Das Evangelium für den 4. Advent steht beim Evangelisten Lukas im 1. Kapitel. Hauptthema ist der Lobgesang der Maria, das so genannte Magnifikat. Doch um die Geschichte zu verstehen, muss man wissen, was Lukas vorher erzählte.
Es geht zunächst um das kinderlose ältere Ehepaar Elisabeth und Zacharias.
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_01_RG.jpg
Zacharias ist Priester im Jerusalemer Tempel. Dort erscheint ihm der Engel Gottes und verkündigte ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. ..." Zacharias kann sich nicht vorstellen, wie das geschehen soll und fragt: "Woran soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und meine Frau ist betagt." Das ist nicht das, was der Engel hören wollte. "... du wirst stumm werden und nicht reden können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast ...".
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_02_RG.jpg
So geschah es dann. Zacharias konnte mit seinem Umfeld nur noch über die Schrift kommunizieren. Aber trotz des Schrecks, den er erfahren hatte, behielt er auch im Gedächtnis, dass der Engel berichtet hatte, dass sein Sohn er Volk Israel viele zu Gott bekehren werde.
Der Engel Gabriel war aber noch in anderer Mission unterwegs. Er kam zu Maria, die in Nazareth wohnte. Maria war eine junge Frau, die mit dem Zimmermann Josef verlobt war, d.h. sie wollten in absehbarer Zeit heiraten. Außerdem waren Maria und Elisabeth verwandt. Der Engel grüßt Maria mit diesen Worten: "Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!"
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_11_RG.jpg
Die Zweisprache mit Maria nimmt einen ähnlichen Anfang wie bei Zacharias, verläuft dann aber anders: "Fürchte dich nicht, Maria", sagt der Engel, "du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. ..." Wie Zacharias so hat auch Maria ihre Fragen: "Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?" Die Antwort des Engels ist einfach: "... bei Gott ist kein Ding unmöglich ..." Und Maria antwortet: "Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast."
Der Engel hatte im Verlauf des Gesprächs mit Maria erwähnt, dass Elisabet auch schwanger sei. Hier beginnt die Evangeliumslesung für den 4. Advent.
Maria macht sich einige Zeit später auf den Weg, ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen. Als sich die beiden Frauen begegnen, geschieht etwas ganz Merkwürdiges. Lukas berichtet, dass das Kind in Elisabeths Leib hüpfte, als die Mutter die Stimme Marias hörte.
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_15_RG.jpg
In diesem Moment erkennt Elisabeth, dass auch Maria schwanger ist und dass es mit deren Kind etwas ganz besonderes auf sich haben muss: "Gepriesen bist du unter den Frauen", so spricht die ältere Elisabeth die jüngere Maria an, "und gepriesen ist die Frucht deines Leibes!"
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_16_RG.jpg
Und mit den nachfolgenden Worten beschreibt Elisabeth die ganze Situation, ihr Verhältnis zu Maria und das Verhältnis ihres Sohnes zum späteren Heiland. Der eine ist der Bote, der andere der Herr. "Wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe." Wenn Elisabeth dann sagt, dass Maria selig sei, dann steht das auch im Gegensatz zu ihrem Mann Zacharias, der dem Engel die Botschaft zuerst nicht glaubte. "Selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn."
vgl. http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_02_19_RG.jpg - Ich habe einen Ausschnitt genommen
Auf diese besonderen Worte von Elisabeth antwortet Maria mit ihrem berühmten "Magnifikat":
Meine Seele erhebt den Herren,
und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes;
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.
Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn er hat große Dinge an mir getan, der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.
Und seine Barmherzigkeit währt von Geschlecht zu Geschlecht bei denen, die ihn fürchten.
Er übt Gewalt mit seinem Arm und zerstreut, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn.
Er stößt die Gewaltigen vom Thron und erhebt die Niedrigen.
Die Hungrigen füllt er mit Gütern und lässt die Reichen leer ausgehen.
Er gedenkt der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf,
wie er geredet hat zu unsern Vätern, Abraham und seinen Kindern in Ewigkeit.
Was Maria hier sagt, das wünschen wir uns so oft: Dass doch Gott endlich Gerechtigkeit schaffen möge auf Erden. Aber das tut er nicht. Jedoch hat Gott uns den Verstand gegeben, damit wir an seiner Stelle handeln können.
Maria blieb dann schließlich drei Wochen bei Elisabeth bevor sie nach Hause zurückkehrte.
http://distantshores.org/images/rg/42/42_Lk_01_17_RG.jpg
Ralf Krüger - Lizenz (CC BY-SA 3.0)