Einführende Gedanken

Viele Menschen erwarten von ihren Pferden, dass diese die menschliche Sprache erlernen. Ich glaube, damit sind Pferde hoffnungslos überfordert. Ich glaube eher, dass der Mensch mit seinem (meist) höheren Intellekt die Möglichkeit und die Pflicht hat, sich dem Pferd anzupassen. Seiner Art zu denken. Seiner Art zu kommunizieren. Seiner Art, die Welt zu sehen. Denn das Pferd sieht die Welt ganz anders als wir.

Ein Beispiel

Einmal beobachtete ich eine junge Frau, die mit einer jungen Stute arbeitete. Ein heftiger Wortschwall ergoss sich über das Pferd, dazu sirrte die Gerte unterstützend. "Die weiß ganz genau, was sie jetzt machen soll!", rief die Frau aufgebracht in meine Richtung. "Die veräppelt mich bloß!". Wieder sirrte die Gerte und traf diesmal. Die verwirrte Stute machte einen Satz zur Seite. Gleichzeitig erfolgte eine laute, wortreiche Verwarnung. Ich staunte, woher das Pferd wissen konnte, was es jetzt tun sollte, denn nicht einmal ich hatte genau verstanden, was die Frau von dem Pferd wollte.

Wenn wir uns anpassen, kann es zu einer Kommunikation zwischen Mensch und Pferd kommen, die ohne Gewalt auskommt.

Dazu ist Mühe notwendig. Man muß sich die Mühe machen, etwas über das Pferd zu lernen. Über das Pferd, das in ständiger Angst vor Raubtieren lebt. Es weiß nicht, wie sie aussehen, aber es weiß, dass es welche gibt. Und es wünscht sich jemanden, der an seiner Stelle aufpasst, ob sich welche nähern. Diesem Jemand, wäre er zuverlässig und konsequent, würde es vertrauen und sich unterordnen. Damit es ohne Angst fressen oder ruhen kann. Diesem Jemand würde es jeden Gefallen tun.

Am liebsten wäre ihm ein anderes Pferd, das diesen Job übernimmt. Aber wenn kein anderes Pferd da ist, würde es sogar einem Zweibeiner vertrauen, wenn dieser denken und sprechen würde wie ein anderes Pferd und auf gefährliche Pferdefresser in der Umgebung achtete. Wenn er ihm jedesmal deutlich und rechtzeitig sagen würde, ob wir flüchten müssen oder nicht. Dem würde es vertrauen. Dann bräuchte es nicht mehr selbst aufpassen und keine eigenen Entscheidungen mehr treffen.