So starr und regelmäßig wie das oft in Büchern dargestellt wird, ist der Tagesablauf freilebender Pferde nicht. Was Pferde wann tun, ist abhängig von der Witterung, der Anzahl der stechenden Fluginsekten, der Jahreszeit und vielen anderen äußeren und inneren (z.B. Hunger) Gegebenheiten. Auch das Geschlecht und das Alter spielen eine Rolle: So verbringen Hengste viel mehr Zeit mit Wachen und Bewegung und weniger Zeit mit Nahrungsaufnahme als Stuten und Jungtiere. Sind sehr viele Stechfliegen unterwegs, ziehen sich Pferde an einen geschützten Ort zurück und verzichten während dieser Zeit sogar auf die Nahrungsaufnahme und andere Aktivitäten.

Die meisten Verhaltensweisen unterliegen einer Tages- und einer Jahresperiodik und sind auch von den anderen Gruppenmitgliedern abhängig. Bei Pferden ist Stimmungsübertragung sehr häufig, so daß das Verhalten eines Pferdes auf andere ansteckend wirken kann.

In der Obhut des Menschen haben Pferde einen festeren Tagesablauf. Das liegt aber nicht an den Pferden, sondern hat organisatorische Gründe, wie wiederkehrende Fütterungs- und Trainingszeiten. Ein starrer Tagesablauf kann sogar zu Problemen führen: Pferde treten mit den Hufen gegen die Boxentüren, wenn die Fütterungszeit herannaht. Oder: Wird immer nur nachmittags trainiert, kann ein am Vormittag stattfindendes Turnier für das Pferd (und für den Reiter) ein ernsthaftes Problem darstellen.