Kloster-Krimi 1

“Gute Nacht“, verabschiedete ich mich gegen 22.00 Uhr von meinen Mitschwestern und erwartete, sie erst am nächsten Morgen wiederzusehen. Erfahrungsgemäß war ich die einzige, die manchmal noch spät „herumspukte“. So hatte ich mir das auch für diesmal gedacht, aber... Nun denn, eins nach dem anderen:

Als „Hausgeist“ nicht im Schwesternkleid, sondern mit schwarzem Jogginganzug bekleidet, ging ich wie so oft noch etwas nach unten ins Parterre. Die Schwestern wusste ich friedlich ruhend in den beiden oberen Etagen. Ich konnte ungestört arbeiten. Mein PC würde sich freuen. ;-)

Es war bereits eine halbe Stunde später, meine Uhr zeigte 23.15 Uhr, da tat es einen kräftigen Schlag. Das war keines der bekannten Geräusche, und ich dachte sofort: ‚Ups, hat da jemand ein Fenster aufgedrückt?’ Auf Socken bewegte ich mich lautlos in Richtung Kapelle und Refektorium und blieb vor den beiden Räumen stehen. Ich lauschte... Es war mucksmäuschenstill. Das Refektorium war offen, hier war alles in Ordnung. In der Kapelle nachschauen? ‚Nein’, dachte ich vorsichtshalber bei mir, ‚wer ins Gebet versunken ist, soll man nicht unnötig stören!’ ;-) Noch einmal hörte ich in die Stille. Es blieb dabei, allgemeine Ruhe... So drehte ich mich um und ging zurück zu meinem Arbeitsplatz. Nanu, wer war denn das?? Nein, dieser mir entgegen schleichende Mann gehörte nicht in die bekannte Schwesternschar, und Besuch war an diesem Tag auch nicht im Haus! Wir schauten uns in die Augen. Dann fuhr ich ihn lautstark an: „Was machen S i e denn hier? Machen Sie, dass Sie fortkommen!“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen und lief vor mir über den Flur durch die Tür zum Garten auf und davon.

’Endlich mal jemand, der Respekt vor mir hat!“ kam es mir heiter in den Sinn. Dann läutete ich unsere Provinzoberin an, um den Vorfall zu melden. Sie riet mir, die Hausoberin herunterzurufen, was ich auch tat. Gemeinsam schauten wir nach, wo der ungebetene Gast herein gekommen sein konnte. Wir fanden nichts, alles war scheinbar in der gewohnten Ordnung. So rief ich die 110 an und erstattete der polizeilichen Notrufzentrale kurzen Bericht. Wenige Minuten darauf kam die nächtliche Streife vorgefahren. Die Diensthabenden schauten gründlich nach dem Rechten. Zunächst fanden sie ebenfalls nichts. Als sie jedoch die Tür, durch die der Eindringling so zielstrebig geflüchtet war, genauer untersuchten, entdeckten sie Hebelspuren. Das bestätigte amtlich mein Abenteuer, und der Vorfall wurde offiziell als Einbruch aufgenommen. Ein weiterer Schaden wurde auch die nächsten Tage nicht festgestellt. Sooft nun aber die Frage laut wird, was der Eindringling wohl gewollt haben mag, nagt an mir dieser Zweifel: Wollte er vielleicht doch in der Hauskapelle beten gehen, und ich habe ihn derart brüsk daran gehindert??

Schreiben Sie mir doch Ihre Version des Kloster-Krimis aus der Sicht des Eindringlings, damit mir und meinen HP-Besuchern sein Motiv klar wird. Ich würde mich freuen, viele interessante Beiträge veröffentlichen zu können. Sie können sie mir per E-Mail zusenden.

Lesen Sie hier den Kloster-Krimi Teil 2 , eingesandter Leser-Beitrag von Franziska Michels, Ecklak

und hier den Kloster-Krimi Teil 3 , eingesandter Leser-Beitrag von Andrea Huber, Neenstetten

sowie hier den Kloster-Krimi Teil 4, eingesandter Leser-Beitrag von Mona, 15 Jahre

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