Das Evangelium dieses Sonntags aus Mt 25, 14-30 erzählt, dass Gott uns unsere Gaben anvertraut, die wir einsetzen und gebrauchen sollen. Jesus verdeutlicht dies mit einem Gleichnis, wo er von einem Mann erzählt, der seinen Knechten - Angestellten - Geld aus seinem Vermögen zur Verfügung stellt, damit die damit arbeiten.
Das Gleichnis Jesu handelt von einem reichen Mann, der sein Vermögen seinen Mitarbeitern anvertraut, damit die damit arbeiten. In der Bibel heißt es, der erste bekam fünf Zentner Silber, der zweite zweit Zentner und der dritte einen Zentner. Das war nun nicht willkürlich zugeteilt, vielmehr hatte sich der Reiche zuvor gründlich überlegt, mit welchem Anteil welcher seiner Mitarbeiter sinnvoll umgehen könnte, ohne dass er überfordert sei. Luther übersetzt, dass jeder "nach seiner Tüchtigkeit" erhielt, was er bewältigen konnte. Danach ging der Mann außer Landes.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Contando_Dinheiro_(8228640).jpg?uselang=de
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/72/Contando_Dinheiro_%288228640%29.jpg
von Jeff Belmonte from Cuiabá, Brazil (Contando Dinheiro) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Jesus erzählt dann, was die drei Mitarbeiter mit dem Geld gemacht haben. Die beiden ersten zogen los und setzten das Geld ein - in Geschäften, an der Börse, bei der Bank. Am Ende hatten sie das Vermögen jeweils verdoppelt, also zehn bzw. vier Zentner Silber zusammen gebracht.
Der dritte Mitarbeiter traute sich nicht, mit dem Geld seines Arbeitgebers etwas zu unternehmen. Zu groß war die Angst, dass er etwas falsch machen und fremdes Geld verlieren könnte. Deshalb vergrub er das Geld in der Erde, damit niemand es finden konnte. Er würde seinem Chef genau das zurückgeben, was er bekommen hatte, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Da konnte nichts passieren.
Nach langer Zeit war der Reiche wieder im Lande und forderte Rechenschaft von seinen Mitarbeitern. Die beiden ersten kamen, legten den Gewinn dar und empfingen jeder - obwohl sie ja absolut gesehen ganz unterschiedliche Ergebnisse präsentierten - ein dickes Lob: "Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht", so heißt es in der Übersetzung von Martin Luther, "du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!"
Nun kam der dritte Mitarbeiter an die Reihe. Der verwies darauf, dass er Angst gehabt hätte, etwas falsch zu machen. Und da er wüsste, dass der Arbeitgeber sehr streng sei und jeden Fehler gleich ahndete, hätte er alles vergraben, um es jetzt ohne Verlust - natürlich auch ohne Gewinn - zurückzugeben.
Die Antwort, die dieser Mitarbeiter erfährt, und schließlich die Konsequenzen, die der Arbeitgeber zieht, lassen aufhorchen und schrecken auch ab. Das soll ein Bild für Gottes Reich sein? "Du böser und fauler Knecht! Wusstest du, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und einsammle, wo ich nicht ausgestreut habe? Dann hättest du mein Geld zu den Wechslern bringen sollen, und wenn ich gekommen wäre, hätte ich das Meine wiederbekommen mit Zinsen. Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. 29 Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. 30 Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern."
https://pixabay.com/de/hand-mann-schnippen-wegschnippen-110306/
https://pixabay.com/static/uploads/photo/2013/05/11/08/29/hand-110306_640.jpg
Lizenz: CC0 Public Domain / FAQ
Freie kommerzielle Nutzung / Kein Bildnachweis nötig
Das ist doch genau das, was wir sonst in unserer Gesellschaft erleben, oder? You are fired! Weg vom Fenster! Wie kann Jesus so eine Geschichte als Beispiel für Gott erzählen. Besonders schlimm erscheinen immer die letzten Sätze: "Darum nehmt ihm den Zentner ab und gebt ihn dem, der zehn Zentner hat. Denn wer da hat, dem wird gegeben werden, und er wird die Fülle haben; wer aber nicht hat, dem wird auch, was er hat, genommen werden. Und den unnützen Knecht werft in die Finsternis hinaus; da wird sein Heulen und Zähneklappern."
Doch mal abgesehen von der drastischen Sprache: Warum soll Gott uns am Ende nicht fragen, was wir mir unserem Leben, mit den Gaben, die er uns gegeben hat, angefangen haben. Und er wird uns wohl auch sagen, was er davon hält. Hans-Jochen Vogel hat dies in einem Interview 2014 sehr eindrücklich geschildert. Ich gebe seine Gedanken nach einem Artikel aus der tz München wieder. „Ich glaube daran, dass der Tod nicht der endgültige Schlusspunkt des menschlichen Lebens ist.“ Es gebe eine Art Gericht. „Man hat sich vor Gott zu verantworten.“ Ob er Angst vor diesem letzten Gespräch habe? Da zeigt Vogel seinen trockenen Humor: „Also, dem Herrgott gegenüber zu treten, ist ja wirklich kein alltägliches Ereignis.“ (http://www.tz.de/muenchen/stadt/hans-jochen-vogel-per34494/hans-jochen-vogel-parkinson-so-wuensche-ich-mir-den-tod-4487331.html - abgerufen am 30.07.2015)
Doch bevor wir weiter über das Ende nachdenken, fangen wir doch noch einmal vorn an. Jeder Mitarbeiter hatte "nach seiner Tüchtigkeit" seinen Teil bekommen, das, was der Arbeitgeber ihm zutraute. Keiner der drei sollte überfordert werden. Der Reiche wusste, dass der dritte Mitarbeiter der schwächste in der Mannschaft war. Mit zwei oder gar fünf Zentner wäre er total überfordert gewesen. Er hätte nichts auf die Reihe gekriegt, vielleicht sogar das Geld durchgebracht. Deshalb also: ein Zentner, das ist in Ordnung, damit kann er umgehen, da behält er den Überblick.
Das gilt auch, wenn wir unser Verhältnis zu Gott betrachten. Gott gibt jedem von uns seine Gaben und seine Aufgaben, keinem gibt er alles und niemandem gar nichts. Jeder hat seine Talente und kann etwas zum Wohl des Ganzen bewirken. Das ist es, was Jesus uns vor Augen halten will: jeder nach seiner Tüchtigkeit!
Wenn wir uns dieses Lob vor Augen halten, das ja die beiden ersten Mitarbeiter hören unabhängig von dem, was sich letztendlich verdient haben - fünf Zentner Silber oder zwei, das ist doch schon ein Unterschied. Und trotzdem hören sie beide: "Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht ..." Gott will uns also nicht ausbeuten, er will uns anregen, mit seinen Gaben etwas anzufangen und sie einzusetzen. Das kann in der Familie, in der Schule, in der Gesellschaft oder wo auch immer sein, dort, wo unsere Gaben gebraucht werden. Und wenn dann tatsächlich mal was schief laufen sollte und uns Fehler - auch grobe - passieren, dann habe ich dieses Bild vor Augen:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ARembrandt_Harmensz._van_Rijn_-_The_Return_of_the_Prodigal_Son.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/91/Rembrandt_Harmensz._van_Rijn_-_The_Return_of_the_Prodigal_Son.jpg
Rembrandt [Public domain], via Wikimedia Commons
Dieses Bild zeigt die Rückkehr des sog. verlorenen Sohnes. Sein Vater weiß, was er alles verbockt hat, und trotzdem nimmt er ihn wieder auf. Denn sein Sohn steht zu dem, was er falsch gemacht hat. Und das ist die richtige Voraussetzung für einen neuen Anfang! Diese Geschichte war übrigens Evangeliumstext am 3. Sonntag nach Trinitatis.
Ralf Krüger - Lizenz (CC BY-SA 3.0)