Die vier Hufe des Pferdes nehmen eine enorme Last auf, je nach Größe des Pferdes einige hundert Kilogramm. Beim Reiten kommt noch das Gewicht des Reiters hinzu. Jeder Schaden am Huf wirkt sich deshalb auf dessen Stabilität aus und kann das Pferd in seiner Bewegung einschränken und sogar Schmerzen oder irreversible Schäden verursachen. Schäden am Huf können durch Fremdkörper (z. B. Steinchen) oder dauerhafte Einwirkung von Feuchtigkeit (z. B. Mist) entstehen.
Ich kannte eine Stute "Satira". Sie steckte voller Lebensfreude. Es war schön, mit ihr zu reiten.
Wieder einmal im Urlaub ritt ich auf Satira. Aber sie war nicht wie immer: Sie bemühte sich zwar - aber es ging nicht. Der Schwung fehlte, und man mußte jeden Schritt aus ihr herauslocken. Ich habe das der Reitlehrerin sofort gesagt und bin abgestiegen.
Zufällig war am nächsten Tage der Hufschmied auf dem Hof. Bei Satira fand er nach dem Schneiden ein kleines Loch im Huf: Ein Steinchen hatte sich durch den Huf bis in's Fleisch durchgearbeitet und eine schmerzhafte Entzündung ausgelöst. Der Schmied entfernte das Steinchen und versorgte die Wunde fachgerecht. Satira war sehr tapfer dabei. Sie konnte aber trotzdem später nur noch kleine Mädchen tragen. Ich konnte nie wieder auf ihr reiten.
Das Reinigen der Hufe hat deshalb folgende Ziele:
Entfernen von Mist und Schmutz und darin verborgenen Steinchen
Entfernen von bereits in den Huf eingedrungenen Steinchen
Entdecken von vorhandenen, unter dem Schmutz verborgenen Hufschäden
Ich stehe dicht am Pferd und schaue in Richtung Hinterteil des Pferdes. Meinen Fuß stelle ich vor den Huf des Pferdes. Mit der zum Pferd hingewandten Hand fasse ich das Bein relativ weit oben an.
Nun gleite ich mit spürbarem Druck mit der Hand nach unten-innen, lehne ich mich mit meiner Schulter kurzzeitig gegen das Pferd und sage "Huf!". Dabei nehme ich den Huf nach oben auf.
Das Pferdbein drücke ich direkt gegen mein eigenes Bein, welches dadurch in der Fesselbeuge des Pferdebeines sehr schön anliegt. Dadurch habe ich viel mehr Halt und kann leichtere Zuckungen des Pferdebeines ohneweiteres halten.
Ich habe dabei seitlichen Körperkontakt mit dem Pferd. Das gibt dem Pferd Sicherheit. Bevor ich ans Pferd herantrete, stelle ich mir bildhaft vor, wie ich das Pferdebein bereits in der Hand habe.
Wieder stehe ich dicht am Pferd. Das Hinterbein umfasse ich von innen, sage wieder "Huf!" und drücke das Bein nach hinten heraus. So muß ich mit meinem Kopf nicht in den Schlagbereich.
Dabei stelle ich mein eigenes, im Kniegelenk gebeugtes Bein an die Stelle, wo vorher der Huf stand. Nun kann ich das Pferdebein auf meinem eigenen Bein ablegen. Nun greife ich um: Das Sprunggelenk des Pferdebeines fixiere ich unter meinem Arm in der Achselhöle. Die Hand hält den Huf.
Nachdem ich den Huf grob vom Schmutz befreit habe, kratze ich beidseitig den Strahl aus. Dazu ziehe ich mit dem Hufkratzer den Schmutz von hinten nach vorn aus dem Strahl. Geht das zu schwer, versuche ich - notfalls auch in mehreren Schichten - den Schmutz herauszuhebeln.
Nun säubere ich auch die sogenannte Linea alba, die weiße Linie, die sich am äußeren Hufrand entlangzieht. Hier setzen sich manchmal kleine Steinchen fest, die man ebenfalls entfernen muß. Bei beschlagenen Hufen ist die Linea alba unter dem Eisen und nicht erreichbar.