Wohnen in der Zukunft - Antwort auf DLF-Beitrag

Wohnen in der Zukunft

In dem Beitrag (Stefan Maas, DLF) wird mit keinem Wort die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens (bGE) angesprochen. Dabei ist es das bGE, das bei Einführung den Umgang mit »Wohnen« am nachhaltigsten verändern würde.

Wohnen gehört zu den existenzsichernden Gütern und bedarf bei der Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens einer besonderen Berücksichtigung. Eine »Wohn-Infrastruktur«, die preiswert oder kostenlos ist, muss durch die Gemeinschaft auf den Weg gebracht werden und dauerhaft zugänglich sein, für alle Menschen. Ob es weiterhin hochpreisige Wohnmöglichkeiten gibt, wird man sehen. Das niedrige Preissegment gehört auf alle Fälle dazu und wird das Wohnverhalten massiv beeinflussen.

Dass Herr Maas die mittlerweile breit diskutierte Idee des Bedingungslosen Grundeinkommens unterschlägt, ist schon traurig. Das bGE wird seit mindestens 5 Jahren in Deutschland verhandelt. Es betrifft die existenzsichernden Güter: Nahrung, Kleidung, Wohnen und Energie. Also sollten alle diesbezüglichen Fragen und Antwortspiele diesen sehr wahrscheinlichen Faktor mit denken, mit berücksichtigen.

Mit einem bGE wird die Landflucht aufhören, weil man dann »existenzsicher« auch auf dem Land wohnen kann. Überall sind wieder »Tante-Emma-Läden« möglich, weil es sich die Menschen leisten könnten, dass anzubieten, was andere Menschen brauchen, ohne sich selbst finanziell ruinieren zu müssen, wie es heute der Fall ist. Das heißt ein Plus-Minus-Null Wirtschaftsergebnis würde ausreichen.

Die Menschen könnten stärker auf der Fläche verteilt wohnen, und würden nicht wie die Kaninchen aufeinander hocken müssen, so wie es heute in den Städten immer mehr ist. »Verdichtung« bedeutet z.B. in Frankfurt am Main, dass die letzten Brachflächen (Rückzugsgebiete für Tiere und Pflanzen) mit Wohnraum bebaut werden, wobei Architekten heute gerne zu einer Totalversiegelung neigen: kein winziges Flächelchen Erdreich ist mehr zu sehen (gilt die Erde den Architekten als schmutzig?). :-)

Diesem Bauterror könnte Einhalt geboten werden. Der »Zwang« in der Stadt zu wohnen würde sich bei Bezug eines bGE deutlich relativieren.

Neben der Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommens wird weiterhin eine massive Preisbeeinflussung durch die Gemeinschaft an Bedeutung gewinnen. Ziel muss preiswertes oder kostenloses Wohnen sein, um es den Menschen so leicht wie möglich zu machen, an dieses existenzsichernde Gut »Wohnraum« gelangen zu können. Auch dies wird die Wohnsituation in ganz Deutschland stark verändern und beeinflussen. Es wird zu einem veränderten Mix im Wohnraum-Angebot kommen, einer veränderten Preissituation am Wohnungsmarkt. Der Baustil wird durch einen zentralen Fokus auf preiswertes Bauen sich entsprechend verändern. Die Wohnungen für die Masse werden überwiegend durch Wohnungsbau-Genossenschaften verwaltet werden, die einen Großteil aller Unterkünfte überhaupt unter ihren Fittichen hätten. Die Preise für Grund-und-Boden würden sich nach unten bewegen, weil es keinen Grund gibt, dass wir anderen Menschen etwas berechnen, was uns allen gehört, wir alle existenziell brauchen und ein endliches Gut ist. Es würde überwiegend Pacht-Situationen geben, während der Grund-und-Boden Eigentum der Gemeinschaft ist. Die Zinssituation muss geklärt sein (Zinseszins-Problematik, Geldschöpfung in öffentliche Hand), so dass zinsfrei oder »problemlos« mit Zins gearbeitet werden kann und preiswertes Bauen ganz selbstverständlich geschieht.

Durch ein bGE würde die Idee des Wohnens überhaupt eine starke Veränderung erfahren: Menschen werden womöglich häufiger Kurzzeit-Unterkünfte in Anspruch nehmen und dann weiterziehen. Die Mobilität insgesamt würde massiv zunehmen, weil sie durch die veränderten Bedingungen auf einmal möglich ist.

Wohnen wäre zentraler Teil einer insgesamt kostenlosen oder sehr preiswerten »räumlichen« Infrastruktur, die es den Menschen ermöglichen würde, ohne »Sack und Pack« durch die Lande zu ziehen, sein Haupt dort niederzulegen, wo es einen gerade hin verschlagen hat. Geld hat man ja immer dabei, durch das Bedingungslose Grundeinkommen.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1834052/#oben