Still der Sturm er denkt: Ich hab‘ es satt, mich nicht zu rühren, will sogleich die hohe Birkezum Tanz verführen. Gedacht, getan. Der Sturm zur Birkesäuselt sacht: „Hohe Birke, jedes Blatt, seht her, staunt, gebt Acht.“ Und wie er zischt und wirbelt im Kreis, die Birke umwirbt voll Drang, steigert sich noch mehr hinein, es ist ihm schon ganz Zwang. Die hohe Birke derweil
sieht still dem Sturme zu.
Anfangs sie wiegt sich leise,
und wohl es ihr gefällt,
des Sturmes lebendig‘ Weise.
Doch wie er es treibt zu wild,
und Ast und Blatt mit Mühe
sie kann halten kaum,
und ihr Stamm sich schon verbiegt,
da wird der Tanz zum bösen Traum.
„Herr Sturm“, die hohe Birke ruft:
"Haltet ein Euer Treiben,
Ihr wirbelt mich herum zu wild,
zwar nie werdet ihr mich brechen,
doch keineswegs mein Dank euch gilt.“
Da besinnt sich der Sturm
und ist ganz bestürzt,
wie sehr er sich vergessen:
„Ich bitte um Verzeihung,
das war von mir unangemessen.“
„Ich stürme lieber von dannen,
und peitsche des Meeres Wellen,
wo mein Tanz Sie nicht mehr stört.“
„Ob Sie mir zu wild oder der hohen See,
über Ihr Benehmen generell ich bin empört.“
So endet der Tanz im Streit,
und der Sturm macht sich davon,
die Birke zupft zurecht ihre Blätter,
steht wieder still im Wald und denkt:
„Der Frühlingswind, der war netter.“
Foto: Eigenes Werk