Brigitte Höck schaut Osterholz ins Gesicht
Kirchheim-Osterholz - Warum nicht ein ganzes Dorf porträtieren? Das dachte sich die Kirchheimer Künstlerin Brigitte Höck. Ihre Wahl fiel auf Osterholz. Zehn Häuser am Waldrand. Viel größer ist der Weiler, der zu Kirchheim gehört, nicht. Höck stellt dort nun Porträts von zehn Osterholzern aus. Eins pro Haus.
Von Bernhard Hampp
„Natürlich sieht nicht jeder so cool aus wie James Dean“, lacht die zierliche und energiegeladene Malerin. Der US-Filmstar war nämlich der erste, den Brigitte Höck von einer Fotovorlage porträtierte: Ihre Tochter hatte sich das gewünscht. „Ich kann es ja mal versuchen“, dachte Höck. Schließlich war ihr Vater schon Porträtmaler.
Auf den Osterholz-Bildern nun sind keine James Deans, sondern junge und ältere Leute, die 20-jährige Frau genauso wie der wettergegerbte Bauer. Osterholzer Gesichter eben. Die haben meistens eine markante, schmale Nase, wie Brigitte Höck festgestellt hat.
Überhaupt die Nase: „Ich gucke immer zuerst die Nase an“, sagt Höck überzeugt. Wenn sie dann vor dem weißen Blatt Papier sitzt, setzt sie die Kohle aber zunächst außen, bei den Umrissen an. Dann arbeitet sie sich nach innen vor. Am schwierigsten sind die Augen, weil sie dem Gesicht Ausdruck verleihen „Das Blinzeln, das die Leute drauf haben“, nennt es Höck.
Für ihre Kunstaktion hat sie die Osterholzer mit ihrem Handy abfotografiert. Es musste schnell gehen, einige waren gerade im Stall zugange, hatten keine Zeit. „Viele haben bestimmt gedacht: Was macht die, spinnt die vielleicht?“ Dabei wollte die 48-Jährige, die in Osterholz seit sechs Jahren einen Garten mit Pferdestall gepachtet hat, nur etwas zurückgeben.
„Die Osterholzer sind immer so nett und hilfsbereit“, sagt sie und nimmt sich im Gegenzug Zeit für die Porträts. Zehn bis zwölf Stunden sitzt sie an jedem Bild. Brigitte Höck ist sehr gespannt, wie die Porträtierten sich selbst finden.
Bei der Ausstellung im Pferdestall möchte sie für besonderes Ambiente sorgen: Die Porträts sind auf Heuballen drapiert und verbergen sich in den Ecken des Stalls. Dazwischen hängen Pferdehalfter, Wagenräder, Pferdegemälde und Petroleumlampen. Ein Lagerfeuer soll es auch geben – Stimmung wie im Wilden Westen. „Ein bisschen mystisch soll es auch sein“, findet Höck.
Der Eintritt zur Ausstellung ist frei. Wenn Spenden zusammenkommen, gibt sie Brigitte Höck für einen guten Zweck weiter: Die Osterholzer sollen vom Ausstellungserlös ein Straßenschild bekommen, das die Autofahrer wegen der vielen Kinder im Ort zur Vorsicht mahnt.
Erschienen in Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten am 24. August 2010