(Erfundenes) Sprichwort: Da paaren sich die Pandas. Bedeutung: Unmögliches kann wahr werden. Es passieren Wunder. Und wenn dann etwas gegen jegliche Wahrscheinlichkeit passiert, dann aber ordentlich bzw. im Überfluss. Herkunft: Im März 2003 zog im Tiergarten Schönbrunn in Wien ein Pärchen Pandas ein, das Weibchen Yang Yang ("Sonnenschein") und das Männchen Long Hui ("Drachenzeichen"), beide eine Leihgabe der Volksrepublik China. Im August 2007 kam Fu Long ("Glücklicher Drache") zur Welt, eine Sensation, da sich die bedrohten Bären in allen anderen europäischen Zoos noch nie auf natürliche Weise fortgepflanzt hatten. Dem „Glücklichen Drachen“ sollten jedoch in Wien noch weitere Pandababys folgen. Als sich im März 2016 – unter großem medialen Interesse - die Pandas wieder einmal paarten, tauchte plötzlich im Netz der Begriff „Da paaren sich die Pandas“ auf, vor allem bei Facebook und auch als Twitter-#Hashtag, eben als Bezeichnung für Wunder im Überfluss. Wer genau die Person war, die diesen Hype ausgelöst hat, konnte jedoch nie eindeutig geklärt werden. Obwohl es Spekulationen gibt, dass die Schöpferin eine arbeitslose Wienerin war, die in ihrem ersten Interview genau das über den plötzlichen Erfolg ihres Buch mit in Wien spielenden Gedichten und Kurzgeschichten gesagt haben soll. Geschichte
Geigen-Georg saß wie jeden Tag auf seinem Stammplatz auf der Meidlinger Hauptstraße oben bei der Arcade gleich vorm Mc Donalds, weil dort fielen ja doch oft Essensreste für ihn ab. Entweder bekam er sie großzügiger Weise in die Hand gedrückt oder er angelte sie nach ihrer Entsorgung aus dem Mülleimer. Für ihn machte das keinen Unterschied, Burger schmeckten so und so nach Pappendeckel, aber sie hielten ihn am Leben. Die wenigen Münzen, größtenteils in der Form von Kupfer, mussten für anderes als Essen herhalten. Meist schaffte er es, sich vom Alkohol fern zu halten, aber ab und zu investierte er in einen guten Rausch, bei dem er alles vergessen konnte. Und da gab es viel.
Sein Vater war so ein knallharter Industriebonze gewesen, der seinem Sohn gerne sein Wurst-Imperium übergeben hätte. Aber besagter Sohn war immer schon ein Freigeist gewesen und wollte nichts damit zu tun haben. Zynischerweise war er damals Vegetarier geworden. Diesen Luxus konnte er sich als Sandler allerdings nicht mehr leisten. Es kam wie es kommen musste, der Vater verstieß ihn. Da konnte auch seine liebevolle, aber schwache Mutter, nichts mehr ausrichten. Sollte der liebe Herr Sohn doch sehen, wo er mit seinen neumodischen Ideen und seinem Geigengequietsche bleiben würde. Weil die Geige, die war schon immer sein ein und alles gewesen. So als Hobby hätte der Vater das ja noch akzeptiert, zumindest wenn er nicht zuhause war und dem Gequietsche nicht zuhören musste. Aber Musik als Beruf, nein, das kam überhaupt nicht in Frage. Aber Geigen-Georg ließ sich von seinem Traum nicht abbringen, nicht vom Vater und auch später nicht vom fehlenden Geld.
Er jobbte herum, hauste bei diversen Freunden und schaffte die Musikakademie, sogar mit ausgezeichnetem Erfolg. Aber Stellen blieben aus, und Violinisten stehen auch in Kaffeehäusern und Bands nicht an erster Stelle. Keine Arbeit, dann warf ihn der Freund hinaus und zuletzt fing er an zu trinken. Und von da an ging es immer weiter bergab. Bis er schließlich unter der Brücke schlief und ein echter Wiener Sandler war. Aber selbst da war ihm seine Geige heilig. Lieber nichts zu essen als seine „Gigi“ – so nannte er sie liebevoll – zu verkaufen. Und so saß er jeden Tag vorm „Maci“ und spielte seine brotlose Kunst für Passanten, die ihm statt Brot Münzen oder Burgerreste gaben.
Bis eines Tages eine Frau im Dirndl vor ihm stehen blieb und ihm zuhörte, wie er gerade wieder mal eine seiner Eigenkompositionen spielte. „Drunk on Music“ hatte er dieses Stück genannt, und es war eines seiner gelungensten mit sprunghaft schnellen Wechseln zwischen traurigem Blues und heiteren Stakkatos. Die Dame zückte ihr Handy und drückte ein paar Tasten. Das war ja nichts Besonderes. Auch nicht als sie das Handy in seine Richtung hielt, weil ab und zu gab es ja doch Leute, die ihn filmten. Als er mit der Nummer fertig war, steckte sie das Handy ein und eilte davon. Das war nun doch eher ungewöhnlich, denn normalerweise gaben die, die sich die Mühe machten, ein Video von ihm zu machen, doch Geld her und lobten manchmal sogar seine Musik. Noch nicht mal ein paar läppische Cent, ärgerte er sich über die Frau, doch er vergaß sie schnell wieder.
Die Frau im Dirndl aber hatte ihn keineswegs vergessen, denn sie seine Musik hatte sie sehr fasziniert. Sie war aber auf dem Weg zu einem Konzert und eigentlich schon spät dran gewesen. Am nächsten Tag allerdings stellte sie das Video auf YouTube und verlinkte alle ihre FacebookFreund darauf. Und wie es manchmal mit solchen Postings passiert, wurde es geteilt und gelikt und weitergeteilt und gelikt; und es ging viral. Eine Woche später war Geigen-Georg ein Medienstar, wurde in alle Fernsehshows eingeladen und durfte schon bald im Wiener Konzerthaus aufgeigen. Seine Gage stieg täglich und schon bald konnte er sich eine Wohnung leisten und auch wieder in einem Bett schlafen. Als er kurz vor dem Konzert in den ORF Seitenblicken über sein Leben und seine Karriere befragt wurde, meinte er: „Da haben sich die Pandas gepaart! Nie hätte ich mir all diesen Starrummel träumen lassen, damals, wie ich noch unter der Brücke geschlafen habe.“
Foto: Tiergarten Schönbrunn, eigenes Werk
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