Arbeit macht Spass

»Arbeit macht Spaß.« Eine Glosse.

»Die Zukunft der Arbeit« lautet der Titel einer Veranstaltungsreihe in Lübeck.

Ich zitiere aus dem Flyer:

Theoretisch spricht nichts gegen eine Science-Fiction Welt, in der Maschinen alle Güter und Dienstleistungen bereitstellen und sich auch noch selbst warten: Solarbetriebene Roboter könnten alte Menschen pflegen, die vollautomatische Kasse kann die Arbeit der Kassiererin im Supermarkt übernehmen und der Radiologe könnte durch eine Bilderkennungssoftware ersetzt werden.
Werden wir uns bald nur noch der Freizeit und schönen Künsten zuwenden - wie die alten Griechen?
Nichts spricht dafür. Und das ist gut so.

Die Macher des Flyers scheinen »frisch« in die Thematik eingestiegen zu sein, denn sonst würden solche wirren Sätze nicht in einer Ankündigung stehen. Götz Werner hatte in seinem Buch »Einkommen für alle« aus dem Jahre 2006 darauf hingewiesen, dass die Güterproduktion und güternahen Dienstleistungen immer mehr automatisiert und rationalisiert werden und dadurch permanent Arbeitsplätze verloren gehen werden. Während andererseits die »Arbeit am Menschen«, die Kulturarbeit unbezahlbar ist, und diese nicht nach den Parametern der Industrie bewertet und nur ermöglicht werden kann. Zum Beispiel durch ein Bedingungsloses Grundeinkommen. Und was machen die Initiatoren von »ePunkt, das Lübecker Bürgerkraftwerk« daraus?

Sie vermischen die beiden Bereiche und wollen damit suggerieren, die Arbeit würde uns nicht ausgehen. Wo doch jeder »halbschwache« Nachdenker eigentlich von selbst merken müsste, dass »Roboter könnten alte Menschen pflegen« Schwachsinn, und »Radiologe könnte durch eine Bilderkennungssoftware ersetzt werden« knapp am Ziel vorbei gedacht ist. Beides sind nämlich »Tätigkeiten am Menschen« und gerade die werden nach Einführung des Bedingungslosen Grundeinkommen einen riesen Boom erleben, während es heute für diese Bereiche keine Lösung gibt. Aber schauen wir uns doch mal mit der Lupe an, wer da unter »Kooperation« aufgelistet wird: Jobcenter. Hää? Sind das nicht die mit »Dreck am Stecken«, die andere Leute zur Arbeit zwingen wollen. DGB. Die Gewerkschaften sind lupenreine Grundeinkommensgegner, die das Hohelied auf die Arbeit singen und bei der Abfassung der Hartz-Gesetze mit am Tisch saßen. Die »Agentur für Arbeit« ist mit ihrem Logo auf dem Flyer und ebenfalls mit in diesem Boot.

Bei allem, was ich da sehe, und die Art, wie schon im Flyer die Arbeit dargestellt wird, werden es Jubelveranstaltungen sein, für Arbeitnehmer (inklusive einer Ablehnung des Bedingungslosen Grundeinkommens).

»Arbeit ist Hingehen und Zurückkommen, erschöpft sein und sich erholen, mitmachen und dabei sein.«

Boah, äeh. Wer da nicht Lust bekommt, gleich mit anzupacken, muss ja krank sein! Vielleicht könnten bevorzugt Arbeitslose zu den Veranstaltungen eingeladen werden. Nach den Workshops und Vorträgen können sie gleich bei den zufällig anwesenden Arbeitsvermittlern die Verträge für neue Jobs unterschreiben.

Ach ja, was haben den Arbeitsamt, Jobcenter so im Angebot. Ich kann leider nicht für Lübeck sprechen, aber es sieht so aus: Zeitarbeit, für ein Jahr befristet, für Ungelernte, ist es körperlich schwere Arbeit, im Schichtdienst, Nachtschicht, leider wird immer am Wochenende gearbeitet, in der Frühschicht fährt kein öffentliches Verkehrsmittel, deshalb am besten ein Auto haben. Überstunden sind selbstverständlich die Regel, werden aber nicht ausbezahlt, oder nur zur Hälfte. - Tja Leute. Zugreifen, zugreifen, solche Angebote sind nur allzu verlockend. Oder? Und wenn das Jobcenter ein bisschen mit den Sanktionen droht, fällt dem einen oder anderen Arbeitslosen die Entscheidung umso leichter. Gelle.

Wie sagt der Flyer so schön:

»Arbeit ist die älteste Kooperationsform des Menschen«.

Na logo!

Was die Herrschaften aber in ihren Ausführungen unerwähnt lassen, ist, das wir in einem Sklavenhalterstaat leben, seit Hartz4. Und das die Schwärmerei für die Arbeit in den Ohren von Zwangsarbeitern klingt wie: »Arbeit macht frei«.

PS: Die Wohlfahrtsverbände, die hier im Flyer ebenfalls mit erwähnt werden, haben sich auch einbinden lassen in das Sanktionsprozedere gegen die Arbeitslosen. Was im übrigen eine Schande ist.

http://www.epunkt-luebeck.de/downloads/download-9.html

http://luebeck.cloudsters.net/networks/events/show_event.74417