem Stern von Bethlehem geklärt werden. Bei Wikipedia findet man mehrere Theorien. Nicht unwahrscheinlich ist die Theorie, dass es im Jahr 7 v. Chr. eine optische Verbindung von Jupiter und Saturn gegeben hat, die sich in die Erinnerung der Menschen eingeprägt hat und die mit der Geburt Jesu verbunden wurde (vgl. Konradin Ferrari d’Occhieppo (ab 1964)).

Der Südsternhimmel am 12. November 7 v. Chr. über Jerusalem

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Zwergelstern [Public domain], via Wikimedia Commons

Nach diesen Sachklärungen können wir in der Geschichte weitermachen. Die Weisen aus dem Morgenland waren also in Jerusalem angekommen und erkundigten sich nach dem neugeborenen König der Juden.

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Nach ihrem Verständnis musste er etwas mit dem weltlichen Herrscher Herodes zu tun haben, so dass die Anfrage beim Königshof in Jerusalem landete. Dort wusste man nichts von der Geburt eines Königssohnes - wie denn auch; das Kind in Bethlehem hatte ja nichts mit dem weltlichen König zu tun - und war deshalb auch nicht sonderlich erfreut, bzw. man war erschrocken und verärgert. Denn so ein König bedeutete Konkurrenz! Um sich zunächst einmal zu orientieren, rief Herodes die jüdischen Hohenpriester und Schriftgelehrten zu sich. Die sollten ihm sagen, wo so ein König geboren werden könnte. Die Männer kannten sich in den Heiligen Schriften aus und erinnerten sich an eine Stelle beim Propheten Micha: "Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll." (Micha 5,1 - zitiert nach Matthäus) Damit war der Geburtsort gefunden: Bethlehem!

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Jetzt musste Herodes noch herausbekommen, zu welcher Zeit dieser neue König geboren war. Deshalb ließ er die Weisen aus dem Morgenland kommen und erkundigte sich, wann sie denn den Stern gesehen hätten. Nachdem auch diese Frage geklärt war - leider schreibt Matthäus das Ergebnis nicht auf, dann hätten wir es mit der Zeitbestimmung viel einfacher - , schickt Herodes die Männer nach Bethlehem. Sie sollen nach dem Kind forschen. "Und wenn ihr's findet", so fügt der jüdische König scheinheilig hinzu, "so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete". Dass er ganz andere Pläne verfolgte - so ein Konkurrent musste schnellstmöglich beseitigt werden - , verriet er wohlweislich nicht.

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Die Sterndeuter machten sich auf den Weg, denn ihr Ziel war jetzt zum Greifen nahe. Und der Stern, den sie in ihrer Heimat gesehen hatten, der erschien ihnen wieder. Er schien über dem Haus zu stehen, wo das Kind geboren war. Voller Freude traten die Männer ein und fanden Maria und Jesus. Sie fielen nieder auf die Knie und beteten das göttliche Kind an. Dann breiteten sie ihre Schätze aus und schenkten dem Kind Gold, Weihrauch und Myrrhe.

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Die Mordpläne des Herodes sollten an Jesus nicht aufgehen. Im Traum ließ Gott die Sterndeuter wissen, dass sie nicht nach Jerusalem zum jüdischen König zurückkehren sollten. So zogen sie auf einem anderen Weg wieder in ihr Land.

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Leider waren die finsteren Überlegungen des Herodes damit nicht vom Tisch. Um den "neugeborenen König der Juden" doch noch zu beseitigen, ließ Herodes alle Jungs bis zum alter von zwei Jahren in Bethlehem und Umgebung umbringen. Jesus entging diesem Massaker, weil Josef vorher mit seiner Familie nach Ägypten geflohen war. Gott hatte ihm im Traum die Pläne des weltlichen Herrschers offenbart.

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Nachdem Herodes gestorben war, konnte Josef mit seiner Familie nach Nazareth zurückkehren.

Ralf Krüger - Lizenz (CC BY-SA 3.0)