Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk im Vergleich zum Internet
Wirtschaft begreifen und Probleme lösen?
In einer Sendung über Wirtschaftsjournalismus diskutierten die genannten Personen* über die Möglichkeiten von Wirtschaftssendungen, die Bürgerinnen und Bürger zu informieren. Und warum die Wirtschaftsjournalisten nicht die Lehman-Pleite und die Wirtschaftskrisen vorhersagen konnten.
Kleine Zusammenfassung des Gesprächs:Wirtz-Nentwig:Die Bürger wollen nicht mit harten Wirtschaftsthemen belämmert werden. Wirtschaftsbildung ist nicht der Punkt, die Zeiten des Bildungsfernsehens seien vorbei. Außerdem wurde ein zu großer Akzent auf die Börse gelegt, obwohl für die Durchschnittsbürger das Thema uninteressant sei, da sie keine Aktienbesitzer sind.Es sollten eher Ungleichgewichte und soziale Schieflagen im Wirtschaftskontext bekannt gemacht werden. Obwohl die allgemeinen Zahlen gut sind, geht es vielen Leuten gar nicht so gut. Aufschwung ist rechnerisch da, kommt aber bei vielen Menschen nicht an. Wirtschaftssendungen müßten ein ausgewogeneres Bild der wirtschaftlichen Situation der Menschen abbilden.Janke:Die Zuschauer wollen Ratgeber-Sendungen und eher keine kritische Betrachtungen. Das verlangt dann auch die Quote. Das Wirtschafts-Thema verlangt sehr viel mehr Vertiefung als allgemein politische Themen. Mit Wirtschaft auseinandersetzen heißt lernen und lesen und das muss das Publikum selber ändern.Moss:Anlage-Journalismus, Ratgebersendungen war vom Publikum gewollt. 50 Bedeutungen vom Begriff "kaufen". Doch oft wissen die Wirtschaftsjournalisten selber nicht genau, welcher Begriff in welcher Bank gerade wie gedeutet wird.Wirtz-Nentwig:Man ist zu lange dem neo-liberalen Mainstream nachgelaufen. Man hat zu spät reagiert und keine Alternativen aufgezeigt. Volkswirte kommen fast nur noch von einer Denkschule. Grundkenntnisse wie, allen Schulden müssen entsprechende Vermögen gegenüberstehen, wurden nicht öffentlich diskutiert. Viele Ungleichgewichte hat man einfach nicht sehen wollen.Bollmann:Ökonomie ist ein soziales Phänomen. Sie lässt sich nicht vorausberechnen wie die Naturwissenschaft.Vorwurf an die Journalisten, sie hätten die Krisen nicht vorausgesehen ist zweifelhaft und billig, da Wirtschaft ein "offener Prozess" sei.Janke:Man muss im Mainstream mitschwimmen, das tun ja alle, sonst kommt man nicht weiter. Heute gibt es Börsenstars, Chefs-Volkswirte und Experten in großer Zahl. Wie ist deren Legitimation begründet.Moss:Wirtschaftsforschungsinstitute haben bis kurz vor der Lehman-Pleite die Situation harmlos dargestellt. Wenn alle die wir ernst nehmen, keine Warnsignale aussenden, warum sollen ausgerechnet die Wirtschaftsjournalisten anderer Meinung sein und sagen, es wird anders kommen.Warum kommen immer wieder dieselben Wirtschaftsexperten zu Wort?Wirtz-Nentwig:Es sind bekannte und populäre Leute, deren Urteil man vertraut. Es sind keine Exoten, sondern renommierte Namen. Wir versuchen aber das ganze Spektrum abzubilden. Übers Jahr gesehen kommen alle Meinungen im Fernsehen durch.Man kennt bestimmte Experten, man weiß, sie sind fernsehtauglich, fernseherfahren. Was auch letztlich beim Zuschauer Zuspruch findet.Bollmann:Nach den Gesetzen des Mediums werden die Gäste ausgewählt. Die Thesen sind bekannt. Es geht nicht umbedingt um die Wahrheitsfindung.Janke:Wirtschaftsbildung. Der ÖRR ist nicht als Pädagoge zu denken, sondern mit seinen Mitteln aktiv, der Recherche, Bebilderung, Interview, Talkshow.*
- Wolfgang Wirtz-Nentwig,Leiter der Wirtschaftsredaktion "Fernsehen", Saarländischer Rundfunk
- Ralph Bollmann, Wirtschaftspolitik-Korrespondent der FASZ
- Hans Janke, ehem. stellvertr. Programmdirektor ZDF
- Prof. Christoph Moss, Professor für Journalistik und Medienmanagement, Business and Information Technology School BiTS
Demgegenüber beschreibt der Berliner Volkswirtschafts-Professor Bernd Senf in seinen Videos, wie diese etablierten Medien sich massiv gegen andere Sichtweisen abgrenzen, abschotten oder diese sogar bekämpfen.
Zum Beispiel in
Bernd Senf 2. Die Destruktivität desZinssystems und mögliche Alternativen
Bernd Senf 3. Bankgeheimnis Geldschöpfung - Monetative als Lösung?
Bernd Senf meint, die mächtigen und einflussreichen Kreise innerhalb des Finanzsystems haben großen Einfluss auf die Medien. Dort kommen andere Perspektiven so gut wie gar nicht vor oder werden verhöhnt, verspottet und fertiggemacht (eigene Erfahrung von Herrn Senf). Die massiven Schäden, die unser Geldsystem hervortreibt, werden nicht publik gemacht.
In den üblichen Fernsehsendern werden die Zuschauer abgespeist, „mit lauter Zeug, was sie nur ablenkt“, von diesen wesentlichen Dingen. Die Menschen wollen aber die Zusammenhänge verstehen und suchen weiter und kommen dann über das Internet zum Beispiel auf die Seiten von Herrn Senf.
Gerade über das Internet bestehen plötzlich Möglichkeiten, die es vorher nie gegeben hat, sich über Wirtschaft und wirtschaftliche Zusammenhänge sich zu informieren.
Weitere Blätter:
https://sites.google.com/site/loseblaetter/der-terror-der-oekonomie
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