Zu VEGAN für die KiTa?
Werden Familien aufgrund veganer Lebensweise/der veganen Lebensweise ihrer Kinder diskriminiert?
Dies ist nur ein Beispiel, wie Leute gemaßregelt und verändert werden sollen, aber auch gleichzeitig ein "Erfolg", wie man das aufdeckt und sich selbst definiert und über sich ermächtigt.
Der hier folgende Brief an die Leitung einer KiTa in Berlin legt einiges offen, was im Vorfeld dort stattgefunden hat. Hartnäckige Weigerungen, fehlende Selbstakzeptanz (ohne die andere nicht akzeptiert werden können so wie sie sind), unpädagogisches Beharren auf einem Standpunkt, selbst wenn das Kinder aus der Betreuungseinrichtung drängt oder sie sonstwie verunsichert oder gar gefährdet, sowie das Ausnutzen "entgegenkommenden Verhaltens" sind wohl noch immer typisch für eine Art "bewusste Gleichmacherei", wo es um einen Erziehungsauftrag der Familien geht, die irgendwie - wenn auch völlig grundgesetzverträglich und gewaltfrei agierend - "aus der Reihe tanzen".
Wären die unten berichtenden Eltern gleich von vorn herein "dogmatisch" herangeganen*, hätte man die Familie ggf. nicht aufgenommen oder aber sie hätten schriftlich dokumentiert vegane Kost für ihre Kinder bekommen. Sie waren von sich aus entgegenkommend, bis sie merkten, welches Spiel dort gespielt wurde. Sie wurden Opfer der "maßregelnden Projektionen" der dortig Beschäftigten, die nicht "groß" genug waren, mit etwas völlig normalem umzugehen, das sie privat für sich nicht leben wollen und nicht leben müssen. Beschäftigte einer KiTa müssen fähig sein, ohne zu Verurteilen andere Meinungen zu haben und diese bei anderen zu dulden. Ein Vorleben, dass es "miteinander möglich ist" wird die Kinder auch ermutigen, es "miteinander" zu versuchen.
*Trotzdem ist es aus meiner Sicht richtig und wichtig, wie erwachsene, liebende und unbürokratische Menschen "Verträge" zu schließen und nicht "a priori" auf herzlosen Papierkrieg zu setzen, wenn es um einen liebevollen Ort für die eigenen Kinder geht...
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Ausschluss aus Betreuung aufgrund veganer Ernährungsweise in der Einrichtung xxx
Sehr geehrte (Geschäftsführung),
seit August besuchen unsere zwei Kinder J. (m., 4 Jahre alt) und C. (f., 3 Jahre alt) die Einrichtung xxxx in xxx. Bisher sind wir sehr zufrieden mit der dortigen Betreuung unserer Kinder gewesen. Nun wende ich mich mit diesem Schreiben an Sie, weil unsere Familie in der KiTa aufgrund unserer gesundheitlich bedingten, veganen Ernährungsweise offenkundig diskriminiert, benachteiligt und bevormundet wird. Eine entsprechende Eskalation fand am Montag den 13.01.2014 in einem Gespräch mit der Leiterin des Hauses xxxx, Frau B., statt.
Ich sehe mich daher gezwungen, Ihre Mithilfe und Mediation zur Beseitigung dieser äußerst fragwürdigen Dissonanz zu erbitten.
Sowohl Frau B. als auch den Erzieherinnen war unsere Ernährungsweise bereits vor Eintritt in die Kindertagesstätte bekannt. Frau B. konnte uns zwar keine separaten Speisen für unsere Kinder anbieten, sie erklärte mir aber, dass dies eher aus organisatorischen Gründen der Fall sei, da in diesem Hause vor Ort gekocht werden würde. Mein Angebot, unseren Kindern eine vollwertige, gesunde und vegane Alternative mitzugeben, lehnte sie mit der Befürchtung ab, dass dadurch in ihrem sehr multikulturellen Haus jedes Kind anfangen würde, eigenes Essen in die Kindertagesstätte mitzubringen, wie es wohl in anderen ihr bekannten Kindergärten bereits der Fall sei.
Sie teilte mir aber auch gleichzeitig mit, dass es vegetarische Optionen gäbe und nicht häufig mit Milch-, Sahne-, Eier- oder Buttersoßen gekocht werden würde. Weiter versicherte sie mir, dass auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung geachtet werden würde. Wir sprachen darüber, dass entsprechende Soßen separat gereicht werden könnten.
Da wir unsere Kinder selbstbestimmt und eigenverantwortlich erziehen und wir davon überzeugt sind, dass sie selber wissen, was für sie am Besten ist, konnten wir uns schnell einigen und vermerkten den Punkt Ernährung im Vertrag über die Betreuung unserer Kinder mit "wenn möglich vegan". Für uns war damit das Thema erledigt.
In den ersten Monaten bis Dezember lebten sich die Kinder außerordentlich schnell und gerne im k.i.b ein. Es gab bezüglich des Essens eine Art Gentleman Agreement und meistens erhielten sie veganes Essen. Häufig gaben wir den Kindern an den Tagen, wenn es Joghurt als Nachtisch gab, veganen Joghurt mit.
Die Erzieherinnen gingen sehr liebevoll und aufmerksam mit den Kindern um. Bei Fragen oder Befürchtungen der Erzieherinnen, wenn die Kinder Joghurt oder Milchbrei aßen, erklärten wir ihnen immer wieder, dass die Kinder selber entscheiden könnten, was sie außerhalb von zu Hause aßen, und dass wir darauf vertrauten, dass die Kinder früher oder später selber verstünden, was ihnen gut täte und bei welchen Nahrungsmitteln es Bauchweh oder andere Malaises gäbe. Trotzdem bestärkten wir sie immer wieder auch darin, dass es außerordentlich wichtig sei, die Kinder darauf hinzuweisen, welches Essen vegan und welches nicht vegan zubereitet worden sei.
In etwa den letzten zwei Wochen vor den Weihnachtsferien änderte sich das Essensangebot für unsere Kinder unangekündigt drastisch und es gab fast täglich Milch- und Eierspeisen in der einen oder anderen Art. Soweit ich den Äußerungen meiner Kinder entnehmen konnte, gab es und gibt es seitdem keinerlei vegane Alternativen mehr. Die Kinder kommen seit dieser Zeit auch sehr unleidig und weinerlich nach Hause und haben ständig Bauchweh, Durchfall oder Hautauschlag.
Es fing auch in dieser Zeit an, dass Erzieherinnen vermehrt zu mir kamen, um mich darauf anzusprechen, dass J. sich häufiger gegen Tierprodukte aussprach. Etwas, was nicht weiter erstaunlich sein sollte, wenn man bedenkt, dass die Worte unseres damals dreijährigen Sohnes bei der Erstvorstellung im Kindergarten "Ich bin J., das ist meine Schwester Cora, wir sind vegan und suchen für uns einen neuen Kindergarten" waren. Weiter kannten die Erzieherinnen J. bereits als besonders aufgeweckt, aufmerksam, sensibel und redegewandt. Ich schenkte dem Vorfall keine große Bedeutung. Es wunderte mich allerdings, dass ich den Eindruck hatte, die Erzieherinnen seien verunsichert und wüssten nicht so recht, wie sie mit den Aussagen unseres Sohnes umgehen sollten.
Am Freitag den 10.01.2014 bat uns die Erzieherin unseres Sohnes J. um ein Gespräch zur Klärung einiger Ernährungsfragen, das wir sehr kurzfristig am darauf folgenden Montag führten. Mein Mann und ich waren sehr gespannt und gingen völlig unvorbereitet und vorbehaltslos in das Gespräch.
Um so schockierender und alarmierend empfanden wir den für uns sehr überraschenden Verlauf des Gesprächs, an dem außer den zwei Erzieherinnen auch die Leiterin Frau B. teilnahm.
Uns wurde im Verlauf dieses Gesprächs suggeriert, dass unsere Ernährungsweise unserem Sohn psychisch schaden würde und er sich seit einiger Zeit zurückziehen würde, weil ihn das Thema der veganen Ernährung völlig überfordern würde. Unentwegt wäre er daran interessiert, was es zu Essen geben würde. Unsere Erklärung, dass er einfach Hunger hätte und sich, mangels Alternativen, der negativen Auswirkungen wie Bauchweh und Durchfall bei normaler Kost auf seinen Körper durchaus bewusst sei, wurde völlig ignoriert. Ebenso verhielt es sich, als wir versuchten zu erklären, dass es auch für uns Erwachsene sehr schwer sei, sich gesund zu ernähren, wenn wir geschäftlich den ganzen Tag über außer Haus seien, und dass auch für uns Erwachsene speziell diese Tage sehr intensiv erlebt werden würden, da man nicht wüsste, was man zu Essen erhielt.
Im Gegensatz zu uns haben wir bei J. oder Cora noch nicht ein einziges Mal eine Situation erlebt, in der sie aufgrund unserer Ernährungsweise überfordert gewesen sind. Am Tisch gibt es nur Klartext. Fall eins: "Hm, lecker". Fall zwei: "Schmeckt mir nicht".
Wird hier nicht eher die Unsicherheit der Erwachsenen im KiTa auf unseren Sohn projiziert?
Weiter wurde uns zum Vorwurf gemacht, dass unser Sohn mit Aussagen wie "Milch ist doof", die Kinder und auch die Erzieherinnen verunsichern würde. Frau B. sagte sehr energisch, ihr würde bei solchen Aussagen "die Hutschnur gehen" und sie "bekäme das Gruseln". In diesem Zusammenhang wurden wir unisono von allen drei Teilnehmerinnen gedrängt, unserem Sohn doch bitte zu verstehen zu geben, dass das Essen im Kindergarten gut sei, und er es beruhigt essen könne.
Man schilderte uns, wie ein Stück vegane Pizza, die mein Sohn als Vesper mitgebracht hatte, als Corpus Delicti eines Verbrechens gleich, den Weg in das Büro der Leiterin fand, als er versuchte seinen Hunger zur Mittagszeit heimlich in der Umkleide zu stillen, weil er das nicht-vegane Angebot nicht essen wollte.
Als würde dies alles nicht schon als Einschüchterung und Bevormundung ausreichen, ging Frau B. sogar noch einen Schritt weiter und verbot das bisher von uns wahrgenommene Angebot, den Milchjoghurt mit Sojajoghurt zu ersetzen und stellte unmissverständlich fest, dass es in Zukunft keinerlei separate, vegane Speisen mehr geben würde.
Ich versuchte, Frau B.s Verständnis auf objektiver Basis durch Nennung relevanter Studien weltweit anerkannter und angesehener Forscher, sowie Einschätzungen von Gesundheitsorganisationen zu gewinnen, was dogmatisch und unsachlich übergangen wurde, da Frau B. bis zuletzt großen Wert darauf legte, unsere Ernährungsweise als unsere rein subjektive Meinung darzustellen. Auch unsere familiäre Entscheidung für diese Lebensweise, aufgrund gesundheitlicher Beschwerden, blieb für sie gänzlich unerheblich.
Gleichermaßen verhielt es sich auch, als ich Frau B. eindringlich erklärte, dass unsere Kinder am eigenen Leib durch Durchfall, Bauchweh und Hautausschlag erfahren was passiert, wenn sie tierische Kost zu sich nehmen. Dies sei beunruhigend oft gerade in den letzten Wochen durch den Wegfall der bisher angebotenen alternativen, veganen Speisen in der KiTa der Fall gewesen. Frau B. antwortete daraufhin barsch und rücksichtslos, dass es in Zukunft in ihrem Hause nicht mehr veganes Essen geben würde und ihr diesbezüglich "die Pickelchen und der Durchfall" meiner Kinder "schlichtweg egal" seien. Entweder wir passten uns an die Gegebenheiten an oder wir verließen das Haus.
Welches Signal soll uns und unseren Kindern hier mitgegeben werden? "Ihr müsst das KiTa verlassen, weil ihr anders esst"? "Ihr seid Andersdenkende, darum müsst ihr gehen"? "Ihr ernährt euch bewusst und gesund, das ist nicht erwünscht"? "Ihr könnt gern bleiben, das bisschen Bauchweh wird euch schon nicht schaden"? Gab es so eine Vorgehensweise der Ausgrenzung Andersdenkender nicht schon oft genug in Deutschland? Müssen wir das Rad an dieser Stelle wirklich wieder neu erfinden?
Auf meine Frage hin, ob ein ärztliches Attest über die Beschwerden meiner Kinder, ausgelöst durch den Konsum von konventioneller Kost, ihr beim Verständnis unserer gesundheitlichen Lage helfen würde, reagierte sie mit dogmatischer Impertinenz, es würde auch dann keine vegane Alternative für unsere Kinder geben. Stattdessen könnten unsere Kinder gerne lactosefreie Milch erhalten.
Frau B. argumentiert an dieser Stelle mit irrationalen, persönlichen, wissenschaftlich völlig indiskutablen Präferenzen: Dass die wichtigsten Auslöser für Allergien bei Kindern tierische Eiweiße sind, und nicht nur schlicht der Milchzucker, scheint ihr nicht bekannt zu sein. Es scheint ihr auch nicht bekannt zu sein, dass die wissentliche Gabe gesundheitsschädigender Nahrungsmittel den Tatbestand der Köperverletzung darstellt.
Mein Mann und ich gingen völlig von diesem orwellschen Szenario durchgeschüttelt nach Hause. Unsere Kinder waren, genau wie wir, völlig durcheinander. Die Welt stand und steht noch Kopf. Mein Sohn sagte zu Hause er sei stinksauer, dass er kein veganes Essen erhalten könnte, er würde nicht mehr in den Kindergarten gehen wollen. Wir ließen die Kinder einen Tag zu Hause, auf dass sich die Wellen etwas glätten könnten. Am darauf folgenden Tag sollten die Kinder wieder ins KiTa, aber unser Sohn weigerte sich immer noch, sodass ich ihm erklärte, er könne uns jederzeit anrufen, wenn er sich nicht gut fühlen würde, wir würden ihn abholen. Mein Mann brachte die Kinder ins KiTa und erzählte mir daraufhin, dass die Erzieherin meines Sohnes und er es schließlich irgendwie geschafft hatten, ihn aus der Umkleide zu locken, in der er sich verschanzt hatte, und aus der er partout nicht heraus wollte.
Mein Mann suchte erneut das Gespräch mit der Leiterin Frau B., um ihr zu erklären, dass es unmöglich sei, den Kindern vorzutäuschen, es sei alles in Ordnung. Unsere Kinder seien viel zu aufmerksam und sensibel, um nicht zu merken, dass etwas anders sei als sonst. Bevor das Gespräch sich weiterentwickeln konnte, stürmten jedoch die Erzieherinnen unserer Kinder in das Büro und berichteten Frau B. völlig konsterniert, dass unser Sohn meinte, er sei sauer und traurig, er wolle nicht Guten Tag sagen und nicht spielen und er könne doch immer bei Mama zu Hause anrufen und nach Hause gehen. Diese Aussage der Erzieherinnen wurde gefolgt von einem anhaltenden und vielsagenden Blickwechsel der KiTa Mitarbeiterinnen untereinander.
Eine Situation, in der unser Sohn bis vor Kurzem in den Arm genommen worden wäre, führt nun dazu, dass gleichzeitig zwei Erzieherinnen offensichtlich überfordert das Büro der Leiterin stürmen, um fassungslos zu berichten, was ein vierjähriger Junge sagt, anstatt dieses kleine, verunsicherte Wesen einfach zu trösten. Was geschieht hier mit unseren Kindern? Was ist mit den bisher sehr aufgeschlossenen, aufmerksamen und liebevollen Erzieherinnen geschehen? Bis vor Kurzem wäre es das normalste der Welt gewesen, dass die Kinder zu Hause hätten anrufen können, um abgeholt zu werden. Nun wird jedes einzelne Wort und jede Tat problematisiert und verurteilt. Wie soll da eine kleine Menschenseele heil aufwachsen?
Unsere Kinder sind seitdem zu Hause geblieben. Zum einen, weil mein Sohn nicht mehr in den KiTa möchte, zum anderen, weil meine Tochter erneut vom konventionellen Essen Fieber, Bauchweh und Durchfall hatte. Auch die roten "Pickelchen" waren wieder da.
In der Kindertagesstätte KiTa laufen täglich Kinder mit Süßigkeiten in die Betreuung hinein. Kinder, die Strahlen, wenn sie allein sind, und die den Blick senken, wenn sie in Begleitung ihrer Eltern sind. Kinder, die offenkundig zu häufig Hämatome im Gesicht zu verbergen versuchen. Kinder mit multinationalen Hintergründen, deren Sprache von den Erzieherinnen nicht einmal verstanden wird. Und es kommt zu einer Hysterie, weil unser Sohn "Milch ist doof" sagt und versucht aus purem, existenziellem Hunger heraus sein Vesper - ein Stück vegane Pizza - zur Mittagszeit zu essen? Stellen wir nun die ausgegrenzte Minderheit in einem Multikulti-Viertel dar? Ist das gelebte Toleranz oder nur Umkehrung von Verhältnissen? Ist das Thema vegane Ernährung in unserem ehemaligen, städtischen Kindergarten mitten auf dem Land etwa bekannter und selbstverständlicher als in Ihrem Kindergarten in der deutschen Hauptstadt?
Unter solchen Bedingungen ist es nicht verwunderlich, dass unser mit einem gesunden und sehr sensiblen Menschenverstand ausgestatteter Sohn, sich zurückzieht und offensichtlich an diesem Widerspruch verzweifelt. Wer möchte nicht einfach gesehen und angenommen werden? Vor dem Besuch der KiTa, bzw. bis vor wenigen Wochen hatten wir keinen schüchternen Jungen, der sich zurückzieht.
Also sollte die Frage an die Leitung gestellt werden, was genau im Hause KiTa mit unserem Kind passiert, dass er sich aus der Umkleide nicht mehr heraustraut.
Unserem Sohn wird die freie Entscheidung über sein gesundheitliches Wohlbefinden aberkannt, indem ihm keine Alternative mehr angeboten bzw. weggenommen wird und seine Ernährungsweise offensichtlich zu Unrecht problematisiert wird. Unser Sohn sieht sicherlich auch das, was wir sehen:
Ein sich vegetarisch ernährendes Mädchen in seiner Gruppe erhält vom KiTa vegetarische Kost. Niemanden stört es. Es scheint auch kein besonderer Aufwand zu sein. Es ist nichts Besonderes, das Kind wird akzeptiert.
Die muslimischen Kinder erhalten vom KiTa ethisch angepasstes Essen. Niemanden stört es. Es scheint auch kein besonderer Aufwand zu sein. Es ist nichts Besonderes, die Kinder werden akzeptiert.
Ein Mädchen mit einer speziellen Lebensmittelallergie erhält vom KiTa spezielles, separates Essen. Niemanden stört es. Es scheint auch kein besonderer Aufwand zu sein. Es ist nichts Besonderes, das Kind wird akzeptiert.
Die Kinder essen täglich mitgebrachte Süßigkeiten. Niemanden stört es. Es ist nichts Besonderes, die Kinder werden akzeptiert.
Unser Sohn versucht seinen Hunger heimlich mit einem Lebensmittel zu stillen, das für ihn aus gesundheitlichen und ethischen Gründen das Richtige darstellt. Es wird ihm weggenommen. Er darf es nicht. Er steht alleine in der Gruppe da. Er ist anders. Die Eltern werden zum Gespräch zitiert.
Er erhält einen Status als Problemfall und Außenseiter, weil er sich seiner Entscheidung bewusst ist und diese umsetzt. Er wird nicht akzeptiert.
Während es Frau B. bekannt war, welche Essgewohnheiten wir führen, war uns nicht bekannt, dass unseren Kindern eine gesunde und bewusste Esskultur mehr oder weniger subtil abgewöhnt werden sollte. Welche Beweggründe Frau B. nun nach fast einem halben Jahr hat, das bisherige Gentleman Agreement aufzuheben, ist uns schleierhaft. Fakt ist allerdings, dass ihr Motiv nicht die Sorge um die Gesundheit unserer Kindheit, die in Ihrem Hause KiTa schließlich an erster Stelle steht, sein kann, da ihr die "Pickelchen und der Durchfall" unserer Kinder "schlichtweg egal" sind. Der organisatorische Aufwand ist auch auszuschließen, da in der Vergangenheit mit großer Sorgfalt auf ein veganes Alternativangebot wert gelegt worden war. Ganz davon abgesehen, dass es bei all den anderen Ausnahmen aus allergiebedingten oder religiösen Gründen im Hause KiTa auch kein organisatorisches Problem zu geben scheint. Und Frau B. erklärte schließlich auch, lactosefreie Milch speziell für unsere Kinder in den Essensplan aufnehmen zu können.
Es bleiben daher nur persönliche Ressentiments und/oder Interessen übrig. Welcher Art auch immer diese Vorurteile und/oder Interessen auch sein mögen, der Eingriff Frau B.s in das Recht unserer Kinder auf körperliche Unversehrtheit und Meinungsfreiheit, sowie die Ausgrenzung unseres Sohnes und unserer Tochter, aufgrund ihrer Essgewohnheiten, ist in jeglicher Hinsicht indiskutabel. Die Rücksichtslosigkeit, mit der sie sich über die ihr bekannten gesundheitlichen Folgen einer konventionellen Kost für unsere Kinder hinwegsetzt, ist nicht zu fassen und stellt einen Missbrauch der Kompetenzen ihrer leitenden Position dar. Mit der haltlosen Argumentationsbasis Frau B.s und der offensichtlich damit einhergehenden Unsicherheit der Erzieherinnen, erscheint es von außen betrachtet ganz klar, dass eine Schulung im Umgang mit der Thematik der veganen Ernährung dringend notwendig ist. Auch der rücksichtsvolle Umgang im Miteinander, dem Einfühlungsvermögen und der gegenseitigen Achtung könnte eine intensive Schulung vertragen. Es gibt bestimmte Grenzen im Miteinander, die nicht überschritten werden dürfen und ich frage mich, wie es Eltern anderer Kinder im Gespräch mit der Leitung ergeht, die der deutschen Sprache nicht Herr sind.
Wir haben definitiv nicht vor, das KiTa zu verlassen. Unsere Kinder lieben ihre Erzieherinnen. Das soll auch so bleiben. Wir vertrauen darauf, dass es auch für Sie völlig ausgeschlossen ist, gesund und bewusst lebenden Kindern die Betreuung in Ihrem Hause, als problematisierte Andersdenkende stigmatisiert, zu verwehren, oder ihnen gesundheitlichen Schaden zuzufügen. Gerade in der heutigen Zeit, in der der Fokus der Medien auf einer gesunden, vollwertigen, ganzheitlichen Ernährung für alle liegt und vegane Symposien weltweit und sogar hier in Berlin schon Monate im Voraus ausgebucht sind, sollte es auch in Ihrem Interesse sein, dem Fortschritt des Wissens über gesunde Ernährung die Türen zu öffnen, und dieses Wissen für die Gesundheit der Kinder in Ihrer Obhut zu nutzen. Ihrer Initiative von Landessportbund und Sportjugend Berlin, sollte die Option eines veganen Essens eine willkommene Erweiterung Ihres Angebots darstellen, immerhin ernähren sich Spitzensportler nicht umsonst vegan.
Wir vertrauen daher darauf, dass Sie sich allein aus eigenem Interesse heraus dieser Angelegenheit von Disharmonie zwischen Frau B. und der Thematik der veganen Ernährung annehmen, sowie darauf, dass in nächster Zukunft für unsere und unserer aller Kinder eine vegane Alternative genauso selbstverständlich in Ihrem Hause angeboten wird, wie die bereits vorhandene vegetarische, allergische, muslimische oder auch lactosefreie. Bis dahin sollte es für das KiTa kein Problem darstellen, das bisher laufende Gentleman Agreement über getrennt gereichte Soßen, die tierische Produkte enthalten, wieder einzuführen.
Wir hoffen, dass auch für Sie, genauso wie für uns, jeder Weg, der zum Schutz der Kinder gegangen werden muss, eine moralische Pflicht darstellt.
Wir bitten Sie daher, bei den Gesprächen mit Frau B. sehr diskret und behutsam vorzugehen, um weitere pädagogisch irrationale Reaktionen sowohl der Leiterin und dadurch folgend der Erzieherinnen zu vermeiden. Schließlich haben wir ernsthaft zu befürchten, dass unsere Kinder noch mehr Schaden als den, den sie bereits erhalten haben, nehmen könnten.
Zusätzlich zu den gesundheitlichen Beschwerden unserer Kinder weigert sich unser Sohn J. seit dem Konflikt über das Essen in die KiTa Betreuung zu gehen. Seinem Wunsch kommen wir selbstverständlich nach, weil es für uns wichtig ist, die Kinder aus dem für sie stark spürbaren Konflikt herauszuhalten.
Wir bitten Sie daher um eine schnelle Klärung.
Mit freundlichen Grüßen
die Eltern von J. Und C.