Stille, dann ein Glucksen, ganz sacht. Es ist dunkel, kein Licht kommt hierher an dieses Gewässer. Ich bin eingehüllt von Dunkelheit, aber ich kenne nichts anderes, es macht mir keine Angst, vielmehr hüllt mich die Schwärze sanft wie ein Mantel ein. Ich weiß nicht, wo das Wasser anfängt und wo es aufhört, es ist meine ganze Welt. Ich bin völlig schwerelos, leicht wie eine Feder. Das Wasser ist wie eine zweite Haut, ich brauche keine unbequeme Kleidung. Stille, dann ein Glucksen, ganz sacht. Ich weiß nicht, wie lange es her ist, da schien mir dieses Gewässer endlos, es gab keinen Anfang und kein Ende. Jetzt kann ich das Ufer wahrnehmen. Es bietet mir Sicherheit. Manchmal schwebe ich näher heran und da ist so eine Verbindung zwischen uns. Liebe. Und diese warme weiche Stimme, die mit mir spricht. Ich fühle mich so geborgen. Stille, dann ein Glucksen, ganz sacht. Der See ist so klein geworden, jetzt bedrängt mich das Ufer fast. Ich habe Angst, wie es weiter geht. Angst, dass ich diesen Ort verlassen muss oder dass ich erdrückt werde. Manchmal spüre ich noch immer diese große Liebe und Geborgenheit, aber oft weiß ich, das alles anders werden wird.
Plötzlich wird die Welt so eng und die Ufer pressen mich tiefer und tiefer. Was passiert mit meinem Gewässer der Geborgenheit? Plötzlich fließt alles und da ist Licht, so grell, dass es mir weh tut. Kein Wasser umgibt mich, kalte Luft, die mich schmerzt. Und ein Schrei gellt durch die Luft. Laut, lebendig, voller Zorn über dieses Unrecht. Das bin ich, die schreit. Und plötzlich ist da wieder Liebe und Geborgenheit. Ich bin geboren in eine Welt der Gegensätze. Liebe und Hass, Wärme und Kälte, Geborgenheit und Verletzungen. Gewässer und Veränderungen werden mich begleiten in meinem Leben. Gewässer werden mir mein Leben lang Geborgenheit vermitteln und Heimat, Veränderungen werden mir immer Angst machen, selbst wenn sie mich manchmal befreien.
Foto: Eigenes Werk