krimi1a

Die Vision des Kloster-Einbrechers:

Nachdem alles im Leben dieses armen Mannes schief lief, was nur schief

laufen kann, fasste er den Entschluss, es nun "anders herum" zu versuchen. Anstatt

seine 478. Ablehnung auf ein Bewerbungsschreiben abzuwarten, wischte er

seine gute Erziehung, sein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit und Wahrheit

und sein Vertrauen an die Hilfe unseres Himmlischen Vaters und Seiner Engel

seufzend beiseite und beschloss, im nahen Kloster - abends, wenn bereits alles

dunkel und still war, einzubrechen. Es würde sich schon etwas finden, dachte er vage, in diesen

Gedanken völlig ungeübt.

Gedacht - getan, - es ging besser, als er befürchtete. Als er mit hämmerndem

Herzen zum Altar schlich, sah er kurz hoch und blickte direkt in die Augen der

Göttlichen Mutter Maria, die auf den ersten Blick wusste, wie es um diese arme

Seele bestellt war. Liebevoll legte sie ihren Mantel um ihn und um-

hüllte ihn mit ihrer unvergleichlichen Liebe. Er wusste nicht wie ihm

geschah. Seine Augen füllten sich mit Tränen und Scham und Entsetzen überkamen ihn,

als er bedachte, warum er hier war. Er kniete nieder und bedankte sich für

die Hilfe in letzter Minute und spürte in sich plötzlich eine neue

Zuversicht und Geborgenheit. Da! Plötzlich sah er jemanden im schwarzen Jogginganzug. Die

Sache war ihm nicht geheuer und deshalb verschwand er lautlos nach draußen.

Als er auf dem Weg nach Hause in seine Tasche griff, stieß seine Hand an ein

kleines festes Stück Metall. Im Schein der Straßenlaterne sah er,

dass es eine Marienmedaille war, mit einer wunderbaren Ausstrahlung. Wie war

sie in seine Tasche gekommen? Er hatte sie vorher noch nie gesehen! Seine

Finger schlossen sich zart um die Medaille und

er dachte sofort wieder voller Liebe und Dankbarkeit an Mutter Maria, die

ihn nicht nur vor der größten Dummheit seines Lebens bewahrt hatte, sondern ihm

wieder das Urvertrauen seiner Kindheit ins Herz gesetzt hatte. Er wusste: nun

würde doch noch alles gut werden! Franziska Michels, Ecklak

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