Diesen Advent es hat sich zugetragen, dass plötzlich Säcke vor meiner Türe lagen. Daneben mit einer Rute und einem Mantel rot, ein seltsamer Anblick sich mir bot. Da hörte ich zudem noch schwere Schritte, ein Mann mit umfangreicher Leibesmitte, lachte schallend über meinen erstaunten Blick und schob grüßend die Mütze vom Kopf zurück. Mein liebes Christkind, kennst du mich denn nicht? Ich tue in Amerika jedes Jahr meine Pflicht. Wollte dich besuchen schon seit vielen Jahren, weil wir doch das gleiche Geschäftsgebaren. Öffne schon mal eine Flasche Eierpunsch, dann toasten wir uns zu mit einem Weihnachtswunsch. Freue mich so, mit meinem Cousinchen aus Europa zu plauschen und Weihnachtstraditionen und -geschichten auszutauschen.
Lass mich nur schnell anbinden und füttern meine Gefährten,
die sich auch für die lange Reise zu dir gut bewährten.
Dasher, Dancer, Prancer, Vixen, Comet, Cupid, Donner und Blitzen -
wenn du keine Flügel hättest, könntest du sie gerne auch benützen.
Während er seine Lieben versorgte so gut es eben ging,
ich die Wohnung aufsperrte und bald an der Strippe hing.
Wie Santa Claus dann wiederkehrte,
er sich gegen die Sanitäter etwas wehrte.
Die packten ihn aber gut ein in diese Jacke in Weiß,
und brachten ihn auf die Psychiatrie auf mein Geheiß.
Von den Rentieren habe ich ihnen natürlich nicht berichtet,
denn das hätte meine Aussagekraft mit Sicherheit vernichtet.
Er tat mir ja auch wirklich sehr leid,
aber insgeheim habe ich mich doch gefreut,
habe ich doch Saint Nick gar nie leiden können,
immer mehr hat er gewonnen an Popularität das Rennen.
Wenn mein lieber Cousin jedoch nicht zu finden war,
führte ich, das Christkind, an die ganze Weihnachtsschar.
Rentier und Schlitten kamen auch gelegen,
wenn müde die Flügel, auf langen Wegen.
Sorry, dear Santa Claus, lieber Cousin Nick.
Entschuldigung für den gemeinen Verrückten-Trick.
Bis sie dir wirklich glauben und dich laufen lassen,
ich zurückgewonnen die Beliebtheit der Menschenmassen.
Nieder mit dem dicken bärtigen Mann,
lasst mich lieblich Christkind ran!
Mal sehen, wer das Rennen nun gewann:
blondgelocktes Christkind oder alter Weihnachtsmann?
Diesen Text habe ich bei der Ausschreibung „Der Weihnachtsmann war’s“ vom Net-Verlag eingereicht für eine Anthologie 2016.