Dieses Pferd strotzt doch nur so von Kraft und Gesundheit, nicht wahr? - Natürlich erkennen Sie bereits an der Art der Fragestellung, daß dem wohl nicht so ist.
Ich möchte Ihnen damit zeigen, daß ein flüchtiger Blick allein nicht ausreicht, um den Gesundheitszustand eines Pferdes auszumachen. Nein, wir müssen schon genauer hinsehen und hinhören (wobei Letzteres natürlich mit einem Foto nicht möglich ist).
Das Pferd auf diesem Bild hat Asthma. Schon sehr lange. Es gibt gute und schlechte Tage. Manchmal auch sehr schlechte. Es gibt Tage, an denen können wir durch den Wald galoppieren. Und es gibt Tage, an denen kann das Pferd mich nicht einmal im Schritt tragen.
Es ist also wichtig, Genaueres zu erfahren. Fragen wir das Pferd!
In der Ausschnittvergrößerung können wir erkennen, daß die Nüstern (Nasenlöcher) des Pferdes aufgerissen sind. Das Pferd versucht, alles was es selbst steuern kann, weit zu öffnen, um besser Luft zu bekommen. Viel ist das jedoch nicht.
Wenn das Pferd beim Atmen "pumpt", d. h. es zieht im hinteren Bereich im Rythmus seines Atems die Seiten ein, ist die Atemnot schon schwer. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich mich noch auf das Pferd setzen darf, ist nun schon sehr klein.
Die letzte Gewißheit hole ich mir dadurch, daß ich mein Ohr an seine Nüstern halte und lausche, wie schwer sein Atem wirklich geht. Dieser Klang ist ein reiner Erfahrungswert, der sich nicht sicher beschreiben läßt.
Natürlich möchte ich gern reiten. Aber ich will meinem Pferd dabei nicht schaden. Bei Überlastung werden Lungenbläschen unwiederbringlich zerstört. Ist ein solcher Schaden in größerem Umfang bereits eingetreten, nennt man das "Dämpfigkeit" (Lungenemphysem). Andererseits hilft ihm leichte Bewegung, die Atemwege freizubekommen. Und die mögliche Intensität der Bewegung möchte ich gut dosieren können.
Tritt Atemnot bei einem Pferd akut, also plötzlich auf, ist das auf jeden Fall ein Grund, den Tierazt zu rufen. Als Ursache kommt z. B. die allergische Anschwellung des Kehlkopfes nach einem Insektenstich in Betracht. Mit einer kurzzeitig wirkenden Kortisonbehandlung kann der Kehlkopf wieder zum Abschwellen gebracht werden.
Auch, wenn Nasenausfluß oder Husten akut auftreten, kann es sich um eine ernste Bedrohung der Gesundheit des Pferdes handeln. Hier wird nach nur kurzer Beobachtung der Tierarzt hinzugezogen.
Kennzeichen von Atemnot durch Asthma
geweitete Nüstern
"Pumpen" (rythmische Einziehungen an den Flanken)
schweres, keuchendes, eventuell rasselndes Atemgeräusch
Bei Überlastung des Pferdes besteht die Gefahr irreversibler Lungenschäden. Eine dauerhafte Heilung gibt es nicht. Angefeuchtetes Heu außerhalb der Weidesaison, staubarme Haltung, viel Weidegang sowie leichte Bewegung kann Linderung bringen bzw. die Atemwege etwas befreien.
Akute Symptome
Plötzliches Auftreten von Atemnot, Nasenausfluß (v. a. gelb) oder Husten erfordern meist den Besuch des Tierarztes.