bGE-bei-Roberto De Lapuente

http://ad-sinistram.blogspot.de/2013/03/das-grundeinkommen-und-die-scheiarbeit.html

dass das Grundeinkommen in allen Varianten, die da so als Ideen herumschwirren, die Gerechtigkeitsfrage unterwandert und die Umverteilungsfrage auf Eis legt.

Leider bringt Roberto De Lapuente keinerlei Belege für diese Behauptungen.

wenn diese Autarkie also dazu führt, dass Arbeit nach eigenen Bedürfnissen und Ansprüchen geleistet wird, dann mag das ein Aufschwung für Tätigkeiten sein, die man als Berufung wahrnimmt. Was aber geschieht mit Berufen? Wer schraubt Fahrgestelle zusammen und asphaltiert Straßen oder entertaint kleine Schreihälse? Autarke Erzieherinnen könnten sich ja auch nur die netten Kinder raussuchen. Eine unverbindliche Gesellschaft wäre das Resultat.

An solchen Beispiele sieht man eigentlich immer wieder, dass die Idee des Bedingungslosen Grundeinkommen (bGE) nicht zu Ende gedacht ist. Die Erzieherin wäre mit einem Grundeinkommen in sofern »autark« als sie aus einer viel besseren Position heraus den Arbeitsbereich, den sie wichtig findet und mag, mitgestalten kann. Wenn heute viel zu große Kindergruppen den Erzieherinnen zugemutet werden, könnten sie in einer Grundeinkommens-Gesellschaft sagen, »Stopp!«, unter solchen Arbeitsbedingungen arbeite ich nicht, da ruiniere ich mir meine Gesundheit. Heute ist es so, wenn keine entsprechenden Arbeitsstellen vorhanden sind, die auf die Gesundheit der Mitarbeiterinnen Rücksicht nehmen, dann machen die Leute zwar mit, erledigen den Job, werden dann aber viel häufiger krank oder scheiden schon frühzeitig aus dem Berufsleben aus. - So kann man sagen, in einer Grundeinkommens-Gesellschaft würde gerade das Gegenteil von dem Eintreten, was Herr De Lapuente sich vorstellt. Ein viel verbindlicheres Verhältnis zu den Arbeitssituationen und beruflichen Erfordernissen würde entstehen, weil die Menschen sehen, in kann da hineinwirken, ich kann da mitbestimmen.

 Diese Vorstellung der Autarkie ist führwahr sehr anziehend, aber undenkbar in einer Gesellschaft, die von so genannter Scheißarbeit abhängig ist.

Der Begriff »Autarkie« ist hier deplatziert. »Selbstbestimmt« könnte man vielleicht sagen, aber viel wichtiger ist, dass der Autor sich die »schlechte Arbeit« so vorstellt, dass man die Menschen dazu zwingen müsse. Und er hat sogar recht. Denn die Arbeit, die heute den Arbeitslosen zugemutet wird, würde kaum jemand freiwillig machen, so schlecht sind die Rahmenbedingungen: schlechte Bezahlung, lange Anfahrtswege, befristete Arbeit, Mehrschichten, Nachtarbeit, nicht bezahlte Überstunden die Regel, körperlich sehr belastend, etc. Also echte »Scheißarbeit«.

Was also macht der Autor. Er argumentiert zwar scheinbar »gegen« ein Bedingungsloses Grundeinkommen, aber in Wirklichkeit geht es ihm darum »für« Hartz4 und die Benachteiligung der heutigen Arbeitslosen zu argumentieren. Das ist die eigentliche Zielrichtung. Ein Großteil der bGE-Gegner sind Befürworter der heutigen Unrechtsverhältnisse. Und ihre Argumente gegen ein bGE sind eigentlich Argumente Pro-Hartz4.

Bestimmte Berufe würden bestimmt weiter erledigt. Andere jedoch sicherlich kaum. Wer geht freiwillig in die Kanalisation? Wer wäscht Scheiße aus Altenheimbettwäsche? Wer reinigt Fenster oder pflastert Schnellstraßen bei Wind und Wetter?

Auch hier sieht man, dass der Autor die Grundeinkommens-Idee nicht wirklich reflektiert hat. Da das Grundeinkommen nur die Existenzsicherung gewährt, und nicht das neue Tablet oder iPhone, und auch nicht die 3-Wochen Urlaubsreise nach Brasilien, wird es immer genügend Gründe geben auch weiterhin berufstätig zu sein. An den Beispielen von Herrn Roberto De Lapuente sieht man aber auch seine begrenzten Kenntnisse des alltäglichen Lebens. Das Beispiel mit der Altenheimbettwäsche ist schon drollig und auch die »Kanalisation«. Was weiß Herr Roberto De Lapuente von den beruflichen Interessen der Menschen? Herzlich wenig, so mein Eindruck.

Ja und mit dem Menschenbild ist es genauso. Erst distanziert sich Herr De Lapuente von einem »negativen Menschenbild«, um es 4 Sätze später dann doch wieder ins Feld zu führen. :-)

Wenn aber der Preismechanismus der Marktwirtschaft für eine nachhaltige Nutzung der Umwelt aufgehoben wird (d.h. umweltschädliches Produzieren steuerlich zu belasten und zu verteuern, um Verbraucher zu Alternativen zu bewegen)

Das sind schon absurde Vorstellungen. Da muss nach Herrn De Lapuente »umweltschädliches Produzieren steuerlich belastet werden« damit der Bürger was merkt und »bewegt« wird. Ja an der Sprache sieht man es wieder, der Bürger als »Bewegungsmasse«. Vielleicht will sich die Bürgerin und der Bürger aber nicht »bewegen« lassen. Vielleicht können die Bürgerinnen und Bürger selber denken und man braucht gar nicht den Umweg über eine steuerliche Belastung der Produzenten, sondern die Menschen haben in einer Grundeinkommens-Gesellschaft viel eher die Möglichkeit sich un-ökologischem Produzieren zu entziehen und zu verweigern. Weder muss man in solchen Firmen arbeiten, noch kauft man die Produkte dieser Firmen. Aber leichter fällt einem der Protest und der Widerstand in einer Grundeinkommens-Gesellschaft.

Hier kommt der Mindestlohn ins Spiel, als die weitaus bessere Alternative zu einem Modell, dass zwar versorgt, aber diese Versorgung zwangsläufig auf ein Niveau hinabdrückt, das nicht gewollt sein kann.

Wenn ich es nicht anders wüsste, würde ich sagen, das ist eine Auftragsarbeit, ganz im Sinne der Gewerkschaften und der SPD. So sehr erkennt man die arbeitsbezogene Ideologie vom Lebenssinn. Alles muss sich konzentrieren auf die Arbeit. Und wer »zeitweilig ohne Arbeit« ist, bekommt ein bisschen die Hand getätschelt, wie es der Herr Alt beim Ralph Boes bei der Maischberger gemacht hat.