Am 1. Sonntag nach Trinitatis hören wir von Aposteln und Propheten. Diese haben, von Gott ausgewählt, den Auftrag, den Menschen Gottes Wort zu sagen. Im Wochenspruch nimmt Jesus den Gedanken auf und erklärt seinen Jüngern, den Aposteln: "Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich." (Lk 10, 16) Folgen wir oder wehren wir ab, weil dann wir unser Leben ändern müssen!
Das Evangelium aus Lukas 16,19-31 erzählt die Geschichte vom Bettler Lazarus (nicht der Bruder von Maria und Martha) und einem reichen Mann, vor dessen Tür der Bettler sich aufhält. Vordergründig wird man zuerst fragen: Ja, wo sind denn da die Apostel oder die Propheten? Ganz zum Schluss kommen die Propheten ins Spiel. Ich werde dann noch einmal die Frage nach deren Bedeutung aufnehmen.
Leider bietet sweet-publishing keine Bilder zu dieser Geschichte. Aber es gibt bei Wikimedia genügend Ersatz.
Jesus beschreibt hier ein einen Gegensatz, den seine Zuhörer nur zu gut kennen: auf der einen Seite sind die Armen, denen das Nötigste zum Leben fehlt, die von Krankheiten geplagt sind, auf der anderen Seite sind die Reichen, die in Saus und Braus leben und die sich um die Armen nicht kümmern.
zu allen Bildern:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AMeister_des_Codex_Aureus_Epternacensis_001.jpg
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von Meister des Codex Aureus Epternacensis [Public domain], via Wikimedia Commons
Ausschnitte von mir - ich habe dann die Bilder in meinen Fotos bei Google+ hochgeladen
Die Menschen in der Bibel kennen diesen Gegensatz zwischen arm und reich auch. Sie sagen weder, dass dieser Gegensatz richtig, noch dass er falsch sei. Sie sagen aber, dass es einen Ausgleich geben muss. Hier ein paar biblische Zitate, die noch ergänzt werden können:
Ps 41,2 Wohl dem, der sich des Schwachen annimmt! Den wird der HERR erretten zur bösen Zeit.
Spr 14,31 Wer dem Geringen Gewalt tut, lästert dessen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.
Dan 4,24 Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohlergehen.
Spr 19,17 Wer sich des Armen erbarmt, der leiht dem HERRN, und der wird ihm vergelten, was er Gutes getan hat.
Jes 58,7 Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!
Es ist also ein Gebot der Menschlichkeit, dass die Reichen den Armen helfen. Sie müssen dazu nicht ihren Reichtum aufgeben, sie sollen nur abgeben. Diesem Gebot der Menschlichkeit kommt der Reiche in der Geschichte Jesu nicht nach. Ungerührt lässt er den Armen vor seiner Tür sitzen. Der Geruch seiner Geschwüre zieht die Hunde an, die ihn belecken.
Dann kommt es, dass der Arme stirbt. Er wird von den Engeln Gottes in "Abrahams Schoß" getragen, zu einem Ort der Ruhe und des Friedens.
Zum Stichwort "Abrahams Schoß" können wir bei Wikipedia nachlesen: " Dahinter steht die jüdische Vorstellung, der Schoß sei ein Ort der Seligkeit (Reich Gottes), und der Mahlgemeinschaft mit Abraham, wobei man auf dem Ehrenplatz rechts neben Abraham zu sitzen kommt. ... Verbreitet ist auch die Vorstellung des „Schoß Abrahams“ als Ort des Wartens, bevor der Messias den Verstorbenen die Pforte zum Himmel öffnet." Diese Vorstellung speist sich offensichtlich aus Büchern, die nicht in die Bibel aufgenommen wurden: 4. Makk. 13 und Apokalypse des Zephanja 9.2; 11,1-2. Den Hinweis auf diese Textstellen fand ich auch bei Wikipedia, ohne das der Wortlaut genannt wird.
Nach dem Armen stirbt auch der Reiche. Der kommt automatisch in die Hölle.
Dort am Ort der größten Qualen sieht er Lazarus, der in "Abrahams Schoß" seinen Frieden gefunden hatte. Während Lazarus im Leben Mangel leiden musste, so kommt dieses Schicksal jetzt im Tode auf den Reichen zu. Es gereicht ihm zu einer gewissen Ehre, dass er nicht aus der Hölle befreit werden will - offensichtlich kennt er seine Verfehlungen und weiß, dass er zu Recht an diesem schrecklichen Ort ist -, aber er bittet doch um etwas Linderung. Lazarus möge kommen, so bittet der Reiche Abraham, um die Spitze seines Fingers ins Wasser zu tauchen, um damit die Zunge des Reichen zu kühlen. Abraham aber muss dem Reichen erklären, dass dies nicht möglich sei, da es zwischen beiden Orten eine große Kluft gebe, die weder von der einen noch von der anderen Seite überwunden werden könne.
Wieder gereicht es dem Reichen zu einer gewissen Ehre, dass er nun an seine Brüder denkt, die offensichtlich einen Lebenswandel führen, der mit seinem vergleichbar ist. Unweigerlich werden sie nach ihrem Tode auch an diesen schrecklichen und qualvollen Höllenort kommen. Das will der Reiche verhindern. Er wendet sich noch einmal an Abraham, damit dieser Lazarus zu seinen Brüdern schicke, damit der sie warnen könne. "Wenn einer von den Toten auferstünde, auf den würden sie hören", so die Vorstellung des Reichen.
Abraham will diesem Gedankengang nicht folgen. "Sie haben Mose und die Propheten; die sollen sie hören", so ruft er es dem Reichen zu. Und als der einwendet, dass dieser Hinweis seinen Brüdern nicht helfen werde, da ergänzt Abraham: "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."
"Hören sie Mose und die Propheten nicht ...", da ist das inhaltliche Stichwort zum 1. Sonntag nach Trinitatis. Gott hat Apostel und Propheten ausgewählt, damit die den Menschen Gottes Wort zu sagen, zeigen, welches Verhalten Gott von seinen Menschen will. Und ein bereits oben zitiertes Wort des Propheten Jesaja sagt Juden und Christen: "Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!" (Jes 58,7) Eindeutiger kann es doch nicht formuliert werden, oder?
Und wenn nun einer von den Toten auferstünde und hielte den Menschen die Konsequenzen für ihr Tun bzw. Nichttun vor Augen? Wir Christen glauben an einen, der von den Toten auferstanden ist: Jesus Christus! Hören wir - hört die Menschheit auf sein Wort, auf das Wort des Auferstandenen: "Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40) Ich befürchte, Abraham hatte recht, als er dem Reichen sagte: "Hören sie Mose und die Propheten nicht, so werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn jemand von den Toten auferstünde."
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von Meister des Codex Aureus Epternacensis [Public domain], via Wikimedia Commons