Das Evangelium für den Sonntag Septuagesima - 70 Tage bis Ostern - steht diesmal bei Matthäus im 20. Kapitel die Verse 1-16a. Jesus will den Zuhörern beschreiben, wie es bei Gott zugeht. Um das zu verdeutlichen, wählt er die Form eines Gleichnisses. Was es mit dieser Sprachform auf sich hat, können wir bei Wikipedia nachlesen: "Ein Gleichnis ist eine kurze Erzählung. Sie dient zur Veranschaulichung eines Sachverhalts nicht durch einen Begriff, sondern durch bildhafte Rede. Über die Veranschaulichung hinaus wird dem Gleichnis auch verändernde Funktion zugeschrieben. Der Hörer/Leser soll sich in der Erzählung selbst entdecken können und damit eingeladen werden, seine Situation zu verändern." (https://de.wikipedia.org/wiki/Gleichnis) Leider gibt es zu dieser Geschichte keine Bilder bei sweet-publishing. Auch die Ausbeute bei Wikipedia hält sich in Grenzen. Deshalb füge ich nur das eine Bild ein, das ich von den Arbeitern in einem Weinberg an der Mosel gefunden habe. Wer will, kann sich die anderen Suchergebnisse bei Google mal anschauen (Sucheinstellung: Zur nichtkommerziellen Wiederverwendung und Veränderung gekennzeichnet).
Jesus sagte seinen Zuhörern: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Weinbergbesitzer. Der ging früh morgens auf den Marktplatz, um Tagelöhner für die Arbeit in seinem Weinberg anzustellen. Um 6 Uhr morgens sollte die Arbeit beginnen und abends um 18.00 Uhr wieder enden. Zwischendurch gab es eine kurze Mittagspause. Der Weinbergbesitzer handelte mit den Männern einen "Silbergroschen" als Tageslohn aus. Das reichte gerade so, dass eine Familie damit über die Runden kam. Dann schickte er sie zur Arbeit in den Weinberg.
Drei Stunden später ging der Weinbergbesitzer an diesem Tag noch einmal auf den Marktplatz. Es standen da noch Männer herum, die keiner eingestellt hatte. Sie mussten sehen, ob noch was passierte. Sonst hatten sie wieder nichts, um ihre Familien zu versorgen. Der Weinbergbesitzer sprach eine Gruppe an: "Geht ihr auch hin in den Weinberg; ich will euch geben, was recht ist." Die Männer waren froh, dass sie Arbeit bekamen und machten sich auf den Weg.
Dieser Vorgang wiederholte sich heute noch ein paar Mal. Sowohl um 12.00 uhr als auch um 15.00 Uhr ging der Weinbergbesitzer auf den Markt und schickte Arbeiter in seinen Weinberg. Sogar um 17.00 uhr, kurz vor Arbeitsschluss, ging er noch einmal los und fand Männer, die keine Arbeit gefunden hatten. "Was steht ihr den ganzen Tag müßig da?" Die Männer sagten, wie es war: "Es hat uns niemand eingestellt." Auch zu diesen Männern sagte der Weinbergbesitzer: "Geht ihr auch hin in den Weinberg."
Mosel, Arbeiter im Weinberg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ABundesarchiv_B_145_Bild-F001991-0009%2C_Mosel%2C_Arbeiter_im_Weinberg.jpg
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c9/Bundesarchiv_B_145_Bild-F001991-0009%2C_Mosel%2C_Arbeiter_im_Weinberg.jpg
Bundesarchiv, B 145 Bild-F001991-0009 / Brodde / CC-BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons
Dann war es 18.00 Uhr. Die Arbeit war zu Ende, und es würde auch bald dunkel werden. Deshalb gab der Weinbergbesitzer seinem Verwalter den Auftrag, die Männer zusammenzurufen, um ihnen den Lohn auszuzahlen. "Fang an bei den letzten bis zu den ersten." Also kamen zuerst die, die nur eine Stunde gearbeitet hatten. Was waren die überrascht, als sie einen Silbergroschen bekamen, den vollen Tageslohn! So ging das fort bis zu denen, die zuerst eingestellt worden waren. Die dachten nun, dass sie mehr bekommen würden. Sie hatten ja schließlich 12 Stunden gearbeitet. Aber auch die bekamen einen Silbergroschen.
Sie taten sich zusammen und beschwerten sich. Jesus sagte: "Sie murrten gegen den Hausherrn." Ihr Vorwurf klang plausibel: "Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben." Aber der Weinbergbesitzer blieb ganz ruhig. Dem Sprecher der Arbeiter sagte er: "Mein Freund, ich tu dir nicht Unrecht. Bist du nicht mit mir einig geworden über einen Silbergroschen? Nimm, was dein ist, und geh! Ich will aber diesem letzten dasselbe geben wie dir. Oder habe ich nicht Macht zu tun, was ich will, mit dem, was mein ist? Siehst du scheel drein, weil ich so gütig bin?" (zum Wort "scheel" findest Du bei de.wiktionary.org dieser Erklärung: schief, schiefblickend, missgünstig)
Jesus schaute seine Zuhörer hat. Hatte der Weinbergbesitzer nicht recht? Hatte man morgens nicht vereinbart, dass es für 12 Stunden Arbeit am Abend einen Silbergroschen geben würde? Hatte man da nicht einen Vertrag geschlossen? War der nun erfüllt oder nicht? Und die anderen, die nicht so lange gearbeitet hatten? Da hatte der Weinbergbesitzer doch gesagt, er würde geben, was recht ist - und recht war eben nun mal der Silbergroschen, von dem eine Familie einen Tag bestreiten konnte. Und diesen Lohn wollte der Weinbergbesitzer heute vielen Familien zukommen lassen. War das falsch? Konnte er mit seinem Besitz nicht machen, was er wollte? Und wenn er die Männer, die heute nur eine Stunde gearbeitet hatten, morgen einstellen würde: Wären die dann nicht dankbar und großem Einsatz dabei? Sicherlich: Diese Aktion konnte man nicht jeden Tag wiederholen, weil dann keiner mehr einen ganzen Tag lang arbeiten wollte. Aber einmal? Warum denn nicht!
Und Jesus gab seinen Zuhörern noch einen Satz zum Nachdenken mit auf den Weg: "So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt." - So ist das bei Gott. Lasst die ganze Geschichte mal sacken.
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