krimi1c

Ich schaue flüchtig auf meine Armbanduhr- kurz vor elf. Es war ein langer Tag gewesen. Ich weiß bereits nicht mehr, wie ich heute morgen aufgestanden bin. Doch das gehört momentan wirklich zu meinen geringsten Problemen. Also mal ernsthaft- jemand versucht mich umzubringen! Das sollte mir zu denken geben.

So, man könnte mich jetzt natürlich auch für verrückt erklären. Das würde ich auch keinen übel nehmen. Immerhin hänge ich nicht gerade elegant, mit nichts weiter als einer Boxershorts (sie ist blau mit gelben Entchen) bekleidet an einen Balkon versuche möglichst still zu sein.

Es dringt immer wieder Geschrei vom Fenster zu mir, aber ich kann nur einige Wortfetzen heraushören. Z.B.: mieses Schwein, Arschloch, Hals umdrehen,... Das mag sich für manche sicherlich brutal und unmenschlich anhören, ist aber leicht zu erklären: Mit besten Absichten meine Ehefrau zu betrügen, ging ich heute nach der Arbeit mit meiner Kollegin nach Hause. Meine Frau muss mir gefolgt sein und als sie an der Wohnungstür klingelte, flüchtete ich auf den Balkon, wo ich seit einer guten halben Stunde bin.

Und jetzt der Augenblick, der kommen musste: Meine Frau steht, bewaffnet mit einen Baseballschläger(wo hat sie den denn her?), mit den sie eine drohende Bewegung macht, am Fenster. Vor Schreck falle ich runter. Zwar nicht weit, aber ich hätte mir trotzdem ernsthaft wehtun können, wäre ich nicht weich gelandet. Noch bevor ich analysiere, worauf ich gelandet war, kam ein alter Mann mit zerrissenen Klamotten(vermutlich ein Obdachloser) und einen Geschrei, das mir durchaus aus Zombie-Filmen bekannt war auf mich zugestürmt. Sofort bin ich wieder auf den Beinen und laufe um mein Leben! Erst jetzt wird mir klar, dass ich wahrscheinlich auf seinen Schlafplatz gelandet bin.

Inzwischen kam auch meine Frau aus der Haustür. Meine Schritte werden dadurch automatisch schneller. Ein Mann mit einer Entchenunterhose verfolgt von einer wütenden Frau mit Baseballschläger und einen übel knurrenden Penner. Manche würden diese Situation als komisch bezeichnen, ich aber als eher typisch für mein Leben.

Ich denke nur noch, oh Gott bitte hilf mir! Und plötzlich kommt es mir: das Kloster. Es muss hier gleich um die Ecke sein und die Schwestern sind bestimmt schon im Bett. Ohne noch großartig darüber nachzudenken, floh ich durch ein Fenster hinein, was ein Geräusch verursachte. Hoffentlich hat das keiner gehört. Ich schaue mich nach einen Versteck um, wo ich mich kurzfristig aufhalten konnte. Finde aber nichts passendes und kehrte wieder um.

„Was machen S i e denn hier? Machen Sie, dass Sie fortkommen!“ ertönte auf einmal eine Stimme, sodass ich fast einen Herzinfarkt bekomme. Aber dann denke ich, dass ich meine Frau und den alten Mann bestimmt schon abgehängt habe und mit einen gedachten Nichts lieber als das, flüchtete ich.

P.S. Seit der Scheidung von meiner Frau, gehe ich regelmäßig in die Kirche… an Weihnachten und Ostern, aber dafür mit großer Freude. von Mona, 15 Jahre

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