Die Apotheke sprießt am Waldrand
Krankenschwester Claudia Beha aus Benzenzimmern gibt Wissen über Heilkräuter weiter
Von Bernhard Hampp
Kirchheim-Benzenzimmern - Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen. Aber mit den sprichwörtlichen Kräuterweiblein ist viel vom uralten Wissen um die heilkräftigen einheimischen Pflanzen ausgestorben. Eine, die sich mit Baldrian, Ringelblume und Co. bestens auskennt und ihre Kenntnisse in Kursen weitergibt, ist die Krankenschwester und Heilpflanzenfachfrau Claudia Beha aus Benzenzimmern.
Wer Husten hat, der nehme ...? „Kommt ganz auf den Husten an“, sagt Claudia Beha. Bei trockenem Husten empfiehlt sie Malve, bei chronischem Raucherhusten Huflattich und bei „verstecktem, produktivem Husten“ die Königskerze. „Die Königskerze hat einen leichten Honiggeschmack“, fügt die ausgebildete Fachkrankenschwester für Intensiv und Anästhesie hinzu, ehe sie ins Schwärmen gerät. Sie erzählt über die majestätische, kerzengerade Pflanze mit den gelben Blüten, die früher in Pech getunkt als Fackel an Königshöfen verwendet wurde. Jeden Morgen bekomme die Königskerze neue Blüten, die gegen Mittag wieder abfielen: „Am genauen Zeitpunkt las man früher die Wettervorhersage ab.“
Mit der Pflanze vertraut
In Heilkräutern steckt viel mehr als nur die Wirkung gegen diese oder jene Krankheit, das weiß Claudia Beha. „Wenn man sich das ganze Jahr über mit einer Pflanze beschäftigt und ihr von klein auf beim Wachsen zusieht, wird man mit ihr vertraut“, meint sie. Das Sammeljahr beginnt für sie Ende Februar mit der Weidenrinde: In Alkohol ausgezogen ist diese ein hervorragendes Mittel gegen Schmerzen und Fieber. Und wenn der Herbst längst vorbei ist, können noch die Wurzeln von Baldrian und Engelwurz ausgegraben werden. Diese werden am besten abgekocht, damit sie ihre heilkräftigen Bestandteile an das Wasser abgeben.
„Die meisten Heilkräuter kann man sich auch in den Garten holen“, sagt die gebürtige Schwarzwälderin. Wilde Kräuter fand sie in ihrer alten Heimat häufiger als hier: Dort gab es mehr Wiesen und höhere Lagen, die für manche Kräuter nötig sind. Naturschutzgebiete, Straßenränder und Hundeauslaufgebiete sind ohnehin tabu. „Man muss die wenigen Plätze, die hier infrage kommen, schon kennen.“
Kräuter verwendet sie am liebsten frisch - dann haben sich die wertvollen Bestandteile noch nicht zersetzt – oder im ganzen Stück auf dem schattigen, gut durchlüfteten Dachboden bei 30 bis 40 Grad getrocknet und in braune, luftdichte Gläser abgefüllt. Sie verarbeitet sie dann zu aromatischen Teemischungen, Tinkturen oder auch Likören. Ringelblumensalbe – die hilft bei Wunden und Hautkrankheiten – bereitet Claudia Beha mit Bio-Olivenöl und Bienenwachs zu.
Wie weit die Kraft der Kräuter reicht und ab wann die Schulmedizin einspringen muss – auf diese Diskussion will sich Claudia Beha, die täglich auf der Intensivstation im Dinkelsbühler Krankenhaus Dienst tut, nicht einlassen. „Beide sollten Hand in Hand gehen“, findet sie und fügt hinzu: „Mit den Kräutern kann ich mich gesund halten und eine Behandlung in Absprache mit dem Arzt unterstützen.“
Erschienen in Ipf- und Jagst-Zeitung / Aalener Nachrichten am 1. 2. 2013