Brief an Frau Lösekrug-Möller

Sehr geehrte Frau Gabriele Lösekrug-Möller,

wie Sie ja sehr deutlich in der Petitionssitzung zu Inge Hannemann sagten, glauben Sie, dass Arbeitslose nur durch Androhung oder Vollzug von Strafen zur "Mitwirkung" zu bewegen seien.

Eine ähnliche Ansicht wurde und wird durch die sog. "schwarze Pädagogik" bzw. die inzwischen vielfach in Frage gestellte "strafende Pädagogik" vertreten für Kinder während es Kulturen gibt, die ohne dieses Element (sogar besser) zurechtkommen mit ihrem Nachwuchs.

Ich bitte Sie einmal, hierauf zu antworten.

Soll ich als Mensch selbst bestimmen können, wohin ich meine Energie stecke (=woran und wofür und für wen ich arbeite, was an sich nichts mit Geld zu tun hat, nur dass es zufällig damit korrelieren kann) oder soll jemand in einem Amt BESTIMMEN dürfen, dass ich etwa statt ehrenamtlich geschätzer Arbeit, für die überall das Geld fehlt, lieber in einer Branche oder unter Umständen gegen meine Ethik arbeiten soll, um "Geld zu verdienen"?

Ich bitte Sie, einmal außerhalb der "Fleiß" debatte zu denken - also in der Kategorie "ich bestimme was ich mit meiner Zeit mache" vs. "jemand anderes bestimmt, was ich für ihn leisten oder produzieren und was andere dann konsumieren sollen".

Zu bedenken gebe ich, dass KEIN Kind auf die Welt kommt und automatisch zustimmt, dass die Werte wie sie von den älteren Generationen vorgelebt werden, richtig sind, von ihm mitgetragen werden. Die Kinder werden nicht gefragt wie auch Sie nicht gefragt wurden - sie wurden gezwungen, das von den Eltern geschaffene Unrecht und die zerstörte Umwelt zu erben - doch wer oder was hindert Sie, diesen Teufelskreis zu durchbrechen?

Viele Menschen geben im Erwachsenenalter zu, dass sie die Gesellschaft verlogen finden, sich nur aus Not anpassen, haben das Gefühl, schon die Schule habe ihnen ihre Lebenszeit geklaut und nun seien sie unfähig, etwas zu ändern.

Nur ein kleingeistiger Alltagstrotz, der auf das Leid anderer schaut, sich am Pech der Nachbarn ergötzt, den eigenen kleinen Vorteil ergeifert, hält die Gemeinschaft der "unfreiwilligen Steuerzahler" zusammen, die freiwillig arm wie reich angeblich ihr ganzes Geld egoistisch verprassen würden, wenn man sie nicht "zur Gemeinschaft zwänge".

Viele hoffen auf den Änderungswillen mutiger "Andersdenkender" und "Andersmachender", halten diese aber im konkreten Fall oft für "durchgeknallt", weil sie sich etwa wie Ralph Boes "vorsätzlich" der Gefahr ausliefern, vom Sozialstaat ausgekotzt und von der Öffentlichkeit verlacht zu werden.

Ferner möchte ich fragen, was IHNEN am Herzen liegt.

Möchten Sie, dass effektiv alle notwendige Arbeit zur Sicherung der Ressourcen und der Aufrechterhaltung/Verbesserung der Intrastruktur einfach ERLEDIGT wird (egal ob von Menschen, weniger Menschen, MAschine oder einer sich selbst regulierenden Kombi aus Mensch und Maschine)?

Oder ist Ihr persönlich vorrangiges Ziel die Verpflichtende Einbeziehung aller Menschen in ein Leistungssystem, das alternativlos nur solche anerkennt, die vom Lohn für ihren Nutzen leben können? Und das unabhängig vom Grad der Automatisierung eines Landes?

Was halten Sie von Methoden, die es ÜBERFLÜSSIG machen, alle Menschen gleichzeitig und Vollzeit in anstrengende Jobs zu pressen, nachdem schon so viele Methoden der Vereinfachung erfunden wurden und ständig neu erfunden werden - und neue Marktfelder "aus sich" wachsen könnten?

Ich meine, es ist für das Bestehen einer Gemeinschaft NICHT notwendig, dass Handyspiele programmiert werden oder Fingernägel gestylt werden - es ist SPIELEREI und darf (gern auch gegen Geld) wie eine Kunst betrieben und getauscht werden.

Jedoch die VERWEIGERUNG, Gummibärchen und Klopapier zu produzieren, darf für das INDIVIUUM nicht unter Strafe stehen - die Strafe macht sich so eine gesellschaft selbst, wenn sie für sie WICHTIGE und RELEVANTEN Produktionen und Dienstleistungen nicht angemessen belohnen und bereitstellen kann (etwa wenn keine Kinder geboren werden, weil sich das offensichtlich kaum noch "lohnt" und sogar ein "sich lohnen" (inderreiche "(Migranten)familien) als asozial und gesellschaftsschädigend dargestellt wird).

Ich denke NICHT dass Menschen sich gegenseitig mit Hunger und Obdachlosigkeit bedrohen müssen, wenn die Natur das nicht macht.* Besonders dann nicht, wenn

a) genug freiwillige Mitgestalter bereit stehen für die NOTWENDIGEN Aufgaben

b) die zur Grundsicherung aller Gemeinschaftsmitglieder und der zugehörigen Naturressourcen erforderlichen Tätigkeiten bereits abgedeckt sind und die darin Aktiven nicht bereit oder fähig sind, diese Aufgaben zur Entlastung aller auf mehr Schultern aufzuteilen

c) es wirtschaftlich keinen Nutzen bringt, sondern nur Kosten verursacht

d) es Leid und Ungerechtigkeit bedeutet, was den sozialen Frieden gefährdet und dadurch berechtigterweise angegriffen wird und wogegen verständlicherweise sich Widerstand regt.

*Die Natur hat viele Herausforderungen für die Menschen auf der ganzen Welt - viel Gehirnschmalz und praktische Verrichtung ist notwendig, die Probleme in den Griff zu kriegen. Dazu brauchen wir keinen, der eindeutig nur als Straflust Menschen "erzieht", die dann sowieso nur psychisch krank, dauerkrank oder rebellisch werden oder gar gleich sterben (Suizid oder Folgen des ausschlusses von Wohnung, Medizin und Lebensmitteln).

In WIEVIELEN Fällen haben Sanktionen dazu geführt, dass jemand infolgedessen eine hochwertige oder notwenige Aufgabe übernahm, die sein leben und das "der Gesellschaft" verbesserte? Kennen Sie EIN einziges Beispiel? Ich kenne hunderte, wo es nur zu Verschlechterungen oder geldkostenden Klagen sowie absichtlicher Verweigerung mit Dauerkarriereknick kam - außer man bezeichnet wie ich das Leben von Ralph Boes u.ä. als erfolgreich.

Das Arbeitsamt/Jobcenter hat keine Befähigung, erwachsene Menschen zu erziehen und auch keine Erlaubnis dazu - die Menschen, die dort Gebrauch von ihrem grundgesetzlich garantierten Recht machen, sind keine KUNDEN, sie sind auch nicht per se kriminell. Aus unsozialen, unökologischen und unbefriedigenden Arbeitsverhältnissen AUSZUSTEIGEN, um sich der eigenen Regenerierung, anderen Jobs oder interessanteren Tätigkeiten zuzuwenden, muss ein Grundrecht sein.

Ich habe auch gute Pläne und könnte tausende von Mitarbeitern beschäftigen, bei mir mitzumachen. Bloß weil ich weniger Geld habe, kann ich sie nicht einstellen, damit sie in meinem Sinne tätig sind.

Alle Firmen, die nicht für die Grundversorgung und das Gemeinwohl tätig sind, handeln aber in eigenem Interesse - so wie ich das ggf. tun würde, wenn ich mir plötzlich das selbe Recht wie die bestehenden Großkonzerne herausnehmen würde. Ich könnte das vermutlich sogar noch viel besser als jene in einen hübschen Mantel packen - dass jeder "bei mir" was für sich selbst macht und dass damit der Welt geholfen wird, wenn man bei mir mitmacht.

Kriege ich von Ihnen dann den gleichen Support - dass man mir die Leute schickt unter Androhung von Strafe, unter Aussicht auf Belohnung, die anteilig von Ihnen als BMA übernommen wird (Aufstockung, Maßnahmen...)?

Dann unterstützen Sie mich als Gründerin eines freien Trägers in der Erwerbslosenindustrie - lassen Sie mich spannenden und die Menschen erfüllenden Knobel- bastel - Hilfe zur selbsthilfeaufgaben delegieren - ich werde dabei auch CO2 einsparen, wenn die Leute ihre alten Sachen fit machen und parallel zu Unis und Konzernen freie Forschung an echten Alternativen betreiben.

Unterstützen Sie die Arbeit des Wendeberaters.de - damit der aus der Jobcenterstatistik verschwindet

Kaufen und lesen Sie das Buch von Kerstin Gundt - Politologin und Liedermacherin "Rettet den Sozialstaat - Fakten gegen Vorurteile".

Bezahlen Sie die Verfassungsschutzarbeit von Ralph Boes - der unter gesamtkörperlichem Einsatz einen enormen geistigen Impuls in das marode Sozialsystem bringt, um es an seinen Grundfesten zu erneuern!

Schließen Sie sich den Forderungen von Maurice Ziegler an, der den "Brief der Solidarität" verfasste: http://wir-sind-boes.de/manifest-solidaritaet.html

Erst wenn Sie UNS und den vielen Tausenden, Millionen von anderen gesellschaftlich aktiven, sozial engagierten Menschen ihren LOHN gezahlt haben, indem Sie ihr bedingungsloses Existenzrecht nicht mehr in Frage stellen, können Sie überlegen, was für Forderungen Sie stellvertretend für "die gesellschaft" stellen mögen an das Individuum.

(Der Mensch darf sein, weil er geboren ist - nicht weil das sein Lohn für seine "Nützlichkeit" ist - ein Obdachloser ist mir persönlich übrigens nützlicher als im "großen Stil schmarotzende" Politiker ohne Namensnennung, die sich über sog. Arbeitslose lustig machen).

Wenn Sie jedem, Ihnen persönlich auch noch so unnütz oder uneinsichtig erscheinenden Menschen seine Existenz nicht behindern, haben Sie ein Recht, Forderungen zu stellen -bzw. stellt sich die Forderung unpersönlich selbst, dass Wohlstand erhalten werden, Werte geschaffen werden und vor allem (global) intakte Kreisläufe entstehen müssen.

Und ja - ein Großteil der Menschen wird daran MITWIRKEN - und das freiwillig, weil es dafür Belohnungen entweder durch die Sache selbst oder durch die Kundschaft geben wird.

Ihre Pflicht ist es, diese Kreisläufe anzuregen und gefährliche Sackgassen zu vermeiden.

Wenn Sie die Menschen für DUMM und infantil halten, unfähig ihr eigenes Geschick in die Hand zu nehmen, beobachten und kontrollieren und reglementieren Sie zu allererst die "Großen", also einflussreichen Unternehmer, die ihre Sandkastenspiele auf den Schultern ganzer Bevölkerungsschichten austragen.

Das wird langfristig mehr Steuergeld bzw. Arbeitskraft für sinnvolle Unterfangen freistellen und qualifizieren, als wenn sie die untersten Einkommensschichten zu Lasten des eigenen Geldbeutels bestrafen, bedrohen oder gar gegeneinander aufhetzen (wenn die ausgebeutete Frau an der Kasse auf den Trinker schimpft, der als ihr Kollege niemals eingestellt werden und ihr damit auch nicht konkurrieren würde, wovor sie im Falle einer erfolgreichen "Resozialisierung" bangen müsste (Arbeitsplatzverlust... weil nur einer bezhalt werden WIRD vom Supermarkt, der auch gern siehe Real Computerkassen einführt).

Sehen Sie sich den ganzen IRRSINN an und begreifen Sie - ich betone nochmals Boes, Fielsch, Gundt, Hannemann und Ziegler sowie Götz Werner als kleine Auswahl - dass Sanktionen nichts bringen, außer ggf. diesem:

http://www.die-opfer-der-agenda-2010.de/

Herzlichst grüßend als Mensch, gleichfalls aber sanktionsverachtend,

Frigga Wendt

Referentin für Grundeinkommen

Wendeberaterin, Gesellschaftsveränderin