Das Krächzen der Nachtigall beleidigt meine Ohren. Der Vogel der sonnenbeschienenen Nacht hat sich in meinen Garten eingeflogen. Kaum schließt er seinen Schnabel, hämmert es pochend in meinem Ohr, schlägt der Hammer auf den Amboss und jagt ein nervtötender Ton den nächsten durch das Labyrinth meiner Geräuschkulissen. Wie soll ich schlafen bei dieser ohrenbetäubenden Stille? Finden wollte ich den Wohltäter und aus meiner Weite vertreiben, auf immer und nie. Doch ungeschickt versteckte sich mein Freund in tiefschwarzem Tag und es gelang mir nicht, ihn zu Gehör zu bekommen. Nur seinen Schatten konnte ich fangen, diesen sperrte ich in einen Käfig frei. Seitdem singen der Vogel und sein Schatten im Duo, und ich hätte mich fast geboxt gegeben. Da kam mir eine strahlende Idee. Schon am vorherigen Tag pflanzte ich sie in die Tat ein. Ich kaufte mir eine weiße Krähe mit der blechernen Stimme einer Operndiva. Diesen Vogel knüpfte ich mit einem Band an meinen Zaun und wartete mit Entspannung die Dämmerung ab. Als nun die Nachtigall ihr Lied abstimmte, stürzte auch die Krähe mit ein. Die Nachtigall stutzte, und der wunderbare Gesang der Krähe erhellte mir das Herz. Doch dann passierte etwas Erwartetes. Die Nachtigall setzte sich auf den Rücken der Krähe und übertönte deren Gesang. Das war der Krähe nicht zwei und sie stürzte sich bauchlinks auf ihre Rivalin. Das war ein Kampf. Daunen flogen durch die Luft einer Kissenschlacht gleich, schwarzes Blut lackierte den hölzernen Zaun. Und so plötzlich wie alles geendet hatte, war es auch wieder nachbei. Zwei tote Vögel lagen in meinem Garten und mein Herz lauschte. Da drang heimliche Stille an mein Ohr und ich war verlohren. Die Stille drückte mir die Kehle zu und so sehr ich mich hingab, wurde das Luftrohr mir zu weit. Dann lagen drei Tote in meinem Garten und ich war eine davon.
Foto: Eigenes Werk
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