Nordwärts

Gepostet am: Jul 31, 2015 12:7:9 PM

26.. Juni - 1. Juli 2015

Wir versuchen den Weg nach Norden so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten, trotz der kurzen Zeit, die uns bleibt, möchten wir doch viel von der Landschaft, den Häusern und den Städtchen sehen. So fahren wir meist auf kleinen Landstrassen und unser Navi sucht uns eigentlich ganz von selbst tolle Landstriche aus. Das Land ist weit, im Süden sehr heiss und trocken. Sie haben Platz zum Verschwenden und können sich in ihren Gärten nach Herzenslust austoben. Es geht über liebliche Hügel durch Farmland an kleinen Dörfern vorbei. Wir entscheiden uns für einen schönen Campground direkt am See und werfen wieder einmal den Grill an. Es ist erst Nachmittag und so können wir gemütlich Lesen und die Umgebung genissen. Beim Einnachten sehen staunen wir über die hunderte von Glühwürmchen, einfach toll, das haben Roger und ich seit unserer Kindheit nicht mehr gesehen und für Yannick ist es das erste Mal und er ist fasziniert. Bereits in der Nacht fallen die ersten Regentropfen. Das ungewohnte Geräusch weckt uns auf, haben wir es doch seit Wochen nicht mehr gehört. Am nächsten Tag will es gar nicht mehr aufhören zu regnen. So wird das Fahren der notwendigen 500 Meilen schon etwas anstrengend aber auch das schaffen wir und treffen gegen den späten Nachmittag in Gettysburg ein. Den gewünschten Campground können wir aber erst gar nicht betreten, da er wegen des zu befürchtenden Hochwassers bereits evakuiert wurde. Wir haben Glück und finden nur wenige Meilen weg ein schönes Plätzchen und sind alle extrem froh, dass wir einen Camper haben und nicht wie viele um uns herum das Zelt im strömenden Regen und auf pflotsch nassem Untergrund aufstellen müssen. Wir machen uns kurze Zeit später auf ins historische Städtchen von Gettysburg, welches Mittelpunkt der wohl entscheidensten Schlacht des Sezessionskrieges war. Sehr hübsch erhalten, viele alte Gebäude stehen noch, es ist alles vorller Blumen und da es kurz vor dem 4. Juli ist auch alles beflaggt. Leider ist es für uns bitter kalt (ca. 12°) und ich bin froh, dass ich die warmen Kleider nicht auf der Paroya gelassen habe. Diese Temperaturen hatten Yannick und ich wohl zu Letzt bei unserem Besuch in Florida im letzten November. Wir schlendern durchs Städtchen und machen die eine oder andere Weindegustation. Ein saurer Tropfen und keine Flasche unter 20 Dollar aber es wird halt in historischer Umgebung angebaut und für das lassen sich die Amerikaner alles etwas kosten. Aufs Essen verzichten wir angesichts der bereits späten Stunde und genehmigen uns im warmen Camper Spaghetti mit Tomatensauce und in Ermangelung einer Alternative, einen sauren Tropfen Merlot aus der Gegend. Brr.... Der nächste Tag steht ganz im Zeichen der Vergangenheit. Bereits um 09.00 stehen wir im Information Center der Schlacht von Gettysburg. Es ist wirklich toll und interessant gemacht. Ein informativer und bestens animierter Film gibt uns einen Ueberblick über die drei Tage dauernde Schlacht. Das 100 Meter lange Rundpanoramebild (wie das Panorama der Schlacht von Murten) einen animierten Eindruck des Angriffs und das angschlossene Museum rundet den Eindruck ab. Wir kaufen die geführte Autotour mit drei CD's und fahren während der nächsten zwei Stunden einen bestens beschilderten Weg über sämtliche Schlachtfelder ab. Es war wirklich interessant und ich würde sagen ein Ausflug dorthin lohnt sich für Geschichtsinterssierte wirklich. Glücklicherweise hat es aufgehört zu regnen und so gehts wiederum auf neben Strassen Richtung Lancaster. Die Gegend bis dahin ist völlig ländlich, das merken wir auch nachdem wir an einer Tankstelle unseren Schluckspecht (säuft 28 Liter auf 100km) gefüllt haben und er nur noch bockt. Muss wohl minderwertiges Benzin mit viel Etanol drin gewesen sein, Auf jeden Fall hüten wir uns den Motor zu fest zu drücken, wir wollen ja nicht irgendwo in der Pampa stehen bleiben. Rund um Lancaster wollen wir uns die Lebensweise der Amisch-People etwas näher ansehen. Lancaster selber bietet eigentlich nicht wirklich etwas ist wohl auch etwas trostlos, da Sonntag ist. So lassen wir uns im Amischland-Information Center beraten. Die Amischen sind sehr gottesfürchtige Menschen und am Sonntag ist Arbeiten eine Sünde und nur das Beten erlaubt. So fahren wir halt etwas über Ihr Land und besichtigen die wunderbar sauber herausgeputzen Farmen. Es ist wirklich beeindruckend wie akurat alles ist. Jedes Beet ist eine Millimeterarbeit, es liegt kein Stäublein auf dem Vorplatz und jedes Haus sieht aus wie frisch gestrichen. Es kommen uns sehr viel Kutschen der Amischen entgegen, welche wohl von ihren Besuchen bei den verschiedenen Kirchen (meist in Privathäusern) zurückkommen. Gegen den späten Nachmittag ist die männliche Spezis draussen am Ballspielen die Frauen wohl im Haus am Arbeiten. Die Rollenverteilung ist sehr strickt und ein amerikaniches Ehepaar auf unserem Campground hat uns erzählt, dass wenn das Pferd den Wagen einen Stutz nicht heraufziehen vermag immer nur die Frauen aussteigen und schieben und alle Männer, nicht nur der Kutscher, in der Kutsche sitzen bleiben.... ui! Der nächste Tag ist wie frisch gewaschen, alles strahlt und wir fahren mit dem Camper ins Zentrum des Städtchen Intercourse. Viele Läden haben deutsche Namen, wie Zimmermann, Braun oder sogar Meier. Die Menschen sind unterwegs zu ihren Einkäufen und das natürlich alles im Einspänner. Wir besuchen einen Laden wo die Produkte der Amischfrauen verkauft werden vor allem Quilt, Pfannenblätze, Schürzen, Tischdecken und Tischsets etc.. Mit der älteren Dame entsteht ein reges Gespräch und sie ist wohl genau so gwundrig auf unser Leben wie wir auf ihres also tasten wir uns gemeinsam vor um etwas mehr von der anderen Lebensweise zu erfahren. Wir erfahren auch, dass ihre Bibel nach wie vor in Altdeutsch geschieiben und auch gelesen wird. Für uns war es eine tolle Erfahrung. Wir sind begeistert, wie sauber alles ist, staunen über die tolle und riesige Metzgerei mitten im Städtchen, gehen von Laden zu Laden, geneissen einen feinen Kaffee und eine wunderbare Brezen alles in allem ein herrlicher Morgen. Nochmals fahren wir über das Amischland und heute Montag hängt bei jedem Haus, aber wirklich bei jedem die Sonntagswäsche sämtlicher Familienmitglieder in Reih und Glied auf der Leine. Man bedenke, sie haben keinen Strom, keine Waschmaschine, einfach nichts was einem die Haus- und Feldarbeit erleichtern würde. Für uns der Wahnsinn. Reich an Neuem wird schon die letzte Etappe zurückgelegt und nach über 2000 gefahrenen Meilen wird ein letztes Mal auf einem wunderbar in Mitten der Natur gelegenen Campground übernachtet und schon am nächsten Morgen geben wir unseren Camper in Newark ab, steigen ins Taxi und fahren in den Big Apple hinein.

Abraham Lincoln mit dem Brief von Gettysburg

Ueben zum Nachstellen der Schlacht anlässlich des 4. Juli

Blick auf einen Teil des Schlachtfeldes bei Gettysburg

Panoramabild der Schlacht

Alte Schreinerei umgebaut zum Laden in Intercourse

Schade war die Paroya schon aufgeladen, das eine oder andere wäre sicher in ihrem Bauch verschwunden

Amisch-Farm

Serviert wurde ein 'typisches' amisches Nachtessen. Um 21h waren wir bereits mutterseelen alleine.

Wie im Berner Oberland