... und läßt sich dann nur sehr schwer oder gar nicht wieder zum Schritt durchparieren.
Wenn Sie über die Aufmerksamkeit des Pferdes nichts erreichen, können Sie eigentlich als Schulpferdereiter nicht viel tun. Mit der im Folgenden beschriebenen Maßnahme korrigiert man nämlich das Pferd. D. h., man muß unabhängig von der Abteilung reiten dürfen.
Manche Reiter werden aber vom Reitlehrer hin und wieder zum selbständigen Reiten aufgefordert, wenn dieser noch etwas anderes zu tun hat.
Als Ursache muß man aus meiner Sicht zwei Möglichkeiten voneinander unterscheiden:
Soetwas passiert oftmals auf dem Rückweg von Ausritten. Wenn sich das Pferd unter seinem Reiter nicht sicher fühlt, glaubt es, daß es das Aufpassen auf Raubtiere in der Umgebung selbst übernehmen muß. Diese Aufgabe ist auf Dauer anstrengend. Zusammen mit der Angst weckt das im Pferd den Wunsch, möglicht schnell wieder nach Hause zu kommen, in den Stall, wo es sicher ist und wo keine Raubtiere lauern.
Das kann aus verschiedenen Gründen passieren. Es könnte sein, daß Sie gerade ein Pferd reiten, das die Chefrolle gern wahrnimmt, und deshalb danach strebt. Das ist aber selten, denn die Chefrolle ist anstrengend. Bedeutet das doch, ständig auf die Umgebung achten zu müssen, ob von dort irgendwelche Gefahren drohen könnten. Bequemer und angenehmer ist es, wenn diese Rolle jemand anderes (z. B. der Reiter!) übernimmt, dem man sich dann unterordnet und seinen Entscheidungen Folge leistet. Wenn allerdings keiner da ist, der den Wächter spielen will - anscheinend auch nicht der Reiter - muß das Pferd halt selbst aufpassen. Und die notwendigen Entscheidungen treffen.
Der Chef bestimmt über Richtung und Geschwindigkeit der (des) anderen.
Sie wollen im Schritt reiten (1). In dem Moment, also möglichst zeitnah, wenn das Pferd ohne Aufforderung antrabt (2), sagen Sie sofort laut "Nein!" und biegen gleichzeitig auf eine Volte ab. Das Pferd wird durchparieren (3). Will es aber sogar anhalten, treiben Sie es unbedingt durch die Volte, bis Sie wieder an Ihrem Ausgangspunkt angekommen sind. Dann reiten Sie im Schritt in die ursprüngliche Richtung weiter als wäre nichts gewesen(4).
Trabt das Pferd wieder von allein an, wiederholen Sie die Prozedur. Nach ein paar Mal wird das Pferd seltener oder gar nicht mehr von selbst antraben. Vielleicht reicht dann schon ein "Nein!".
Wahrscheinlich werden Sie in den nächsten Reitstunden noch hin und wieder auf diese Art intervenieren müssen. Aber das Problem gibt sich mit der Zeit.
Auf der einen Seite treffen Sie sofort eine Entscheidung, nachdem das Pferd seine getroffen hat, anzutraben. Das zeigt dem Pferd, daß Sie hier eigentlich die Entscheidungen treffen wollen.
Eine Volte mit dem Reiter auf dem Rücken zu traben, ist anstrengend. Deshalb pariert das Pferd wieder durch. Auf diese Weise vermitteln Sie dem Pferd nach und nach, daß Sie mit seinem selbständigen Antraben nicht einverstanden sind.
Immer wieder Volten reiten zu müssen, ist anstrengender, als einfach im Schritt vorwärts zu gehen. Bald hat das Pferd es 'raus, daß es durch seine ständigen Antrabversuche mehr arbeiten muß, als wenn es auf Sie hört.
Durch Ihre Entscheidungen geben Sie Ihrem Pferd Führung und damit überhaupt erst eine Chance, sich unterzuordnen