Das rote Dreieck weist den Weg
Wegewart Heinz Hubel und seine Bopfinger Vereinskameraden betreuen 21 Kilometer vom schönsten Wanderweg der Schwäbischen Alb – dem „HW 1“
Wanderstrecken kennt Heinz Hubel viele. Aber der Weg vom Egerursprung bei Aufhausen hoch zum Schönen Stein bei Lauchheim gehört für ihn zu den herrlichsten Flecken: „Wenn hier im Herbst Laub liegt, wandelt man wie auf einem roten Teppich.“ Der Bopfinger geht hier auch gern im tiefen Winter spazieren, wenn ringsum alles eingeschneit ist und oben auf dem Submissionsplatz hunderte mächtige Baumstämme zur Wertholzversteigerung ausliegen. „Das ist ein wunderbares Erlebnis“, sagt Hubel.
Der idyllische Weg ist nur ein winziges Teilstück des 365 Kilometer langen Schwäbische-Alb-Nordrand-Wegs von Donauwörth bis Tuttlingen – auch Hauptwanderweg 1 oder HW 1 genannt. Wer stets der Wegmarkierung, dem roten Dreieck auf weißem Grund, folgt, bewältigt insgesamt 10 000 Höhenmeter. Diese älteste und bekannteste Weitwanderroute des Schwäbischen Albvereins führt durch atemberaubende Schluchten, dunkle Wälder und idyllische Kleinstädte, vorbei an riesigen Wasserfällen, malerischen Burgen und Ruinen wie Teck, Reußenstein und Lichtenstein und schließlich über den mit 1025 Metern höchsten Berg der Schwäbischen Alb – den Lemberg..
Wanderer sind auf dem HW 1 das ganz Jahr über anzutreffen. Denn Wandern wird als Freizeitbeschäftigung immer angesagter, nicht erst seitdem Promis wie Manuel Andrack oder Hape Kerkeling mit Wanderbüchern Bestseller landeten. Wer die Heimat und die Ferne zu Fuß erkundet, tut sich etwas Gutes: Über die Natur staunen, die Gedanken schweifen lassen, den inneren Schweinehund überwinden. Wanderer von heute sind nicht mehr mit Wurzelholzspazierstock, Kniebundhose und Filzhut unterwegs, sondern setzten auf moderne Ausrüstung, Funktionskleidung und GPS. Doch im Grunde ist Wandern die anspruchsloseste aller Sportarten: Jeder kann direkt vor seiner Haustür losmarschieren. Es gibt keine Altersbeschränkungen und wer wandert, kann nicht viel falsch machen: außer vielleicht, Regenkleidung und Proviant zu vergessen. .
Voraussetzung für ein perfektes Wandererlebnis ist aber eine gut ausgeschilderte Route. Dafür sorgt Heinz Hubel als Wegewart der Ortsgruppe Bopfingen im Schwäbischen Albverein. Die Gruppe betreut 21 Kilometer des HW1. Ihre Zuständigkeit reicht von Schweindorf über den Ohrengipfel und Flochberg zum Bopfinger Bahnhof und vor dort über den Sandberg, vorbei an Ruine Schenkenstein, jüdischem Friedhof Aufhausen und Egerursprung bis zum Schönen Stein kurz vor Lauchheim..
Ende März unternimmt Hubel mit seinem Vereinskollegen Wolfgang Fuksa die erste von mehreren Kontrollfahrten auf dem HW1 und anderen Wanderwegen rund um Bopfingen. Hängen die Wanderschilder an den richtigen Stellen, sodass sie von beiden Richtungen aus gut einsehbar sind? Sind Markierungen abgerissen, verschmutzt oder zugewachsen? Sind die Bäume, an denen die Pfeile hingen, mittlerweile abgeholzt? Mit Freischneider, Motorsäge, Hammer, Zangen und Schraubenzieher machen sich die beiden ans Werk. Um neue Alu-Wegweiser auf Querhölzern an Baumstämmen zu befestigen, benutzen die Wegewarte Aluminiumnägel. Am liebsten suchen sich Hubel und Fuksa für ihre Wegweiser verkrüppelte Bäume oder Totholz, um wertvolle Stämme nicht zu beschädigen. .
Ohne diese unermüdliche Arbeit trüge der HW 1 nicht das Siegel „Qualitätsweg“, das der Deutsche Wanderverband vergibt. Dazu muss eine Route abwechslungsreich, sicher und gut beschildert sein. Sie soll möglichst durch die Natur, weg von Autostraßen und Industriegebieten verlaufen. Nach Kreuzungen und auf langen, geraden Strecken müssen ausreichend Markierungen die Wanderer beruhigen, dass sie auf dem richtigen Weg sind. „Das ist ganz wichtig“, sagt Heinz Hubel: „sonst gibt es Unzufriedenheit.“ Er ist den kompletten Nordrandweg bereits selbst abgelaufen und weiß: Wer Wege anlegt und markiert, muss immer die Sichtweise der Wanderer einnehmen..
Erschienen in "Daheim am Ipf", Frühjahr 2013
Text und Fotos: Bernhard Hampp