Jetzt las ich gerade in Kernpunkte der sozialen Frage und dann fand ich durch einen Zufall bestätigt, die Annahmen von Rudolf Steiner, dass sich, wie Frans Carlgren* es ausdrückt, die Dreigliederung in den Tatsachen sich vollzieht, in einem Video-Interview mit Franz Hörmann, einem österreichischen Wirtschaftsprofessor, der in diesem Interview ein "Problem" beschrieb, das dann doch genau die Gliederung im sozialen Organismus abbildet, wie es Steiner meint.
Bei Rudolf Steiner heißt es in den Kernpunkten:
Wenn jemand durch Kauf ein Grundstück erwirbt, so muss das als ein Tausch des Grundstückes gegen Waren, für die das Kaufgeld als Repräsentant zu gelten hat, angesehen werden. Das Grundstück selber aber wirkt im Wirtschaftsleben nicht als Ware. Es steht in dem sozialen Organismus durch das Recht darinnen, das der Mensch auf seine Benützung hat.
Dieses Recht ist etwas wesentlich anderes als das Verhältnis, in dem sich der Produzent einer Ware zu dieser befindet.
In dem letzteren Verhältnis liegt es wesenhaft begründet, dass es nicht übergreift auf die ganz anders geartete Beziehung von Mensch zu Mensch, die dadurch hergestellt wird, dass jemandem die alleinige Benützung eines Grundstückes zusteht. Der Besitzer bringt andere Menschen, die zu ihrem Lebensunterhalt von ihm zur Arbeit auf diesem Grundstück angestellt werden, oder die darauf wohnen müssen, in Abhängigkeit von sich.
Dadurch, dass man gegenseitig wirkliche Waren tauscht, die man produziert oder konsumiert, stellt sich eine Abhängigkeit nicht ein, welche in derselben Art zwischen Mensch und Mensch wirkt.
Es ist die Abhängigkeit, die das Rechtsverhältnis begründet. Und diese fehlt beim Warenaustausch.
Was nun Hörmann angeht, er beschrieb in dem Interview das Problem einer unpassenden Verbindung zwischen dem Wirtschaftsleben (das Produktionsproblem) und dem Verteilungsproblem, verbunden über das Geld. Ja was ist das Verteilungsproblem? Ich selbst würde jetzt sagen, das Verteilungsproblem ist eine genuine Aufgabe des Rechtslebens. Wir Menschen leben in Abhängigkeit voneinander und sind auf Regeln des Umgangs untereinander angewiesen (Menschenrechte, Grundrechte). Und die existenzielle Not aller Menschen dauerhaft zu lindern ist eine Aufgabe, die durch die verbürgten Rechte, die für alle Menschen gültig sind, sich ergeben.
Und Hörmann sagt dann auch im Interview: "Auf der politischen Ebene, nach immer wieder neu auszudiskutierenden und zu entscheidenden Regeln, kümmern wir uns um die Verteilung." Er rät also zur Trennung von Wirtschaftsleben und Rechtsleben.
Ja, so vollzieht sich die Dreigliederung in den Tatsachen. Und die Menschen merken es auf einmal.
* Frans Carlgren, Wenn die Staaten unregierbar werden